Donnerstag, März 28, 2024

Bewegungstherapie bei Krebs bringt verschiedene positive Effekte

Patienten mit Krebs, die konsequent eine Bewegungstherapie durchführen, fühlen sich fitter und leiden seltener unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom Fatigue.

Regelmäßiger Sport senkt nicht nur das Risiko, an Krebs zu erkranken. Körperliches Training beziehungsweise eine Bewegungstherapie kann auch die Behabndlung bei einer bestehenden Erkrankung mit Krebs unterstützen.



Ein internationales Forscher-Konsortium hat dazu unlängst unter Beteiligung von Wissenschaftlern vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg herausgefunden, dass Patienten mit Krebs, die regelmäßig eine Bewegungstherapie machen, sich nicht nur körperlich fitter und kräftiger fühlen, sondern auch ihre eigene Lebensqualität als besser beurteilen.

Durch die Bewegungstherapie litten die Patienten mit Krebs auch seltener unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom Fatigue. Interessanterweise scheinen jedoch bestimmte Patientengruppen mehr zu profitieren als andere.

 

Dank moderner Therapiemethoden geht die Sterblichkeit durch Tumorerkrankungen immer weiter zurück.

Während vor 1980 noch zwei Drittel der Krebspatienten ihrem Leiden erlag, kann heute mehr als die Hälfte dauerhaft geheilt werden. Mit dem Erfolg der Therapie gehen jedoch oft schwerwiegende Nebenwirkungen einher. Und auch nach abgeschlossener Behandlung leiden viele Betroffene unter körperlicher Schwäche, dem chronischen Erschöpfungssyndrom Fatigue und letztlich unter einem Verlust an Lebensqualität.

Das muss jedoch kein unabwendbares Schicksal sein. Zahlreiche Studien aus den letzten Jahren legen nahe, dass moderate bis anstrengende Bewegung dazu geeignet ist, etwa die Nebenwirkungen einer Krebstherapie abzumildern und die Lebensqualität zu verbessern. Der einzelne Patient profitiert davon nicht nur durch ein verbessertes körperliches Wohlbefinden.

Das kann darüber entscheiden, ob beispielsweise eine Chemotherapie wie geplant durchgeführt werden kann, und trägt somit indirekt auch zum Heilungserfolg bei.

 

Bewegungstherapie bringt den Patienten mit Krebs unterschiedliche therapeutische Vorteile

Allerdings: Der Effekt der Bewegungstherapie schwankt von Studie zu Studie zum Teil erheblich, da sich die untersuchten Zielgruppen ebenso wie die Art, Dauer und Intensität der Bewegungsprogramme deutlich unterscheiden. Das internationale Forschungskonsortium POLARIS (Predicting OptimaL cAncer RehabIlitation and Supportive care) hat deswegen den therapeutischen Nutzen von Sport und Bewegungstherapie bei Krebs genauer unter die Lupe genommen.



Die Wissenschaftler führten die Daten von Patienten aus insgesamt 34 Studien zusammen. Ziel war herauszufinden, welchen Effekt Sport während und nach einer Krebstherapie ausübt. Und zwar erstens auf das chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue. Zweitens auf die körperliche Ausdauer sowie auf die Muskelkraft. Und schließlich auch auf die selbstberichtete körperliche Funktionsfähigkeit im Alltag sowie auf die Lebensqualität.

Es zeigte sich, dass Sport einerseits zwar hilft. Andererseits aber nicht bei allen gleichermaßen. In Bezug auf Fatigue und die körperliche Funktionsfähigkeit im Alltag, etwa Koffertragen oder Treppensteigen, tat Sport besonders den Patienten gut, die in diesen Bereichen starke Probleme hatten. Hinsichtlich Muskelkraft und Lebensqualität profitierten alle Patienten von einem Training während der Krebstherapie, unabhängig von ihrem Ausgangslevel.

 

Bewegungstherapie mit moderatem Krafttraining nach der Krebstherapie

Nach Abschluss der Krebstherapie schien ein moderates Krafttraining jedoch vor allem weniger sportliche Patienten zu kräftigen und zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen. Vermutlich benötigen Patienten, die bereits über eine mäßige bis gute Fitness verfügen, ein intensiveres Training.

Darüber hinaus zeigte sich, dass Patienten mit sehr niedriger Ausdauerleistungsfähigkeit weniger von einem Ausdauertraining während der Therapie profitieren als andere. Möglicherweise waren diese Patienten während der anstrengenden Krebstherapie mit dem Training überfordert.

Im Grunde genommen glauben die Forscher, dass alle Krebspatienten von Ausdauer- und Krafttraining profitieren können. Daher sollten alle Betroffenen mehr Bewegung machen, um ihr persönliches Wohlbefinden und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Die Erkenntnisse aus der Studie legen aber nahe, dass es sinnvoll sein kann, die Bewegungstherapie noch stärker an den individuellen Voraussetzungen der einzelnen Patienten bei Krebs auszurichten, um die Effekte im Rahmen einer Krebstherapie noch effizienter ausnutzen zu können. Schließlich sollte eine individualisierte Sporttherapie wichtiges Ziel sein.




Literatur:

Buffart LM, Sweegers MG, May AM, Chinapaw MJ, van Vulpen JK, Newton RU, Galvão DA, Aaronson NK, Stuiver MM, Jacobsen PB, Verdonck-de Leeuw IM, Steindorf K, Irwin ML, Hayes S, Griffith KA, Lucia A, Herrero-Roman F, Mesters I, van Weert E, Knoop H, Goedendorp MM, Mutrie N, Daley AJ, McConnachie A, Bohus M, Thorsen L, Schulz KH, Short CE, James EL, Plotnikoff RC, Arbane G, Schmidt ME, Potthoff K, van Beurden M, Oldenburg HS, Sonke GS, van Harten WH, Garrod R, Schmitz KH, Winters-Stone KM, Velthuis MJ, Taaffe DR, van Mechelen W, José Kersten M, Nollet F, Wenzel J, Wiskemann J, Brug J, Courneya KS. Targeting Exercise Interventions to Patients With Cancer in Need. An Individual Patient Data Meta-Analysis. J Natl Cancer Inst. 2018 Nov 1;110(11):1190-1200. doi: 10.1093/jnci/djy161. PMID: 30299508; PMCID: PMC6454466.


Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) – www.dkfz.de

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