Donnerstag, April 18, 2024

Belatacept nach Nierentransplantation mit großer Sorgfalt anwenden

Belatacept ist nach einer Nierentransplantation zugelassen und soll kombiniert mit anderen Wirkstoffen einer Abstoßungsreaktion des Körpers auf das Spenderorgan vorbeugen.

Belatacept – mit dem Markennamen Nulojix – ist ein Fusionsprotein, das die zwei Oberflächenrezeptoren CD80 und CD86 der T-Zellen bindet. Außerdem blockiert die Substanz die CD28 vermittelte Co-Stimulation blockiert. Dadurch hemmt die Behandlung auch die Abstoßungsreaktion. Die Umstellung auf die Belatacept- Immunsuppression erfolgt vor allem nach Nierentransplantation, wenn Calcineurin-Inhibitoren keine Option kann. Allerdings ist die Behandlung mit einem hohen Risiko einer akuten Abstoßung verbunden. Deswegen hat die Umstellung mit höchster Sorgfalt und intensiver Überwachung zu erfolgen. Hierzu kann eine schrittweise Umstellung und serielle Immunüberwachung mit dem Protein CXCL9 im Harn die Sicherheit deutlich erhöhen.

Zur Erhaltungstherapie bekommt der Patient alle 4 Wochen eine 30 Minuten andauernde Infusion. Und zwar in der Dosierung von 5 mg pro kg Körpergewicht. Durch die bessere Nierenverträglichkeit ist ein verlängertes Transplantat-Überleben und das Ausbleiben von Interaktionen zu erwarten. Die Anwendung von Belatacept erfolgt in Kombination mit Kortikosteroiden und dem Antibiotikum Mycophenolsäure.

 

Immunsuppressivum Belatacept

Belatacept ist der erste sogenannte T-Zell-Co-Stimulationsblocker. Wirkstoffmäßig handelt es sich um ein lösliches, rekombinant hergestelltes Fusionsprotein. Es besteht einerseits aus der extrazellulären Domäne des humanen zytotoxischen T-Lymphozyten-assoziierten Antigen-4 und andererseits aus der Fc-Domäne des humanen Immunglobulin G1-Antikörpers.

Die immunsuppressiven Eigenschaften von Belatacept beruhen auf seiner stärkeren Bindung an die Moleküle CD80 und CD86 auf der Oberfläche von Antigen-präsentierenden Zellen. Die Bindung verhindert in der Folge die CD28 vermittelte Co-Stimulation und damit die Aktivierung von naiven T-Zellen. Sie sind die wichtigsten Mediatoren für die Abstoßungsreaktion. Nach der ersten Anwendung von Belatacept wird der CD86-Rezeptor an der Oberfläche Antigen-präsentierender Zellen zu 90% gesättigt.

 

Pharmakokinetik und Dosierung

Jedenfalls appliziert man die Substanz Belatacept intravenös in die Blutbahn. Wobei die Anwendung eine halbe Stunde lang andauert. Jedenfalls beginnt der Einsatz des Fusionsproteins am Tag eins der Transplantation. Danach wird der Belatacept an Tag 5, 14 und 28 verabreicht. Ab dem zweiten Monat nach der Transplantation ist eine vierwöchige Anwendung angezeigt.

Nach intravenöser Gabe kommt es zur Eliminierung der Substanz mit einer Halbwertszeit von 8 bis 10 Tagen. Das Steady-state während der Induktionsphase stellt sich in der Woche 8 ein. In der Erhaltungsphase bis zum Ende des sechsten Behandlungsmonats. Wegen der hauptsächlich intravasalen Verteilung fällt das Verteilungsvolumen mit 7,7 Liter niedrig aus.

Faktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, Nierenfunktion, Diabetes oder Dialyse beeinflussten nach der Nierentransplantation die Clearance von Belatacept nicht.

 

Anwendung

Der Wirkstoff Belatacept ist in Kombination mit Kortikosteroiden und Mycophenolsäure zur Prophylaxe der Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantationen bestimmt. Für die Induktionstherapie empfehlen dementsprechende Studien die Beigabe eines Interleukin-2-Rezeptorantagonisten. Wobei die Behandlung Belatacept ein Spezialist einleiten und begleiten sollte, der über Erfahrung im
Umgang mit einer immunsupprimierenden Therapie und Patienten mit Nierentransplantation hat.

Literatur:

Malvezzi P, Fischman C, Rigault G, Jacob MC, Raskovalova T, Jouve T, Janbon B, Rostaing L, Cravedi P. Switching renal transplant recipients to belatacept therapy: results of a real-life gradual conversion protocol. Transpl Immunol. 2019 Oct;56:101207. doi: 10.1016/j.trim.2019.04.002. Epub 2019 May 6


Quelle: https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/nulojix-epar-product-information_de.pdf

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