Dienstag, April 16, 2024

Augentropfen ohne Konservierungsmittel bei Glaukom und trockenen Augen

Kontaktlinsenträger sowie Patienten sollten bei trockenen Augen und bei Glaukom Augentropfen ohne Konservierungsmittel bevorzugen.

Im Grunde genommen sollten Konservierungsmittel in Augentropfen verhindern, dass bei der Anwendung des Tränenersatzes Krankheitserreger ins Auge transportiert werden. Nachteilig ist, dass solche Augentropfen, wenn man sie über einen längeren Zeitraum häufig anwendet, die Augen leider schädigen können. Der in der Augenheilkunde häufig eingesetzte Wirkstoff Benzalkoniumchlorid kann beispielsweise zu einer chronischen Entzündung der Augenoberfläche führen. Dadurch können sich die typischen Beschwerden des Trockenen Auges manifestieren. Ein Wechsel auf alternative Konservierungsmittel oder Augentropfen ohne Konservierungsmittel ist heute kein Problem mehr. Die Vor- und Nachteile müssen jedoch im Einzelfall abgewogen werden. Doch vor allem bei trockenen Augen und bei Glaukom sollten sich die Patienten für Augentropfen ohne Konservierungsmittel entscheiden. Und das gilt zudem auch für Kontaktlinsenträger.



 

Augentropfen mit Konservierungsmittel versus ohne Konservierungsmittel

Seit nun fast 40 Jahren müssen alle Augentropfen, die man länger als 24 Stunden anwendet, gesetzlich vorgeschrieben Konservierungsmittel beinhalten. Denn in den Mehrdosisbehältnissen könnten sich sonst Bakterien oder Pilze vermehren.

Konservierungsmittel haben also zum einen den Vorteil eines Infektionsschutzes, zum anderen untertüstzen bestimmte Konservierungsstoffe das Eindringen bestimmter Wirkstoffe ins Auge. Doch auch Konservierungsmittel bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor Keimen. Denn häufig eingesetzt, lassen sich in einem Drittel der konservierten Tropfen nach 15 Tagen Bakterien nachweisen. Deshalb sind unter Fachleuten Konservierungsmittel umstritten.

Vor allem das oben erwähnte, häufig angewendete Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid (BAC) wirkt sich negativ auf den Tränenfilm und die Augenoberfläche aus. Oft eingesetzt kann dadurch ein Trockenes Auge entstehen oder es kann sich bei bereits manifestierten Trockenem Auge der Krankheitszustand deutlich  verschlechtern. Besonders gefährdet sind Glaukom-Patienten, die täglich Augentropfen anwenden.

 

Augentropfen ohne Konservierungsmittel sind die sicherste Wahl

Neuere Konservierungsmittel – wie Polyquad, das die Oberfläche deutlich weniger schädigt als BAC, oder Natriumperborat und Oxychloro-Komplex, die sich bei Kontakt mit Tränenflüssigkeit oder bei Licht in unschädliche Bestandteile auflösen, – werden von den meisten Patienten besser vertragen, wenngleich eine Reizung nicht auszuschließen ist. Allenfalls bei kurzfristiger und seltener Anwendung sind konservierungsstoffhaltige Augentropfen unbedenklich.

Die sicherste Wahl sind laut Augenexperten daher Augentropfen ohne Konservierungsmittel, die heutzutage in speziellen Behältnissen angeboten werden, um zu verhindern, dass schädliche Keime eindringen können. Meistens werden solche Konservierungsmittel in sogenannten Einmalophtiolen geliefert. Schließlich bleiben laut aktuellen Untersuchungen die Tropfbehälter ohne Konservierungsmittel auch nach wiederholter Anwendung zu 98 Prozent keimfrei.

 

Europäische Daten aus der Praxis über die Verwendung eines neuen Abgabesystems für Augentropfen ohne Konservierungsmittel bei Glaukom mit mehreren Dosen

Zur Glaukom-Behandlungen stehen Ein- oder Mehrfachdosisformate zur Verfügung. Manche Patienten, die bereits sehr schlecht sehen und nicht mehr sehr geschickt sind, können Probleme bei der Anwendung von Augentropfen haben. Eine aktuelle Studie bewertete die Patientenzufriedenheit und die einfachen Anwendung von Augentropfen ohne Konservierungsmittel in einem neuen und innovativen patentierten Mehrfachdosis-Abgabesystem. Die retrospektive, internationale, multizentrische Studie schloss 788 erwachsenen Patienten ein. Das getestete Mehrfachdosis-Abgabesystem wurde sehr gut akzeptiert und eignet sich für Glaukompatienten mit verminderter Sehschärfe und / oder Geschicklichkeitsproblemen.

Fazit

Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Trockenem Auge und Glaukom oder einer gesicherten Konservierungsmittelallergie sollten auf jeden Fall Augentropfen ohne Konservierungsmittel anwenden. Dies gilt auch für Träger von Kontaktlinsen.




Literatur:

Denis P, Duch S, Chen E, et al. European real-world data about the use of a new delivery system containing a preservative-free multi-dose glaucoma treatment [published online ahead of print, 2020 May 6]. Eur J Ophthalmol. 2020;1120672120919342. doi:10.1177/1120672120919342

David W Steven, Pouya Alaghband, Kin Sheng Lim. Preservatives in glaucoma medication. Br J Ophthalmol. 2018 Nov; 102(11): 1497–1503. Published online 2018 Jul 4. doi: 10.1136/bjophthalmol-2017-311544

Clayton JA. Dry Eye. N Engl J Med. 2018;378(23):2212–2223. doi:10.1056/NEJMra1407936


Quelle: Deutsche Ophthalmologischen Gesellschaft DOG

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