Dienstag, April 16, 2024

Bakterien im Urin: kein Antibiotikum ohne Symptome und Beschwerden

Der alleinige Nachweis von Bakterien im Urin ohne Beschwerden erfordert bis auf wenige Ausnahmen noch keine Behandlung mit einem Antibiotikum.

Die typischen Symptome einer Blasenentzündung sind Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang. Wenngleich in den meisten Fällen Bakterien im Urin eine Harnwegsinfektion Ursache ist, so ist eine Antibiotikatherapie meistens erst bei einer schweren schmerzhafter Blasenentzündung sinnvoll. Ausnahmen sind Schwangerschaft und geplante urologische Eingriffe.

Harnwegsinfektionen treten am häufigsten bei sexuell aktiven jungen Frauen. Bei ansonsten jungen, gesunden, erwachsenen Frauen lassen sich unter dem Strich unkomplizierte Fälle von Blasenentzündungen durch eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung diagnostizieren.

 

Bakterien im Urin oft als Ursache nachweisbar

Der alleinige Nachweis von Bakterien im Urin ohne Symptome dagegen erfordert bis auf wenige Ausnahmen keine Antibiotikatherapie, dennoch verschreiben Ärzte häufig ein Antibiotikum beziehungsweise werden medizinische Leistungen zu häufig oder aber zu selten fachgerecht erbracht.

Die Deutsche Fachgesellschaft für Infektiologie hat 2016 konkrete Handlungsempfehlungen mit dem Ziel veröffentlicht, Über- und Unterversorgung in der Infektiologie zu reduzieren, der Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen entgegenzuwirken und die Patientenversorgung zu verbessern.

Bakterien im Urin werden häufig durch Routineuntersuchungen nachgewiesen, dies kann unterschiedliche Ursachen haben. Zudem kommt es bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Behandlungsbedürftig sind Bakterien im Urin nicht – erst wenn typische Beschwerden einer Harnwegsinfektion, also einer Blasenentzündung bestehen, sollte eine Therapie eingeleitet werden.

Das heisst bei genauer Betrachtung, dass bei der sogenannten unkomplizierten Blasenentzündung bei zwei Drittel der Patientinnen ohne Antibiotika behandelt werden kann – in den Fokus sollten nicht antibiotische Therapien rücken. Meist reicht ein Behandlung mit Schmerzmitteln aus.

Eine wichtige Rolle bei der Therapie solcher harmlosen Harnwegsinfekte spielen seit jeher verschiedene Heilpflanzen. Dazugehören Bärentrauben– und Preiselbeerblätter, Birke, Brennnessel und Goldrute.

Aber auch derartige pflanzliche Behandlungen sollte man mit dem behandelnden Arzt, Urologen oder Gynäkologen, besprechen. Denn man sollte nicht einfach eine Selbstbehandlung beginnen.

 

Antibiotikatherapie bei Beschwerdefreiheit nur in Ausnahmefällen

Eine vorsorgliche Antibiotikatherapie verhindert nicht, dass sich aus dem symptomlosen Auftreten von Bakterien eine symptomatische Harnwegsinfektion entwickelt. Von dieser Regel gibt es nur wenige, definierte Ausnahmen:

Wenn sich während einer Schwangerschaft oder vor einem urologischen Eingriff Bakterien im Urin nachweisen lassen, sollten Ärzte beispielsweise auch ohne konkrete Krankheitszeichen eine Antibiotikatherapie einleiten.


Bärentraube bei Harnwegsinfekten

Bärentraubenblätter enthalten unter anderem Gerbstoffe, Flavone und Glykoside sowie vor allem Arbutin, das antibakteriell wirkt. © Sten Porse / CC BY-SA 3.0 / wikimedia
Bärentraubenblätter enthalten unter anderem Gerbstoffe, Flavone und Glykoside sowie vor allem Arbutin, das antibakteriell wirkt. © Sten Porse / CC BY-SA 3.0 / wikimedia

Bärentraube und Cranberry haben sich seit Jahrhunderte zum Einsatz bei Harnwegsinfekten bewährt – mit unterschiedlichen Ansätzen in der Wirkung. Mehr dazu unter https://medmix.at/baerentraube-cranberry-harnwegsinfekten/


Literatur:

Frazier RL, Huppmann AR. Educational Case: Acute Cystitis. Acad Pathol. 2020 Sep 10;7:2374289520951923. doi: 10.1177/2374289520951923. PMID: 32974422; PMCID: PMC7495512.

Jung, Norma. Klug entscheiden: … in der Infektiologie. Dtsch Arztebl 2016; 113(13): A-608 / B-514 / C-510


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V.

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