Donnerstag, März 28, 2024

Bronchiale Hyperreaktivität bei Asthma bronchiale

Bei Asthma bronchiale kommt es zu erhöhter Empfindlichkeit der Atemwege – einer bronchialen Hyperreaktivität – mit Behinderung der Atmung.

Die bronchiale Hyperreaktivität bezeichnet eine Überempfindlichkeit der Atemwege beispielsweise bei Asthma), bei der sich die Bronchien schlagartig verengen. Unter Asthma bronchiale versteht man eine Erkrankung mit erhöhter Empfindlichkeit der Atemwege – die sogenannte bronchiale Hyperreaktivität – gegen verschiedenartige Reize. Die geht mit einer Behinderung der Atmung einher. Man spricht von Atemfluss-Obstruktion.

Asthma bronchiale wird klinisch andererseits durch die Atemnot wechselnder Intensität, pathophysiologisch durch die wechselnde Obstruktion beziehungsweise bronchiale Hyperreaktivität und histologisch durch eine bronchiale Entzündung mit meist auffälliger Beteiligung von eosinophilen Granulozyten, aktivierten Lymphozyten, Mastzellen und Makrophagen charakterisiert. Übrigens spielt der Unterschied zwischen Asthma bronchiale und chronische immer eine wichtige Rollte immer Bronchitis.

 

Pathophysiologie

Es kommt durch die Entzündung der Atemwege zu einer Infiltration der ­Bronchialschleimhaut mit den schon oben beschriebenen Entzündungszellen, wobei zusätzlich noch Mastzellen aktiviert werden. In diesem Zusammenhang wurde von Bousquet 1995 der Ausdruck des bronchialen Remodellings geprägt.

Dieses ist charakterisiert durch Verän­derungen im Bronchial­epithel, Hypertrophie der Bronchialmuskulatur, Vermehrung der Bronchial­drüsen, Verdickung der Basalmembran und Fibrosierung in der Bronchialschleimhaut.

Entzündung und bronchiales Remodelling führen zu einer Steigerung der bronchialen Hyper­reaktivität, wobei letztere aber auch durch das langjährige Einwirken von exogenen und/oder endogenen Reizen aufgebaut und manifestiert werden kann. Daraus resultiert in weiterer Folge eine gesteigerte Bereitschaft der Atemwege, auf verschiedene nicht immuno­logische Reize mit einer Atemfluss-Obstruktion zu reagieren.

Die Atemfluss-Obstruktion ist die uniforme Antwort auf verschiedene Reize und wird ausgelöst durch die Trias Schleimhautödem, Dyskrinie und Bronchospasmus. Sie kann beim allergischen Asthma (extrinsic Asthma) durch eine Sofortreaktion (Typ I-Reak­tion) oder verzögert 2 bis 8 Stunden nach der Allergen­exposition (Spätreaktion) auftreten.

Beim Infektasthma als Beispiel für ein nicht allergisches Asthma steht die Frei­setzung der Mediatoren aus erreger­bedingten Läsionen der Bronchialschleimhaut im Vordergrund.

 

Ursachen und Diagnose von Asthma bronchiale

Auslöser für eine Atemfluss-Obstruktion können virale und/oder bakterielle Infekte der Luftwege, Allergien, besondere körperliche Anstrengungen, chemische Einflüsse durch Umwelt oder Beruf wie Dämpfe, Nikotin, Auspuffgase, Ozon usw., physikalische Irritationen wie Kälte, Nässe, Nebel, Staub usw., Medikamente wie Beta-Blocker, Aspirin, Analgetica etc. sowie auch psychische Faktoren wie Konflikte und Stress sein.

Zahlreiche epidemiologische Studien haben einen Zusammenhang zwischen beruflicher Exposition gegenüber Umweltgiften und Asthma oder asthmatischen Symptomen bei Erwachsenen festgestellt. Neue epidemiologische Daten deuten auch darauf hin, dass umweltrelevante Giftstoffe auch mit Atemstörungen in der Allgemeinbevölkerung in Verbindung gebracht werden können. Und dass bei Frauen die Exposition gegenüber Umweltgifte dazu führen kann, dass das Risiko für Asthma bei deren Kindern erhöht ist.

