Samstag, April 20, 2024

Orale Therapie mit Baricitinib gegen rheumatoide Arthritis

Der Wirkstoff Baricitinib ist ein Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitor), der als orale Therapie der rheumatoiden Arthritis (auch in Kombination mit Methotrexat) gute Wirkung zeigt.

Das orale, zielgerichtete synthetische DMARD Baricitinib ist ein Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitor), der JAK1 und JAK2 hemmt, die am Krankheitsgeschehen der rheumatoiden Arthritis (RA) beteiligt sind. Baricitinib zeigt dabei sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Methotrexat gute Wirkung bei der Therapie von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis ein.

Und zwar wenn RA-Patienten auf andere DMARDs unzureichend ansprachen oder diese nicht vertragen konnten. Als Disease-modifying anti-rheumatic drug, kurz DMARD, bezeichnet man verschiedene Wirkstoffe, die das Fortschreiten einer rheumatoiden Arthritis verlangsamen können.

Unter dem Strich gilt das Baricitinib einmal täglich als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat als eine wirksame und allgemein gut verträgliche Behandlung für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis. In einer klinischen Phase-3-Studie zeigten beispielsweise die Patienten deutlich weniger Erkrankungssymptome.

 

Wirkung von Baricitinib gegen rheumatoide Arthritis

Die weltweit erste klinische Phase-3-Studie mit dem Wirkstoff Baricitinib brachte unlängst signifikante Erfolge in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Bei Baricitinib handelt es sich um einen oral verabreichten Hemmer der Januskinase 1 und 2 (JAK-Inhibitor).

Diese Kinase ist ein intrazelluläres Enzym, das aktiviert wird, wenn extrazelluläre Botenstoffe, beispielsweise Interferone oder Interleukin-6, an Zellen andocken und löst die eigentlichen zellulären Entzündungsreaktionen aus.

Die orale Therapie mit Baricitinib zeigt gute Wirkung bei rheumatoider Arthritis.

Die über 24 Wochen laufende Studie umfasste insgesamt 527 Personen. Bei den ProbandInnen handelte es sich um PatientInnen, die bereits viele gängige Behandlungstherapien – einschließlich Biologika – erfolglos durchlaufen hatten. Die TeilnehmerInnen wurden in drei Gruppen aufgeteilt:

  • eine mit täglichen Dosierungen von 2mg,
  • eine mit 4mg,
  • eine Kontrollgruppe mit Placebo.

 

Weniger Schmerzen und zurückgehende Schwellungen der Gelenke

Als Ergebnis zeigte sich, dass die ProbandInnen, die Baricitinib erhielten, signifikante Verbesserungen ihrer Beschwerden zeigten. Sie hatten weniger Schmerzen, die Schwellungen der Gelenke gingen zurück. Die Gruppe mit der 4mg-Dosierung hatte sogar noch bessere Ergebnisse als jene mit der 2mg-Dosis in Bezug zur Placebo-Gruppe. Die Nebenwirkungen waren ähnlich gelagert wie bei üblichen Behandlungen.

Der Wirkstoff Baricitinib wirkt selbst dann, wenn andere vergleichbare Medikamente nicht ausreichen. Trotz der langen Krankheitsdauer und Erfolglosigkeit einer Reihe anderer, auch neuerer Therapien, konnte bei fast 10 Prozent der PatientInnen nach sechs Monaten eine volle Remission, also ein heilungsähnlicher Zustand, erzielt werden Und bei fast der Hälfte zeigten sich ganz deutliche Verbesserungen der Krankheitssituation.

Und es gibt noch einen anderen Vorteil für die Betroffenen. Denn das Medikament wird einmal täglich oral eingenommen und muss nicht wie andere Mittel mit einer Nadel intravenös oder unter die Haut verabreicht werden. Das ist für die Betroffenen deutlich angenehmer.

Allerdings haben Patienten mit Rheumatoider Arthritis, die mit Baricitinib behandelt wurden, erhöhte Raten von behandlungsbedingten Infektionen einschließlich Herpes Zoster. Diese Erkenntnisse aus einer aktuellen Publikation stimmt wiederum mit der immunmodulatorischen Wirkungsweise von Baricitinib überein.

 

Rheumatoide Arthritis

Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die überwiegend Frauen (etwa zwei Drittel der Betroffenen) betrifft und am häufigsten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren diagnostiziert wird. Dabei kommt es zu Entzündungen in den Gelenken. Schwellungen, Überwärmungen und eine Funktionseinschränkung sind die Folge.

Unbehandelt führt das zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenke und des gelenknahen Knochens mit der Folge von Fehlstellungen, Verformungen und zunehmender permanenter Behinderung.


Literatur:

Winthrop KL, Harigai M, Genovese MC, et al. Infections in baricitinib clinical trials for patients with active rheumatoid arthritis [published online ahead of print, 2020 Aug 11]. Ann Rheum Dis. 2020;annrheumdis-2019-216852. doi:10.1136/annrheumdis-2019-216852

Al-Salama ZT, Scott LJ. Baricitinib: A Review in Rheumatoid Arthritis. Drugs. 2018 May;78(7):761-772. doi: 10.1007/s40265-018-0908-4.

Mark C. Genovese, Joel Kremer, Omid Zamani, Charles Ludivico, Marek Krogulec, Li Xie, Scott D. Beattie, Alisa E. Koch, Tracy E. Cardillo, Terence P. Rooney, William L. Macias, Stephanie de Bono, et al.. Baricitinib in Patients with Refractory Rheumatoid Arthritis. N Engl J Med, March 31, 2016; 374:1243-1252. DOI: 10.1056/NEJMoa1507247


Quelle: www.meduniwien.ac.at

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