Samstag, April 20, 2024

Cannabidiol-Medikament Epidiolex bei Dravet-Syndrom, Epilepsie, effektiv

Das Cannabidiol Epidiolex reduziert die Häufigkeit von Epilepsie-Krampfanfällen bei Kindern mit Dravet-Syndrom, bei denen Antiepileptika nicht gut wirken.

Unter dem Strich konnte in den letzten Jahren Cannabis sowohl in der medizinischen Forschung als auch im klinischen Bereich ein zunehmendes Interesse gewinnen. Und zwar hinsichtlich seiner therapeutischen Wirkungen bei verschiedenen Erkrankungen. Eines der wichtigen Felder ist seine Rolle als Antikonvulsivum gegen refraktäre Epilepsie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Hier ist Epidiolex ein von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassenes reines Cannabidiol (CBD) für die Behandlung von Epilepsie in der Pädiatrie und dem Dravet-Syndrom, indem er die Literatur überprüft und Diskussionen über weitere Forschungsarbeiten anstößt Richtungen.
Eine rezente, kontrollierte klinische Studie zum Cannabidiol-Medikament Epidiolex beim Dravet-Syndrom zeigte unlängst vielversprechende Ergebnisse. Das Dravet-Syndrom ist eine seltene, schweren Form der Epilepsie.



 

Epidiolex – eine flüssige Formulierung von gereinigtem, pflanzlichen Cannabidiol

Epidiolex ist potenziell der erste Vertreter einer neuen Kategorie von Antiepileptika. Es handelt sich um eine flüssige Formulierung von gereinigtem, pflanzlichen Cannabidiol (CBD), einem nicht-psychoaktiven Cannabinoid, das für die Behandlung einer Reihe von seltenen, schweren Epilepsie-Erkrankungen untersucht wird, die im Kindesalter auftreten.

Die Studie zeigte, dass die Zusatzbehandlung mit Epidiolex die Häufigkeit der Krampfanfälle pro Monat verglichen mit Placebo bei sehr therapieresistenten Kindern signifikant verringert hat. Die Epidiolex-Behandlung wurde in der Regel gut vertragen, die Unbedenklichkeit steht im Einklang mit den vorausgegangenen Erfahrungen aus der Open-Label-Phase.

Derzeit sind keine Therapien für das Dravet-Syndrom zugelassen. Die Erkrankung ist eine seltene Form der Epilepsie, die mit einer hohen Sterblichkeitsrate und signifikanten Verzögerungen in der Entwicklung einhergeht. Die Ergebnisse dieser Studie repräsentieren die einzige klinische Evaluierung einer medikamentösen Behandlung mit Cannabinoiden für dieses verheerende und therapieresistente Leiden.

 

Dravet-Syndrom – schwere Form der Epilepsie

Das Dravet-Syndrom ist eine der am schwierigsten zu behandelnden Formen der Epilepsie, und viele der Kinder in dieser Studie hatten Dutzende, ja sogar Hunderte von Anfällen pro Monat, obwohl sie gleichzeitig mit mehreren Antiepileptika behandelt wurden.

Die Ergebnisse zu Epidiolex deuten darauf hin, dass das Cannabidiol einen klinisch relevanten Nutzen bietet. Die Aussicht auf eine entsprechend standardisierte und getestete pharmazeutische Formulierung von Cannabidiol ist sehr wichtig.



Diese positiven Ergebnisse sind ein wichtiger Meilenstein für betroffene Menschen mit Dravet-Syndrom. Epidiolex ist eine neue Behandlungsoption für diese seltene, verheerende Form der Epilepsie in Sicht ist.

 

Studie zu Epidiolex bei Dravet-Syndrom

Im Rahmen einer randomisierten Studie erhielten beispielsweise 120 Kinder im Alter zwischen zwei und 18 Jahren (Mittelwert: 9,8) mit Dravet-Syndrom, die nicht auf ihre bestehende Antiepileptika-Behandlung ansprachen, entweder Epidiolex (20mg/kg/Tag) oder ein Placebo als Zusatzbehandlung zur Standardtherapie.

Die Patienten der an 23 Untersuchungszentren in den Vereinigten Staaten und Europa durchgeführten Studie hatten im Durchschnitt vier Antiepileptika (Bereich 0-26) im Vorfeld vergeblich versucht. ZUdem nahmen sie während der Studie durchschnittlich drei Antiepileptika (Bereich 1-5) ein.

Die Patienten verzeichneten zu Beginn der Studie eine mittlere Häufigkeit von monatlich 13 Krampfanfällen, mit einem breiten Spektrum, das von 3,7 bis zu 1.717 Anfällen pro Monat reichte.

Die Patienten, die während der 14-wöchigen Behandlungsdauer Epidiolex erhielten, wiesen eine signifikant höhere mediane Reduktion bei Krampfanfällen (39 Prozent) im Vergleich zum Placebo (13 Prozent) auf. Die geschätzte mediane Differenz in der Behandlung zwischen den Gruppen betrug 23 Prozent (p = 0,01).



Der Anteil der Patienten, deren Anfallshäufigkeit sich um 50% oder noch mehr verringerte, lag unter Epidiolex bei 43 Prozent gegenüber 27 Prozent unter Placebo (p = 0,08). Die Studie hat ebenfalls Verbesserungen auf der Caregiver Global Impression of Change (CGIC)-Skala messen können. 62 Prozent der mit Epidiolex behandelten Patienten weisen eine gemäß CGIC bewertete verbesserte Gesamtkondition auf, verglichen mit 34 Prozent der Placebo-Gruppe (p = 0,02).

