Dienstag, April 16, 2024

Biologika zur Therapie von Allergien und allergischem Asthma

Aufgrund der immunologischen Mechanismen kommen zur Therapie von Allergien nun auch Biologika zum Einsatz, wie bereits bei allergischem Asthma.

Vor allem für Patienten mit schweren allergischen Erkrankungen sind bereits verschiedene Biologika-Medikamente zur Therapie von Allergien verfügbar, die sich bei anderen entzündlichen Erkrankungen wie allergischem Asthma bereits bewährt haben. Die Entwicklung der Biologika erfolgt dabei auf Basis monoklonaler Antikörper, die auf die Hemmung der Th2-Zytokine Interleukin-4, Interleukin-5 und Interleukin-13 abzielen. Solche Biologika stellen potenziell wirksame Therapien für Asthma und Allergien dar.

Im Grunde genommen greifen die Antikörper jedenfalls gezielt in genau die Entzündungsprozesse ein, die zum Anschwellen der Schleimhaut in Nase, Nasennebenhöhlen und in der Bindehaut des Auges führen. Übrigens haben die auf Biologika basierenden Therapien wirksame Behandlungen für schwer zu behandelndes Asthma und Allergien ein Sicherheitsprofil, das in den meisten veröffentlichten Studien mit Placebo vergleichbar ist.



 

Biologika, monoklonale Antikörper und Zytokine

Biologika (auch Biopharmazeutika oder englisch Biologicals) sind biotechnologisch hergestellte Proteine. Beispielsweise monoklonale Antikörper (mAk) oder Botenstoffe (Zytokine). Sie sind seit der Jahrtausendwende wohl die Revolution schlechthin in der Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen und wurden weltweit bereits bei mehr als 400 Millionen Patienten angewendet. Und zwar unter anderem bei rheumatischen Erkrankungen.

Biologika sind maßgeschneiderte Medikamente, die genau und zielgerichtet ein definiertes Molekül im Rahmen der Immunantwort erkennen. Sie können somit zum Beispiel im Überschuss produzierte Botenstoffe abfangen und neutralisieren. Ein prominentes Beispiel für den Erfolg dieser Strategie sind Antikörper, die gegen den Tumor-Nekrose-Faktor α (TNF-α) gerichtet sind, einem pro-entzündlichem Mediator, der bei vielen rheumatologischen Erkrankungen überschießend produziert wird.

 

Allergien und allergisches Asthma mit Biologika-Therapie behandeln

Bei allergischen Erkrankungen ist vor allem das Asthma ein Haupt-Indikationsgebiet für Biologika und Zulassungen bestehen für Patienten mit schwerem Asthma, die trotz Standardtherapie nicht gut kontrolliert sind, aber auch für die rezidivierende Urtikaria (Nesselsucht). Aufgrund der immunologischen Mechanismen allergischer Erkrankungen sind für Biologika zahlreiche weitere Indikationsgebiete absehbar und in Erforschung.

Etwa die Prophylaxe schwerer allergischer Schockreaktionen (Anaphylaxie), Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien, atopisches Ekzem und Neurodermitis, sowie schwere Verläufe der allergischen Rhinitis, die chronische Sinusitis und Polyposis nasi und als Begleittherapie zu einer allergenspezifischen Immuntherapie.

Die größte Erfahrung besteht bislang mit dem anti-IgE-Antikörper Omalizumab und dem gegen Interleukin 5 (IL-5) gerichteten monoklonalen Antikörper Mepolizumab. Weitere Biologika bei Allergie-Erkrankungen sind derzeit in klinischen Studien erhältlich. Beispielsweise Dupilumab, ein spezifischer Anti-IL-4-/Anti-IL-13-Antikörper, oder Reslizumab (Anti-IL5 Antikörper).




Literatur:

Agache I, Rocha C, Pereira A, et al. Efficacy and safety of treatment with omalizumab for chronic spontaneous urticaria. A systematic review for the EAACI Biologicals Guidelines [published online ahead of print, 2020 Aug 7]. Allergy. 2020;10.1111/all.14547. doi:10.1111/all.14547

Bhalla A, Mukherjee M, Radford K, et al. Dupilumab, Severe Asthma Airway Responses, and SARS-CoV2 Serology [published online ahead of print, 2020 Aug 6]. Allergy. 2020;10.1111/all.14534. doi:10.1111/all.14534

Grayson MH, Feldman S, Prince BT, Patel PJ, Matsui EC, Apter AJ. Advances in asthma in 2017: Mechanisms, biologics, and genetics. J Allergy Clin Immunol. 2018;142(5):1423-1436. doi:10.1016/j.jaci.2018.08.033

Wise SK, Lin SY, Toskala E, et al. International Consensus Statement on Allergy and Rhinology: Allergic Rhinitis. Int Forum Allergy Rhinol. 2018;8(2):108-352. doi:10.1002/alr.22073

Walsh GM. Biologics for asthma and allergy. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg. 2017;25(3):231-234. doi:10.1097/MOO.0000000000000352


Quelle:

Statement » Biologika zur Behandlung von Allergien: Was können Betroffene erwarten? « von Professor Dr. med. Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie, Wiesbaden.

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