Seit Jahrtausenden helfen Heilpflanzen, Arzneipflanzen, Phytopharmaka gegen Krankheiten – den positiven Erfahrungen vertrauen heute noch vier von fünf Menschen.
Heilpflanzen beziehungsweise Arzneipflanzen und Phytopharmaka sind zwar »natürlich«, aber nicht immer harmlos und »sanft«. Sehr giftige Wirkstoffe finden sich in der Natur! Beispielsweise gehören Botulinus-Toxine zu den stärksten Giften, in sehr großen Verdünnungen werden sie aber zum Wohle von Patienten angewendet. So können unter anderem Tollkirsche oder Fingerhut tödlich wirken, in der richtigen, angepassten sehr kleinen Dosis wirken sie aber effizient gegen etwaige Beschwerden.
Renaissance der Arzneipflanzen
Das Wissen um Arzneipflanzen und ihrer Heilkräfte wurde weiland von Generation zu Generation weitergegeben. Doch mit Erforschung und Einsatz chemischer Wirkstoffe zur Behandlung von Krankheiten ist dieses Wissen teilweise in Vergessenheit geraten. Erst mit dem Umdenken »zurück zur Natur« kam es zur Renaissance der Arzneipflanzen.
Dabei kam es durch mangelndes Heilpflanzenwissen in der Bevölkerung beim Selbstsammeln immer wieder zu Verwechslungen, die manchmal sogar zu Todesfällen führten. Exemplarisch ist hier die Verwechslung von Bärlauch mit Herbstzeitlose, um eines von zahlreichen Beispielen hervorzustreichen.
Arzneipflanzen durch Anbau
Heutzutage werden Arzneipflanzen großteils kontrolliert angebaut. Dies gewährleistet die Gleichförmigkeit der Wirkstoffe in der Pflanze und Verwechslungsmöglichkeiten mit den verbunden Gefahren für den Patienten werden vermieden. Außerdem werden so gefährdete Arten vor dem Aussterben geschützt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die angebauten Arzneipflanzen frei von Pestiziden sowie von Schwermetallrückständen sind. Durch spezielle Züchtungen wird der Wirkstoffgehalt, die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und die Qualität der Arzneipflanzen optimiert.
Bei der Erforschung der Pflanzen und deren bevorzugten Inhaltsstoffen kann auch möglichen Nebenwirkungen entgegengewirkt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist der wild wachsende Huflattich: er kann grundsätzlich je nach Standort beträchtliche Mengen an leberschädigenden Substanzen enthalten. Durch Selektion und Züchtung wird die Bildung der giftigen Substanzen vermieden.
Darreichungsformen
Die frühere Anwendung von Heilpflanzen in Form von Tees, Drogenpulvern, alkoholischen Auszügen und Tinkturen ist auch heute noch gängig – allen voran bei Befindlichkeitsstörungen. Durch Forschung und moderne Technik kommen heutzutage vermehrt konzentrierte Extrakte – Auszüge der Arzneipflanzen mit den entscheidenden Inhaltsstoffen – in Form von Kapseln, Dragees, Tropfen oder Tabletten zum Einsatz.
Was Phytopharmaka sind
Tausende Jahre Erfahrung steht somit eine relativ kurze, erfolgreiche Erforschung gegenüber. Das rasch anwachsende Wissen durch Forschungen um Wirkungen und Inhaltsstoffe vieler Arzneipflanzen – der sogenannten Phytopharmaka – hat zu einem anerkannten hohen Stellenwert der Pflanzenheilkunde geführt.
Die gegenwärtige Phytotherapie basiert auf einer soliden geschichtlichen Grundlage und tradierten Erfahrungswerten. Diese werden durch moderne phytochemische, experimentelle und klinische Untersuchungen in Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bestätigt.
Von »chemischen Arzneimitteln« unterscheiden sich pflanzliche Arzneimittel im Wesentlichen dadurch, dass sie als »Wirkstoff« einen ausreichend hoch dosierten, standardisierten oder normierten pflanzlichen Extrakt anstelle chemisch-synthetischer Substanzen oder isolierter Reinsubstanzen aus Pflanzen enthalten.
Eine Besonderheit der Phytopharmaka ist, dass die therapeutischen Wirkungen bei der Mehrzahl der angewendeten Arzneipflanzen erst nach mehrtägiger Anwendungen einsetzen, eine akute Wirkung ist eher selten. Deshalb sind pflanzliche Arzneimittel in erster Linie ideal bei chronischen Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen.
Quellen und weiterführende Informationen:
http://www.britannica.com/topic/phytotherapy
http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1002/(ISSN)1099-1573