Unter Epidiolex waren darüber hinaus mehr Patienten frei von Krampfanfällen als unter Placebo (5 Prozent gegenüber 0 Prozent: p = 0,08), auch die Anzahl der Krampfanfälle pro Monat war unter Epidiolex (p = 0,03) signifikant geringer.

 

Epidiolex gut verträglich

Epidiolex wurde in der Studie generell gut toleriert. Die häufigsten Nebenwirkungen (AEs) (>10 Prozent) waren Somnolenz, Durchfall, verminderter Appetit, Müdigkeit, Erbrechen, Pyrexie, Lethargie, Krampf, Infektion der oberen Atemwege.

Von den 93 Prozent der Patienten, die von Nebenwirkungen bei Epidiolex berichteten, erklärten 84 Prozent, dass die Nebenwirkungen leicht oder moderat seien.

Zehn Patienten auf Epidiolex hatten ein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis im Vergleich zu drei Patienten unter Placebo.

Acht Patienten brachen die Behandlung aufgrund der Nebenwirkungen beim Wirkstoff ab, im Vergleich zu einem Patienten unter Placebo.



Eine Erhöhung des Leberenzym-Spiegels wurde bei 12 Patienten unter Epidiolex und einem Patienten unter Placebo beobachtet, alle hatten begleitend auch Valproinsäure als Behandlung erhalten. Von diesen Patienten beendeten vier ihre Teilnahme an der der Studie, davon drei unter Epidiolex und einer unter Placebo.

Bei den verbleibenden neun Patienten, die Epidiolex erhielten, normalisierten sich die erhöhten Werte im weiteren Verlauf der Behandlung wieder.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse der richtungsweisenden Studie im The New England Journal of Medicine und der begleitende redaktionelle Kommentar zeigten das Potenzial von Epidiolex für den erheblichen und ungedeckten Bedarf beim Dravet-Syndrom.

 

Therapieresistentes Dravet-Syndrom

Das Dravet-Syndrom ist ein schweres und sehr therapieresistentes Epilepsie-Syndrom des frühen Kindesalters, das häufig mit einer genetischen Mutation des Natriumkanals assoziiert ist. Das Dravet-Syndrom tritt erstmalig während des ersten Lebensjahres in zuvor gesunden und entwicklungsmäßig normalen Säuglingen auf.

Anfänglich stehen die Krämpfe mit der Körpertemperatur in Verbindung und sind schwerwiegend und langanhaltend. Im Verlauf der nächsten Jahre nach dem ersten Anfall treten unterschiedliche Anfallsarten auf, darunter tonisch-klonische Anfälle, myoklonische Anfälle und atypische Absencen.



Es besteht häufig eine Neigung zu prolongierten Krampfanfällen, dem sogenannten Status epilepticus, ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand. Für Menschen, die unter dem Dravet-Syndrom leiden, besteht ein erhöhtes Risiko, plötzlich und unerwartet zu sterben. Einschließlich SUDEP, ein plötzlich auftretender, ungeklärter Tod bei Epilepsie.

Darüber hinaus kommt es bei der Mehrheit der Betroffenen zu moderaten bis schweren intellektuellen Behinderungen und Entwicklungsstörungen, die lebenslange Betreuung und Pflege erforderlich machen. Es gibt derzeit kaum Therapien. Nahezu alle der Patienten leiden während ihres ganzen Lebens an unkontrollierten Krampfanfällen und benötigen weitere medizinische Hilfe.

 

Epidiolex im Fokus

Epidiolex ist eine flüssige Formulierung aus pflanzlichen Cannabidiol (CBD). Das Medikament soll die Behandlung einer Reihe von seltenen Epilepsie-Erkrankungen verbessern. Und zwar vor allem auch solcher, die sich erstmalig im frühen Kindesalter zeigen.

Dazu gibt es seit 2007 umfangreiche präklinische Forschung zum Einsatz von Cannabidiol bei Epilepsie. Die Forschungsarbeiten haben unter Verwendung einer Vielzahl von In-vitro- und In-vivo-Modellen ergeben, dass Cannabidiol eine signifikante anti-epileptiforme und krampflösende Aktivität sowie Wirksamkeit bei der Verringerung von Anfällen in akuten Tiermodellen zur Epilepsie aufweist.

Epidiolex soll sich die Behandlung des Dravet-Syndroms, des Lennox-Gastaut-Syndroms (LGS), der tuberösen Sklerose (TSC) und infantiler Spasmen (IS) eignen. Das sind alle schwere, im frühen Kindesalter erstmalig auftretende und pharmakoresistante Epilepsie-Syndrome.




Literatur:

Abu-Sawwa R, Stehling C. Epidiolex (Cannabidiol) Primer: Frequently Asked Questions for Patients and Caregivers. J Pediatr Pharmacol Ther. 2020;25(1):75–77. doi:10.5863/1551-6776-25.1.75

Ben-Zeev B. Medical Cannabis for Intractable Epilepsy in Childhood: A Review. Rambam Maimonides Med J. 2020 Jan 30;11(1). doi: 10.5041/RMMJ.10387.

O’Connell BK, Gloss D, Devinsky O. Cannabinoids in treatment-resistant epilepsy: A review. Epilepsy Behav. 2017 May;70(Pt B):341-348. doi: 10.1016/j.yebeh.2016.11.012. Epub 2017 Feb 8.

Devinsky O, Cross JH, Laux L, Marsh E, Miller I, Nabbout R, Scheffer IE, Thiele EA, Wright S. Cannabidiol in Dravet Syndrome Study Group. Trial of Cannabidiol for Drug-Resistant Seizures in the Dravet Syndrome. N Engl J Med. 2017 May 25;376(21):2011-2020. doi: 10.1056/NEJMoa1611618.

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