Samstag, April 20, 2024

Sport und Bewegung bei COPD

Sport und Bewegung bei COPD helfen den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen, Bewegungsmangel führt zu häufigeren Krankenhausaufenthalten und Todesfällen.

Im Grunde genommen sind viele Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) körperlich zu inaktiv. Dieser Mangel an Sport und Bewegung vermindert die Ausdauer von COPD-Patienten. Zudem verringert sich die Muskelkraft und die Muskelmasse, was die Entzündung verstärken kann. Hingegen können Lungenpatienten den Krankheitsverlauf durch regelmäßige Bewegung und Sport bei COPD – der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung – günstig beeinflussen.

Übrigens gilt auch oxidativer Stress heute als wichtiger Faktor in der Pathogenese der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Wobei regelmäßig Sport und Bewegung die antioxidativen Abwehrkräfte erhöht und die Fähigkeit der COPD-Patienten insgesamt verbessert, oxidativem Stress entgegenzuwirken.



 

COPD als Raucherlunge oft verharmlost

Unter dem Strich leiden heutzutage Millionen Menschen an einer COPD. Wiewohl etwa 90 Prozent von ihnen Raucher sind oder früher waren. Doch oft wird die COPD als Raucherlunge verharmlost. Bei Symptomen wie lang anhaltendem Husten mit zähem Schleim und Atembeschwerden sollten Betroffene stattdessen sofort den Arzt konsultieren. Denn diese könnten Anzeichen für eine chronische Entzündung der Atemwege sein und einen beginnenden Abbau der Lungenbläschen, ein so genanntes Lungenemphysem sein. Durch die resultierende Überblähung der Lungen verliert das Atmungsorgan dann zunehmend seine Funktion.

Menschen mit COPD leiden daher unter zunehmender Luftnot – zunächst nur bei anstrengenden Tätigkeiten, später auch im Ruhezustand. Deshalb neigen die meisten Patienten dazu, sich körperlich zu schonen. Aber das kann den Krankheitsverlauf dramatisch beschleunigen. Denn je weniger Patienten Bewegung und Sport bei COPD betreiben und sich körperlich im Alltag betätigen, desto schneller wird die Muskulatur abgebaut, was wiederum die körperliche Belastbarkeit reduziert.

Das bestätigte übrigens unlängst auch eine Langzeitstudie an 200 Patienten mit COPD. Dabei trugen alle Teilnehmer eine Woche lang ein Armband, das ihre körperliche Aktivität im häuslichen Alltag aufzeichnete. Nach zwei bis drei Jahren wurde die Messung wiederholt. Das Ergebnis zeigte, dass je weniger sich die Patienten bewegten, desto schneller nahm ihre Leistungsfähigkeit ab. Dies bestätigte die Ergebnisse älterer Untersuchungen, dass die Abnahme der körperlichen Aktivität ein wichtiger Faktor ist. Denn die Patienten mit COPD fühlen sich nicht nur schlechter, sondern der Mangel an Sport und Bewegung führt auch zu häufigeren Aufenthalten im Krankenhaus und vermehrten Todesfällen.



 

Empfehlungen

Die European Respiratory Society hat bereits vor mehreren Jahren eine Stellungnahme veröffentlicht, die Menschen mit COPD auffordert, ihre Schonhaltung aufzugeben und angemessen Sport und Bewegung zu betreiben. Patienten sind oft leistungsfähiger als sie denken: Mehrere Langzeitstudien haben gezeigt, dass bereits geringe Mengen an körperlicher Aktivität die Sterblichkeit von Patienten mit chronischen Erkrankungen senken kann.

Neben einer professionellen Rauchentwöhnung, sollte ein moderates Trainingsprogramm von Anfang an zur sofortigen Behandlung gehören. Die Patienten sollten so früh wie möglich beginnen, sich bei Sport und Bewegung wieder mehr zu belasten – und zwar bereits am besten im Frühstadium der COPD. Oft reichen schon 15 bis 30 Minuten tägliches schnelleres Spazierengehen oder Nordic Walking aus, um den Krankheitsverlauf der Patienten positiv zu beeinflussen.




Literatur:

Waschki B, Kirsten AM, Holz O, Mueller KC, Schaper M, Sack AL, Meyer T, Rabe KF, Magnussen H, Watz H. Disease Progression and Changes in Physical Activity in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Am J Respir Crit Care Med. 2015 Aug 1;192(3):295-306. doi: 10.1164/rccm.201501-0081OC. PMID: 26020495.

Watz H, Pitta F, Rochester CL, Garcia-Aymerich J, ZuWallack R, Troosters T, Vaes AW, Puhan MA, Jehn M, Polkey MI, Vogiatzis I, Clini EM, Toth M, Gimeno-Santos E, Waschki B, Esteban C, Hayot M, Casaburi R, Porszasz J, McAuley E, Singh SJ, Langer D, Wouters EF, Magnussen H, Spruit MA. An official European Respiratory Society statement on physical activity in COPD. Eur Respir J. 2014 Dec;44(6):1521-37. doi: 10.1183/09031936.00046814. Epub 2014 Oct 30. PMID: 25359358.

Rohrer V, Schmidt-Trucksäss A. Impact von Bewegung, Sport und Rehabilitation bei Asthma und COPD. [Impact of exercise, sport and rehabilitation therapy in asthma and COPD.] Ther Umsch. 2014 May;71(5):295-300. German. doi: 10.1024/0040-5930/a000516. PMID: 24794340.

Waschki B, Kirsten A, Holz O, Müller KC, Meyer T, Watz H, Magnussen H. Physical activity is the strongest predictor of all-cause mortality in patients with COPD. A prospective cohort study. Chest. 2011 Aug;140(2):331-342. doi: 10.1378/chest.10-2521. Epub 2011 Jan 27. PMID: 21273294.

H. Watz, B. Waschki, T. Meyer, H. Magnussen. Physical activity in patients with COPD. European Respiratory Journal 2009 33: 262-272; DOI: 10.1183/09031936.00024608

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