Freitag, März 29, 2024

Bei Histaminintoleranz richtig agieren und einkaufen

Histaminintoleranz besteht bei Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln mit hohem Histamingehalt, Betroffene sollten unverträgliche histaminreiche Lebensmittel meiden.

Ein Großteil der Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird durch spezielle Eiweißverbindungen in unseren Lebensmitteln hervorgerufen. Diese Eiweiße, auch biogene Amine genannt, entstehen durch Reifung und Verdauung eiweißhaltiger Speisen. Unverträgliche histaminreiche Lebensmittel wie Fisch, Käse und Wurst lösen besonders häufig mit dem biogenen Amin Histamin eine sogenannte Histaminintoleranz aus. Dadurch entstehen Beschwerden wie Durchfälle, Blähungen, Bauchschmerzen aber auch Juckreiz, Hautausschläge sowie Kopfschmerzen.

 

Eine Histaminintoleranz ist keine echte Allergie

Histamin wird in unserem Körper selbst gebildet und hat eine Reihe von wichtigen Funktionen für den menschlichen Stoffwechsel. Es regelt die Magensäureproduktion, steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus und den Appetit, ist als Neurotransmitter für Lernprozesse und Gedächtnis wichtig und spielt eine zentrale Rolle beim Auftreten allergischer Reaktionen.

Kommen wir mit allergieauslösenden Stoffen wie Gräser, Blüten, Hausstaub oder Tierhaare in Kontakt, dann kommt es durch eine verstärkte Histaminausschüttung zu den typischen allergischen Symptomen wie Anschwellen von Schleimhäuten, rinnende Nase oder Atembeschwerden.

Bei Histaminintoleranz sollten vor allem die Kombinationen Histamin reicher Speisen wie beispielsweise Thunfischsteak mit einem Glas Rotwein und als Nachspeise noch einen Käseteller mit Emmentaler und Nüssen unbedingt gemieden werden.

Im Gegensatz dazu ist die Histaminintoleranz eine individuelle Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln mit einem hohen Histamingehalt. Auch hier sind allergieähnliche Reaktionen wie verlegte oder rinnende Nase, Kopfschmerzen, Atemschwierigkeiten bis hin zu asthmaähnlichen Symptomen oder Herzrasen zu beobachten.

Allerdings können im Blut niemals allergische Vorgänge nachgewiesen werden, wie das bei einer echten Allergie immer der Fall ist.

Eine Histaminintoleranz führt häufig auch zu Magen- und Darmproblemen wie Blähungen, weichem Stuhl, Durchfall, Bauchschmerzen und Bauchkrämpfen. Dazu kommen Hautausschläge und Juckreiz, geschwollene Augenlider und Schwindel.

Bei empfindlichen Personen können sogar Gelenkbeschwerden und geschwollene Gelenke hervorgerufen werden.

Ein bis drei Prozent aller Österreicher leiden an einer Histaminintoleranz. Frauen sind wesentlich häufiger als Männer davon betroffen. Bei körperlicher Anstrengung und bei psychischem Stress schüttet unser Körper mehr Histamin aus und macht uns gegen histaminreiche Kost noch empfindlicher.

Auch hormonelle Schwankungen im Rahmen des Menstruationszyklus führen phasenweise zu einer erhöhten Histamin-Empfindlichkeit. Zu beobachten ist auch, dass wir während einer Infektion oder Erkältung auf Histamin generell sensibler reagieren.

 

Histamin in der Nahrung

Histamin wird zwar zu einem geringen Teil in unserem Körper selbst gebildet, vor allem aber mit bestimmten Lebensmitteln in der Nahrung unserem Organismus zugeführt. Wenn wir unverträgliche Lebensmittel mit einem hohen Histamin-Gehalt essen, dann kommt es zu den typischen Beschwerden einer Histaminintoleranz.

