Eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation bei Diabetes führt zu größerer Übereinstimmung bezüglich Behandlungszielen und -strategien sowie zu gesteigerter Patientenzufriedenheit.
„Man kann nicht ,nicht’ kommunizieren“ (Paul Watzlawick): Jede Begegnung zwischen Arzt und Patient ist Kommunikation. Vom Patienten aus geschieht sie in den meisten Fällen unbewusst. Der Arzt hat die Möglichkeit zu entscheiden, Kommunikation »geschehen« zu lassen oder ob er die Arzt-Patienten-Kommunikation bewusst als Instrument der Beziehungsgestaltung einsetzt. Beispielsweise ist bei Diabetes eine erfolgreiche Betreuung nur in einer langen Arzt-Patient-Beziehung sowie einer intensiven Arzt-Patienten-Kommunikation möglich.
Wozu wir eine gezielte Arzt-Patienten-Kommunikation brauchen
Diabetes ist eine chronische Erkrankung. Um eine tragfähige, flexible, den Anforderungen der Patienten entsprechende Arzt-Patient-Kommunikation bei Diabetes gestalten zu können, muss der Arzt die Grundlagen der ärztlichen Gesprächsführung und Kommunikation beherrschen. Allerdings geben 71% der Ärzte an, während ihrer Ausbildung wenig bis nichts über Gesprächsführung gelernt zu haben. unter dem Strich ist der psychosoziale Bereich von Diabetes als biomedizinischer Aspekt des Syndroms sehr wichtig.
Erfolgreiche Arzt-Patienten-Kommunikation im Sinne dessen, dass Diabetes überwiegend eine Lebensstilerkrankung ist.
Die Leitlinien der verschiedenen Diabetes Gesellschaften empfehlen daher Verhaltensmodifikationen als ersten Behandlungsschritt. Häufig gegebene ärztliche Ratschläge, die mit „Sie müssen …“ beginnen, führen fast nie zu Verhaltensänderungen, sondern erhöhen im Gegenteil den Widerstand dagegen. Der Versuch, gemeinsam mit dem Patienten zu erarbeiten, welche Änderungen – nach der Information durch den Arzt – er für sich als wichtig erkennt und wie er sich vorstellen kann, diese Änderungen durchzuführen, ist erfolgversprechender. Dazu ist aber die Kenntnis von Kommunikationstechniken, wie der richtigen Fragestellung, Voraussetzung.
Erfolgreiche Verbesserung der Patientenadhärenz
Die mangelnde Therapietreue ist ein wichtiges Problem. Psychosoziale Faktoren haben einen Einfluss auf Entstehung und Verlauf des Diabetes. Die Hälfte der Patienten fühlt sich als Folge ihrer Krankheit gestresst oder ausgebrannt. Diabetiker haben ein zweimal höheres Risiko, an Depression als Komorbidität zu erkranken. Eine Depression geht mit einer ungünstigeren Stoffwechseleinstellung (HbA1c), einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung von Folgekomplikationen, einer geringeren Lebenserwartung, schlechterer Lebensqualität und Therapiezufriedenheit einher. Diese psychosomatischen Aspekte werden zu wenig berücksichtigt und erkannt. Eine gezielte Gesprächsführung ermöglicht eine bessere Diagnostik und spart Zeit.
Erfolgreiche Verbesserung der Behandlungsergebnisse
Eine bessere Arzt-Patient-Kommunikation führt zu größerer Übereinstimmung bzgl. Behandlungszielen und -strategien zwischen Arzt und Patient und gesteigerter Patientenzufriedenheit. Das Wissen des Patienten um seinen HbA1c-Wert korelliert mit der Kommunikationsqualität des Arztes. Eine bewusst eingesetzte Kommunikation erleichtert und verbessert besonders die Betreuung von Langzeitpatienten. Sie hilft dabei, eine die Krankheit betreffende gemeinsame (»communis«) Wirklichkeit von Arzt und Patient zu konstruieren, um die meist unterschiedlichen Behandlungsvorstellungen und -ziele zu koordinieren.
Literatur:
Kalra S, Kalra B. Communication in diabetes care. J Pak Med Assoc. 2017;67(12):1946‐1948.
Quelle: MEDMIX 09-2009, S11-12. Arzt-Patienten-Kommunikation bei der Behandlung von PatientInnen mit Diabetes mellitus. Dr. Georg Titscher