Donnerstag, April 18, 2024

Beta-Zellen und die Diabetes-Entstehung

Bei Diabetes gehen die Insulin produzierenden Beta-Zellen, die in der Bauchspeicheldrüse sind, entweder zugrunde (Typ 1) oder sind in ihrer Funktion gestört (Typ 2).

Diabetes 1 und 2 gemeinsam ist die Tatsache, dass die Insulin produzierenden Beta-Zellen, die in der Bauchspeicheldrüse sind, entweder zugrunde gehen (Typ 1) oder in ihrer Funktion gestört sind (Typ 2). Die wesentlichen Funktionen dieser Beta-Zellen sind Produktion und Ausschüttung von Insulin im Verhältnis zum Blutzucker. Das bedingt, dass die Beta-Zelle neben der Produktion von Insulin auch Blutzucker messen kann. Insulin auf der anderen Seite ist wichtig, damit – nach dem Essen – v. a. Muskel- und Fettzellen Zucker aufnehmen und als Energie verwenden können und – im nüchternen Zustand – die Glukoseproduktion der Leber kontrolliert wird. Unbehandelt kann ein Diabetes Typ 1 zum Tode, ein schlecht eingestellter Diabetes Typ 1 oder Typ 2 zu Lebensqualität einschränkenden Komplikationen führen.

 

Beta-Zellen und Entzündung (Prof. Marc Y. Donath, Basel)

Einige chronisch-entzündliche Krankheiten wie z.B. rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte oder Gicht sind mit dem sogenannten „metabolischen Syndrom“ vergesellschaftet. Letzteres ist ein Zusammentreffen von mehreren Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, wie Diabetes mellitus Typ 2, hoher Blutdruck und hohes Cholesterin. Diesen Syndromen liegt Übergewicht mit der assoziierten sogenannten Insulinresistenz zugrunde. Interessanterweise scheint auch die Funktion der Beta-Zelle beim Typ-1- und Typ-2-Diabetes durch entzündliche Prozesse beeinträchtigt zu werden. Prof. M. Donath ist ein renommierter Forscher auf diesem Gebiet und wird in seinen Ausführungen die neuesten Aspekte zwischen Beta-Zelle und Entzündung aufzeigen. Er wird auch mögliche Ansätze einer anti-entzündlichen Therapie für den Erhalt der Beta-Zell Funktion beleuchten.

 

Beta-Zellen und mikro-RNA (Prof. Romano Regazzi, Lausanne)

Mikro-RNA sind kleine Schnipsel Ribonukleinsäuren. Sie regulieren die Produktion von Eiweißen nach dem Übersetzen einer Erbeigenschaft (Gen) auf die Ribonukleinsäuren. Dabei beeinflusst eine bestimmte mikro-RNA die Produktion von mehreren Eiweißen. Bestimmte mikroRNA sind auch für die Funktion von Beta-Zellen und damit für das Entstehen von Diabetes mitverantwortlich. Prof. Regazzi aus Lausanne konnte nun zeigen, dass die Bestimmung bestimmter mikro-RNA im Blut von Patienten nicht nur zur frühzeitigen Diagnose von Diabetes führen kann, sondern auch die frühzeitige Aufdeckung von mit Diabetes assoziierten Komplikationen mit dem Nachweis von bestimmten mikroRNA vergesellschaftet ist. Er wird die neuesten Erkenntnisse im Bereiche Beta-Zelle und mikro-RNA als Marker für Diabetes respektive der assoziierten Komplikationen vorstellen.

 

Beta-Zellen und Bildgebung

Zur Erforschung der Funktionsweise der Beta-Zelle braucht es eine Bildgebung, die in der Lage ist, repetitiv – und wenn möglich nicht invasiv – die Beta-Zellen und ihre „Infrastruktur“ (z. B. Blutgefässe) zu erfassen. Dies ist Prof. T. Lasser aus der EPFL mittels der sogenannten „Functional Optical Coherence Imaging (FOCI)“ im Mausmodell gelungen. Dabei werden menschliche Beta-Zellen in die vordere Augenkammer einer Maus transplantiert. Diese Beta-Zellen mit ihren Gefäßen können nun über die Zeit verfolgt werden. Dabei können die verschiedenen Mechanismen erforscht werden, die zur Dysfunktion der Beta-Zellen führen. Angedacht sind natürlich auch etwaige therapeutische Interventionen.

 

Beta-Zellen und Transplantation

Die Heilung des Diabetes Typ 1 war schon immer das Ziel verschiedener Spezialisten im Diabetesbereich. Dabei wurde, als elegante Alternative der Transplantation der ganzen Bauchspeicheldrüse, die alleinige Transplantation der Beta-Zellen vor ca. 20 Jahren erstmals durchgeführt. Der große Vorteil dieser Methode besteht darin, dass diese Beta-Zellen einem Patienten in den Leberkreislauf injiziert werden können und somit keine große Operation nötig ist. Prof. T. Berney aus Genf gehört zu den Pionieren dieser Methode. Er wird die neuesten Erkenntnisse aus diesem Therapieansatz zusammenfassen.

 

Quelle:

Der Insulinfabrik auf der Spur: wo und wie Diabetes entsteht. Professor Dr. Dr. med. Emanuel Christ, Tagungspräsident und Präsident der SGED, Stellvertretender Chefarzt FMH Endokrinologie und Diabetologie sowie Innere Medizin am Inselspital, Universitätsspital Bern

59. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, 21. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechsel und Frühjahrstagung 2016 der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie Donnerstag, Mai 2016 –

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