Donnerstag, März 28, 2024

AutoCart™: Neue OP für große Knorpelschäden in den großen Gelenken

Große Knorpeldefekte in Gelenken wie Knie und Sprunggelenk können mit der neuen AutoCart™-Methode im Knorpelzentrum Wien in nur einer Operation behandelt.

Mit der AutoCart™-Methode gibt es ein neues Verfahren, um große symptomatische Knorpelschäden in den großen Gelenken zu operieren. Im Vergleich mit anderen Operationstechniken bringt diese neue Vorgehensweise nun zwei große Vorteile. Einerseits kommt dabei nur autologes, also körpereigenes Material zum Einsatz. Andererseits kann die Behandlung dabei in nur einer einzigen Operation erfolgen. Das Knorpelzentrum Wien wendet die AutoCart™-Methode bereits zur operativen Behandlung großer Defekte am Knorpel an und ist zudem als einziges österreichisches Zentrum an einer Multicenterstudie dazu beteiligt.

 

Hilfe bei großen Knorpelschäden

Knorpel sind die Stoßdämpfer des Menschen. Ein intakter Knorpel im Knie oder Sprunggelenk federt beim Gehen oder Laufen unsere Bewegungen ab. Ohne den schützenden Knorpel würden die Enden der Knochen in unseren Gelenken aufeinander reiben. Wenn diese schützende Schicht beschädigt ist, macht sich das bemerkbar – mit eingeschränkter Beweglichkeit und Schmerzen. Dabei sind Knorpelschäden für die Betroffenen oft erst spät zu erkennen. Denn der Knorpel selbst verfügt über keine Nerven. Daher ist der Knorpeldefekt erst spürbar, wenn er angrenzende Gebiete wie den darunter liegenden Knochen und die Gelenkkapsel in Mitleidenschaft zieht. Da im Knorpel auch keine Blutgefäße vorhanden sind, kann er sich zudem nur sehr schlecht bis gar nicht von selber regenerieren. Denn durch die fehlende Blutversorgung können keine körpereigenen Reparaturmechanismen in Gang gesetzt werden. Daher braucht es gerade bei größeren Knorpelschäden eine chirurgische Behandlung des Defektes.



 

Gut verträglich dank autologem Gewebe

Die AutoCart™-Methode stellt nun ein neues Verfahren zur Behandlung dieser Knorpelschäden dar. Sie basiert auf der sogenannten Knorpelchips-Technik. Diese gibt es bereits seit den 1980er-Jahren und sie wurde im Laufe der Zeit konsequent weiterentwickelt. Bei der Knorpelchips-Technik wird der Knorpel in kleinste Teile zerschnitten. Diese Knorpelchips werden dann direkt in den Schaden transplantiert. Es handelt sich also um ein Verfahren mit autologem Gewebe. Autolog bedeutet körpereigen, sprich Spender und Empfänger des Gewebes sind die selbe Person. Autologe Behandlungen zeichnen sich daher durch ihre besonders gute Verträglichkeit aus.

Für die Anwendung der Knorpelchips-Technik setzen spezialisierte Ordinationen wie das Knorpelzentrum Wien heute auf AutoCart™, ein Produkt des Medizintechnikunternehmens Arthrex. Damit kann die Technik arthroskopisch angewendet werden. Arthroskopische Eingriffe sind besonders schonende minimal-invasive Operationen, bei denen über kleine Einschnitte und mithilfe einer kleinen Kamera im Gelenk gearbeitet wird.

Knorpelchips werden vom Defektrand entnommen © Arthrex
Knorpelchips werden vom Defektrand entnommen © Arthrex

AutoCart™ im Detail

Bei der operativen Behandlung mit AutoCart™ wird der Knorpelschaden zuerst chirurgisch vorbereitet. Mit einem speziellen Gewebekollektor entnimmt der Chirurg dann die Knorpelchips entweder vom Rand des Defektes oder aus einem anderen, unbelasteten Teil des Knorpels. Anschließend vermengt er die Chips mit PRP (plättchenreichem Plasma). Dieses wurde vor der OP aus dem Blut des Patienten gewonnen und ist daher auch autolog. Es zeichnet sich durch die hohe Anzahl an Wachstumsfaktoren aus, die notwendig für die Bildung von neuem Gewebe sind. Mit der Mischung aus Knorpelchips und PRP wird dann der Knorpelschaden bedeckt. Darüber kommt eine Thrombinlösung, die auch aus dem Patientenblut gewonnen wurde. Um die Reparatur zu versiegeln, trägt der Arzt abschließend noch eine Schicht aus Thrombin-PRP-Gemisch auf.



Da der Eingriff arthroskopisch durchgeführt wird und nur eine einzige Operation erforderlich ist, bedarf er eines Klinikaufenthalts von nur 1 bis 3 Tagen. Zur Nachbehandlung empfehlen Ärzte eine Physiotherapie für 6 bis 12 Wochen nach der OP.

Das Knorpelchips-PRP-Gemisch wird auf den Knorpelschaden aufgebracht © Arthrex
Das Knorpelchips-PRP-Gemisch wird auf den Knorpelschaden aufgebracht © Arthrex

Studie im Knorpelzentrum Wien

Das Knorpelzentrum Wien, Zentrum für Knorpelregeneration und Orthobiologie an der Privatklink Döbling, wendet die neue AutoCart™-Methode zur Behandlung von großen Knorpelschäden an und leistet damit Pionierarbeit in Österreich. Zudem nimmt das Knorpelzentrum als einziges österreichisches Zentrum an einer Multicenterstudie teil, die die Ergebnisse der Behandlung über zwei Jahre erforscht und dokumentiert. Für diese Studie namens „Vollständig autologe (körpereigene) Knorpelchipsplastik zur Behandlung eines Knorpelschadens im Kniegelenk“ werden die Patienten vor der OP sowie 6, 12 und 24 Monate danach zum Zustand ihres Knies befragt. Außerdem werden im Rahmen der Kontrolluntersuchungen nach 12 und 24 Monaten Magnetresonanztomographien vorgenommen, um das Ergebnis der Behandlung zu dokumentieren.

 

Patienten für AutoCart™-Studie gesucht

Um die Erforschung der neuen AutoCart™-Methode weiter voranzutreiben, ist Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits, Leiter des Knorpelzentrums Wien, auch weiterhin auf der Suche nach geeigneten Patienten. Dazu zählen Personen mit Knorpelschaden oder Knorpelknochenschaden am Knie, der operativ behandelt werden soll. Die Dauer der Studie beträgt 2 Jahre, wobei die Patienten ihre Teilnahme daran jederzeit beenden können. Alle an der Studie beteiligten Personen unterliegen der Schweigepflicht, und die für die Dokumentation notwendigen persönlichen beziehungsweise medizinischen Daten werden im Rahmen aller gesetzlichen Datenschutzregeln behandelt. Interessierte Personen können sich jederzeit an das Knorpelzentrum Wien wenden.




Quelle: Knorpelzentrum Wien

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