Freitag, April 26, 2024

Vor allem alte Menschen profitieren vom Blutdruck senken

Medikamentöses Blutdruck senken verringert bei alten Menschen das Risiko für Herzinfarkt um mehr als 25%, bei Schlaganfall um ein Drittel.

Noch bis Anfang der 1990er-Jahre des letzten Jahrhunderts war es wissenschaftlich nicht bewiesen, ob auch alte Menschen über 60 Jahre von Blutdruck senken überhaupt profitieren. Dann konnte jedoch in der STOP-Hypertension-Studie (Swedish trial in old patients with hypertension) und in der SHEP-Studie (Systolic Hypertension in the Elderly Program) nachgewiesen werden, dass auch alte Menschen über 60 Lebensjahre und Patienten mit rein systolischer Blutdruckerhöhung massiv vom Blutdruck senken profitieren.

In diesen Studien mit älteren Patienten war die relative Risikoreduktion für Schlaganfall, Herzinfarkt und plötzlichen Herztod vergleichbar mit der Risikoreduktion in Studien mit jüngeren Patienten, die schon in den 1960er- und 1970er-Jahren die Überlegenheit der medikamentösen Blutdrucksenkung gegenüber Placebo dokumentiert hatten.

Da jedoch die absolute Zahl der Schlaganfälle und Herzinfarkte in der Gruppe der Älteren deutlich höher ist, übersetzt sich eine Risikoreduktion von etwa einem Drittel in deutlich höhere Zahlen verhinderter Ereignisse. Gerade die Reduktion eines systolischen Blutdrucks auf 143 mmHg im Vergleich zur Kontrollgruppe (155 mmHg) in der SHEP-Studie ergab schon eine Reduktion des Schlaganfallrisikos um mehr als ein Drittel und eine Reduktion um mehr als ein Viertel bezüglich Herzinfarkt und Koronartod. Diese Daten und weitere Folgestudien haben dazu geführt, dass auch für über 60-Jährige das Therapieziel von 140 mmHg in nationalen und internationalen Leitlinien festgelegt wurde.



 

Blutdruck senken reduziert auch bei alten Patienten über 80 Jahre Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Ereignisse

Gerade bei alten Menschen sollte man jedoch den Blutdruck behutsam senken. Möglicherweise zunächst auch erst mittels nichtmedikamentöser Maßnahmen. Bei Blutdruck senken mit Medikamenten sind bei alten Menschen Nebenwirkungen wie orthostatischer Schwindel besonders zu beachten. Hier hilft eine regelmäßige Blutdruckmessung sowohl im Sitzen als auch im Stehen.

In den letzten Jahren zeigen nun Daten aus der HYVET-Study (Hypertension in the Very Elderly Trial), dass auch bei alten Menschen über 80 Jahre das konsequente adäquate Blutdruck senken Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Ereignisse reduzieren konnte. In der HYVET-Studie wurden 1933 Patienten mit einem Ausgangsblutdruck von systolisch 173 mmHg medikamentös behandelt. Gegenüber einer etwa gleich großen Placebo-Gruppe ergab sich eine Reduktion um etwa ein Drittel im Bereich Schlaganfall, auch bezüglich der Nebenwirkungen ergaben sich keine wesentlichen Probleme. Im Gegenteil, es zeigte sich sogar eine höhere Rate unerwünschter Ereignisse in der Placebo-Gruppe.

 

Bei alten Menschen über 80 Jahre den Blutdruck auf 150 mmHg senken

Bei den über 80-Jährigen wird allerdings systolisch nur eine Blutdrucksenkung auf 150 mmHg angestrebt. Keinesfalls sollte jedoch bei älteren oder sehr alten Patienten ein therapeutischer Nihilismus vorherrschen.

Das durchschnittliche Alter für Herzinfarkte liegt in den westlichen Industrieländern bei über 70 Jahre und Schlaganfälle treten trotz der insgesamt sehr erfolgreichen Reduktion durch eine Blutdrucksenkung in den letzten Jahrzehnten zum Teil noch später auf.



 

Konsequente Blutdrucksenkung mit Augenmaß lohnt sich

Zusammenfassend lohnt sich ein konsequentes Blutdruck senken mit Augenmaß betrieben gerade bei alten Menschen bis über 80 Jahre. Das Ziel der Deutschen Hochdruckliga ist die weitere Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfall und Herzinfarkt durch eine Behandlung der arteriellen Hypertonie, des Risikofaktors Nummer eins auch bei Älteren.


Quelle:

Vortrag von Professor Dr. med. Burkhard Weisser, Vorstandsmitglied der DHL®, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Kiel – im Rahmen der Pressekonferenz der Deutschen Hochdruckliga e.V. (DHL)® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention anlässlich des Welt-Hypertonie-Tages am Montag, den 11. Mai 2015, Dependance der DGIM, Berlin.

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