Freitag, April 26, 2024

Bakterielle Scheideninfektion, Vaginose: Fluor bei gebärfähigen Frauen

Die bakterielle Vaginose, Scheideninfektion, ist die häufigste vaginale Störung und Ursache von Fluor bei Frauen (Ausfluss) im gebärfähigen Alter (bei 10 bis 30 %).

Eine bakterielle Scheideninfektion, Vaginose, kann bei Frauen im gebärfähigen Alter durch Stress, Abwehrschwäche, übermäßige Seifenanwendung, Geschlechtsverkehr, hormonelle Umstellung oder Diabetes mellitus ausgelöst werden. Dabei können bei Frauen durch Ungleichgewicht zwischen den zahlreichen physiologischen Milchsäurebakterien sowie den geringen Mengen an anderen Bakterien die Beschwerden wie Fluor (Ausfluss) entstehen.

Die häufigste Ursache für eine bakterielle Vaginose dürfte jedoch der Einsatz von Antibiotika sein. Wobei durch Vermehrung von Gardnerella vaginalis, anaeroben Bakterien wie Prevotella sowie Mykoplasmen die Erkrankung mit Ausfluss nach sich zieht. Damit ist auch – besonders bei vorhandener Intrauterin-Spirale – das Risiko von Infektionen, Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und der Eierstöcke und der Eileiter (Adnexitis) sowie das Risiko für spontane Aborte, vorzeitigen Blasensprung und Frühgeburtlichkeit erhöht.

 

Diagnose

Eine bakterielle Vaginose äußert sich vor allem durch »fischigen« Geruch und Fluor bei Frauen. Sind die Symptome vorhanden, wird die Diagnose durch Abstrich (dünnflüssiger, homogener, grauweißer Fluor mit Amingeruch – insbesondere nach Alkalisierung mit 10 % KOH –, Scheiden-pH-Wert > 4,5 und Clue Cells im Nativpräparat) oder Kultur gesichert.

Allein der Nachweis von Gardnerella vaginalis oder anaeroben Bakterien in der Scheide erfordern noch keine Therapie, dazu sollte die Diagnose bakterielle Vaginose gesichert sein.

 

Bakterielle Vaginose behandeln

Eine bakterielle Vaginose sollte grundsätzlich nur bei typischen Symptomen und nach der Erstellung eines Antibiogramms adäquat behandelt werden, Ausnahme in der Schwangerschaft.

Zum Einsatz können systemisch die Wirkstoffe Metronidazol (2 x 500 mg/Tag über 7 Tage) oder Clindamycin (2 x 300 mg/Tag über 7 Tage) kommen. Man kann Metronidazol 500 mg oder Clindamycin 2 % aber auch als Lokaltherapie in Form von Vaginaltabletten oder Vaginalkapseln einsetzen. In der Schwangerschaft kann Metronidazol im zweiten und dritten Trimenon nach strenger Indikationsstellung, oder aber Clindamycin zum Einsatz kommen.

Die lokale intravaginale Behandlung scheint für die Reduzierung der Frühgeburtlichkeit in Hochrisikogruppen nicht geeignet. Auch ist der Sinn einer routinemäßigen Mitbehandlung des Sexualpartners bis jetzt noch nicht wissenschaftlich belegt. Milchsäurepräparate sind zur Prophylaxe jedenfalls gut geeignet.

Die Antibiotika-Behandlung erfolgt also entweder oral mit Tabletten oder intravaginal in Zäpfchenform. Clindamyzin ist zusätzlich als Vaginalcreme verfügbar. Die antibiotischen Wirkstoffe töten die anaeroben Keime in der Vagina. Und dabei ist das Metronidazol in Tablettenform Mittel der Wahl. Wobei sich Dauer und Intensität der Behandlung an der Schwere der Erkrankung, der Regenerationsfähigkeit der Vaginalflora sowie etwaiger Begleitumstände ausrichtet.

 

Alternative Therapien bei bakterieller Scheideninfektion

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Verabreichung von Probiotika, Milchsäure oder Vitamin C zum Wiederaufbau des natürlichen Scheidenmilieus.

Um häufige Arztbesuche zu vermeiden, setzen viele betroffene Patientinnen Hausmittel wie Joghurt, Teebaumöl, Essig- oder Zitronenwasser in der Selbstmedikation ein.

Schwangere Frauen können sich für eine orale oder intravaginale Gabe von Metronidazol oder Clindamycin entscheiden. Schwangeren wird wie oben angedeutet aufgrund der Risiken für die Frühgeburtlichkeit auch dann eine Behandlung empfohlen, wenn keine Symptome auftreten.


Literatur:

Reid G. Is bacterial vaginosis a disease?. Appl Microbiol Biotechnol. 2018;102(2):553–558. doi:10.1007/s00253-017-8659-9

Bagnall P, Rizzolo D. Bacterial vaginosis: A practical review. JAAPA. 2017;30(12):15-21. doi:10.1097/01.JAA.0000526770.60197.fa

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