Unverträgliche Histamin reiche Lebensmittel sind:

  • Meeresfische wie Thunfisch, Sardine, Sardelle, Hering, Makrele und Lachs
  • Alkoholische Getränke wie Rotwein und Champagner
  • Schnitt- und Hartkäse wie Parmesan und Emmentaler
  • Gereifte Wurstsorten wie Salami, Kantwurst und Rohschinken
  • Geräuchertes Fleisch
  • Schokolade, Kakao, Nougat und Nüsse
  • Gemüsesorten wie Sauerkraut, Spinat und Tomaten
  • Obstsorten wie Zitrusfrüchte, Kiwi und Erdbeeren
  • Schwarzer Tee

Der Histamingehalt in den einzelnen Lebensmitteln steigt mit der Reife- und Lagerungsdauer. Verdorbene Lebensmittel, vor allem verdorbener Fisch, weisen enorme Histaminmengen auf.

Im Grunde genommen kann der Histamingehalt bei den einzelnen Nahrungsmitteln stark schwanken, was bedeutet, dass wir das gleiche Lebensmittel einmal gut und einmal weniger gut vertragen.

Ist die individuelle Toleranzgrenze überschritten, dann werden wir krank. Die typischen Beschwerden können schon nach wenigen Minuten oder erst Stunden nach der Histamin reichen Mahlzeit auftreten. Von ärztlicher Seite ist darauf zu achten, dass viele Medikamente die Wirkung von Histamin im Körper verstärken.

 

Eine Histaminintoleranz austesten

Treten immer wieder unklare allergieähnliche Symptome auf, sollte Ihr Arzt an die Möglichkeit einer Histaminintoleranz denken. Sie ist eine der häufigsten Formen einer Nahrungsmittelintoleranz. Eine genaue Befragung des Patienten über seine Beschwerden im Zusammenhang mit seiner Ernährung gibt meist schon die entscheidenden Hinweise.

Die endgültige Diagnose geschieht durch die Bestimmung jenes Enzyms im Blut, welches Histamin in unserem Körper abbaut. Dabei handelt es sich um das Enzym Diaminoxidase.

Echte allergische Reaktionen können dagegen nie nachgewiesen werden. Zu beachten ist auch, dass es außer Histamin noch viele andere biogene Amine in den Nahrungsmitteln gibt, die die Wirkung von Histamin verstärken.

 

So wird eine Histaminintoleranz behandelt

Ist eine Histamin-Intoleranz nachgewiesen, sollte man den Genuss von Histamin hältigen Lebensmitteln so gut es geht einschränken. Vor allem die Kombination Histamin reicher Speisen wie ein Thunfischsteak mit einem Glas Rotwein und als Nachspeise noch einen Käseteller mit Emmentaler und Nüssen sollten Sie unbedingt meiden. Histamin reiche Lebensmittel müssen immer auch kühl gelagert und sachgerecht aufgetaut werden.

Eine Histamin arme Kost führt meist innerhalb weniger Tage bis Wochen zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden.

Die Einnahme von sogenannten Antihistaminika – das sind allergiehemmende Substanzen – kann die Symptome oft lindern. Die Einnahme von Medikamenten sollten jedoch unbedingt mit einem Arzt besprechen werden.

Zusätzlich kann man Diaminoxidase, also jenes Enzym, welches Histamin in unserem Körper abbaut, mit speziellen diätetischen Lebensmitteln zuführen. Das führt zu einer wesentlichen besseren Verträglichkeit von Histamin reichen Speisen. Trotz aller medikamentösen Neuheiten sollte man aber vor allem den Verzehr von Histamin reichen Speisen einschränken.


Literatur:

Reese I, Ballmer-Weber B, Beyer K, et al. German guideline for the management of adverse reactions to ingested histamine. Guideline of the German Society for Allergology and Clinical Immunology (DGAKI), the German Society for Pediatric Allergology and Environmental Medicine (GPA), the German Association of Allergologists (AeDA), and the Swiss Society for Allergology and Immunology (SGAI). Allergo J Int. 2017;26(2):72–79. doi:10.1007/s40629-017-0011-5

Maintz L, Novak N. Histamine and histamine intolerance. Am J Clin Nutr. 2007 May;85(5):1185-96.

Wöhrl S, Hemmer W, Focke M, Rappersberger K, Jarisch R. Histamine intolerance-like symptoms in healthy volunteers after oral provocation with liquid histamine. Allergy Asthma Proc. 2004 Sep-Oct;25(5):305-11.

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