Grundlage der Diagnose ist die Anamnese und der Nachweis der Atemfluss-Obstruktion mittels Lungenfunktionstest. Die Erarbeitung der Anamnese erfordert Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen.

Zu achten ist auf immer wiederkehrende Episoden von Giemen, Atemnot, Brust­enge und Husten, hauptsächlich in der Nacht und am frühen Morgen. Labor und Allergiediagnostik, Röntgen und Spezialuntersuchungen ergänzen die wesentlichen Ergebnisse der Lungenfunktionstests und der Anamnese.

Das klinische Bild von Asthma bronchiale kann zwischen der Symptomatik eines Asthmaanfalles und einem unauffälligen Befund im ­Inter­vall variieren. In den meisten Fällen ist die Atemfluss-Obstruktion gut erkennbar durch Distanzrasseln, sichtbar erschwerter Atmung mit erhöhter ­Atemfrequenz und diffuses Giemen besonders in der Exspiration (exspiratorischer Stridor).

Es gibt verschiedene Formen – beispielsweise unterschieden nach klinischen Merkmalen oder nach auslösenden Reizen – wie das Extrinsic Asthma (exogen allergisches Asthma), Intrinsic Asthma (Infekte, chemische Reize, psychische Einflüsse usw.), Analgetikaasthma, Belastungsasthma, nächtliches Asthma und Anfalls- beziehungsweise Dauerasthma.

 

Asthma bronchiale versus chronischer Bronchitis

Bedeutend ist die Unterscheidung zwischen Asthma bronchiale und chronischer Bronchitis, wobei sich die Grenzen der Erkrankungen bei längerem Bestehen oft verwischen. Beim Asthma tritt Husten vor allem nachts auf, die Atemnot in ­Ruhe, besonders in der Nacht und am Morgen. Die Atemfluss-Obstruktion zeigt große tageszeitliche Schwankungen und ist meist gut reversibel.

Bei der chronischen Bron­chitis tritt der Husten meist morgens auf, die Atemlosigkeit bzw. Atemnot hauptsächlich bei Belastung, und die Atemfluss-Obstruktion zeigt nur geringe tageszeitliche Schwankungen und geringe Reversibilität.


Asthma nach Schweregrad eingeteilt

Mildes Asthma bronchiale.

  • Klinisches Bild: Husten und Dyspnoe höchstens zweimal pro Woche, nächtliche Beschwerden höchstens einmal monatlich. Zwischen den Exazerbationen ist der Patient beschwerdefrei.
  • Lungenfunktion: FEV1 bzw. PEF über 80% der Norm, PEF-Variabilität unter 20%, Normalisierung von FEV1 bzw. PEF nach Bronchospasmolyse.

Mittelgradiges Asthma bronchiale

  • Klinisches Bild: Husten und Auswurf dreimal wöchentlich und öfter, nächtliche Beschwerden zweimal monatlich und öfter.
  • Lungenfunktion: FEV1 bzw. PEF zwischen 60 und 80% der Norm, PEF-­Variabilität 20 bis 30%.

Schweres Asthma bronchiale

  • Klinisches Bild: Symptome häufig bis konti­nuierlich, häufig nächtliches Aufwachen, eingeschränkte physische Aktivität, anamnestisch einschlägige stationäre Aufenthalte.
  • Lungenfunktion: FEV1 bzw. PEF unter 60% der Norm, PEF-Variabilität über 30%.

Literatur:

William Gossman; Maryam Tariq; Mary E. Cataletto. Asthma. StatPearls [Internet]. Last Update: August 22, 2019.

Shaffo FC, Grodzki AC, Fryer AD, Lein PJ. Mechanisms of organophosphorus pesticide toxicity in the context of airway hyperreactivity and asthma. Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol. 2018;315(4):L485–L501. doi:10.1152/ajplung.00211.2018

Eichenberger PA, Diener SN, Kofmehl R, Spengler CM. Effects of exercise training on airway hyperreactivity in asthma: a systematic review and meta-analysis. Sports Med. 2013 Nov;43(11):1157-70. doi: 10.1007/s40279-013-0077-2. PMID: 23846823.

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