Dienstag, April 23, 2024

ASV – Ambulante spezialfachärztliche Versorgung – bei Rheuma

Ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) bei Rheuma – die neue Versorgungsstruktur und ihre Auswirkungen für die Patienten in Deutschland.

Was ist die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung und wie wird wie wird versorgt? In der ASV versorgen spezialisierte Ärztinnen und Ärzte im Team Patientinnen und Patienten mit komplexen rheumatischen Erkrankungen und besonderen Krankheitsverläufen. Das Ziel ist eine verbesserte sektorübergreifende (stationär-ambulante) Versorgung dieser Patienten, die von den Kostenträgern (Krankenkassen) vergütet wird.

Die ASV kann von Krankenhäusern, niedergelassenen Fachärzten oder MVZ (Medizinischen Versorgungszentren) angeboten werden. Spezialisierte Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Team zusammen:

  • Teamleiter ist der internistische Rheumatologe; er betreut den Patienten als Hauptansprechpartner und übernimmt die fachliche und organisatorische Koordination.
  • Das Kernteam besteht aus dem Teamleiter und weiteren Fachärzten: Nephrologe (Nierenfacharzt), Pulmonologe (Lungenfacharzt), Dermatologe (Hautarzt), Orthopäde/Unfallchirurg mit Zusatzweiterbildung orthopädische Rheumatologie, wobei diese je nach Erfordernis der rheumatologischen Erkrankung zu Untersuchung und Therapiefestlegung am Ort der Teamleitung zusammenkommen.
  • Ergänzend hinzuzuziehende Fachärzte (z. B. Kardiologe (Herzspezialist) oder Neurologe (Nervenfacharzt)) können durch den Teamleiter per Überweisung bei Bedarf angefordert werden.

Diese ASV-Struktur bedeutet für den Patienten eine umfassende, spezialisierte Versorgung „aus einem Team“ und bedeutet für die Krankenhäuser eine Öffnung in den ambulanten Sektor und für entsprechend betroffene stationäre Patienten eine direkt an die Entlassung anschließende ambulante Behandlung. Diese ASV-Struktur bedeutet auch für niedergelassene Rheumatologen eine zusätzliche Patientenversorgung neben der vertragsärztlichen Tätigkeit.

ASV – Für welche Patienten?

In der ASV werden Rheumapatienten mit komplexen Erkrankungen und/oder besonderen Krankheitsverläufen (z. B. schwer therapierbare, komplikative, die Organe schwer betreffende wie auch seltene Rheumaerkrankungen) behandelt. Der Zugang:

  • erfolgt mittels Überweisung z. B. durch den Hausarzt oder erfolgt direkt aus der akut-stationären Rheumabehandlung durch den Krankenhausarzt.
  • bedeutet im Notfall eine 24/7-Versorgung (24 Stunden, an jedem Wochentag, das ganze Jahr hindurch) durch das Krankenhaus.
  • ist zeitlich unbefristet und hängt in Dauer und Ausmaß nur von der Erkrankung selbst ab.
  • ist unabhängig von entstehenden Kosten. Denn die Leistungen aus der ASV werden extrabudgetär und ohne Mengenbegrenzung vergütet.
  • ist frei wählbar, d. h., grundsätzlich kann der Patient „sein“ ASV-Team frei wählen, wenn weitere ASV-Teams in der Region für diese Erkrankung verfügbar sind.
  • zu Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln für Patienten erfolgt durch die ASV nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit.

Für den Patienten heißt das: Allein die Diagnose und der Krankheitsverlauf entscheiden über die Behandlung; Medikamente können verordnet werden.

ASV – Was heißt das für Betroffene?

Qualität wird großgeschrieben!
Die Behandlung in der ASV Rheuma:

  • erfolgt grundsätzlich durch einen Facharzt für Rheumatologie, der auch Teamleiter ist. Neueste Erkenntnisse und Forschungsergebnisse werden hier umgesetzt.
  • ist interdisziplinär, d. h. alle erforderlichen zusätzlichen Fachärzte werden eingebunden in Diagnostik und Therapie.
  • nimmt sich Zeit für die besonderen Krankheitsprobleme der Patienten.
  • ermöglicht bei Komplikationen, Verschlechterung im Krankheitsverlauf oder Problemen mit der Therapie eine schnelle, notfalls auch sofortige (akut-stationäre) Behandlung.
  • umfasst umfangreiche Informationen zu Erkrankung und Therapie und weitere Unterstützungsangebote; diese erhöhen die Patientensicherheit.
  • bezieht den Patienten in seine Behandlung aktiv mit ein (Partizipation). Genaue Ausführungen werden noch in der Anlage ASV-Rheuma festgeschrieben.

Zum 1.1.2012 ist das GKV-Strukturgesetz (GKV-VStG) in Kraft getreten, das einen neuen Versorgungsbereich, nämlich die ASV geschaffen hat. Dieses Gesetz löste die bisherige Regelung des § 116b SGB V ab. Die bisherigen 49§ 116b-Ambulanzen an Krankenhäusern haben in weiten Teilen das Konzept der jetzigen ASV gelebt, es kommen nun neu die niedergelassenen Rheumatologen und die MVZ hinzu. Für Patienten, die bisher in einer § 116b-Ambulanz am Krankenhaus betreut wurden, ändert sich kaum etwas.

Der Start der ASV wird zum Ende des Jahres 2017 erwartet, wenn der GBA (Gemeinsamer Bundes-Ausschuss, www.g-ba.de) die Anlage „Rheumatologie“ der ASV veröffentlicht und das Bundesministerium für Gesundheit und Soziales den Inhalten zustimmt.

Wenn dann Ende 2017 beziehungsweise Anfang 2018 alle Formalien erfüllt sind, werden sich zusätzliche ASV-Ambulanzen besonders aus dem Bereich der niedergelassenen Fachärzte, aber auch weitere Krankenhäuser mit einer Rheumafachabteilung etablieren.

Was ist also das Besondere an der ASV?

  • Eine Weiterentwicklung der erfolgreich tätigen § 116b-Krankenhausambulanzen.
  • Umfangreichere Versorgung von Rheumapatienten mit besonderem Krankheitsverlauf.
    Interdisziplinär (Rheumatologe + andere Fachrichtungen nach Bedarf).
  • Besonders hohe Versorgungsqualität in einer „dritten“ Versorgungsebene flächendeckend und mit mehr Kapazität.
  • Höhere Patientensicherheit und -zufriedenheit.

Quelle: Redemanuskript von Professor Dr. med. Heinz-Jürgen Lakomek, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Rheumatologischer Akutkliniken (VRA) und Direktor der Klinik für Rheumatologie und Geriatrie am Universitätsklinikum JWK Minden der RUB zum 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) und zum 27. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR).

Related Articles

Aktuell

Resilienz: die Kunst, psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die uns auch ermöglicht, aus Krisen zu lernen und daraus gestärkt hervorzugehen. In einer idealen Welt wären wir vor Schicksalsschlägen,...
- Advertisement -

Latest Articles

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...