Donnerstag, März 28, 2024

APOSEC bei dermatologischen Wunden

APOSEC – ein biologischer, aus weißen Blutkörperchen gewonnener Arzneimittelwirkstoff, soll neue Therapieformen bei dermatologischen Wunden ermöglichen.

Eine Forschergruppe um den Thoraxchirurgen Hendrik Jan Ankersmit, dem Leiter des Christian Doppler-Labors für Diagnose und Regeneration von Herz- und Thoraxerkrankungen an der MedUni Wien, hat den Wirkstoff APOSEC aus weißen Blutkörperchen entwickelt, für den bereits in der präklinischen Entwicklung gezeigt werden konnte, dass er bei Herzinfarkt, Schlaganfall, Rückenmarksverletzungen und Wundheilung erfolgreich einsetzbar sen könnte. Nun befindet sich gerade APOSEC in der klinischen Phase des Zulassungsverfahrens für ein neues Arzneimittel bei dermatologischen Wunden.

 

APOSEC – neuer, an der MedUni Wien entwickelter Wirkstoff

Der neue Wirkstoff APOSEC an der MedUni Wien von Hendrik Jan Ankersmit und seinem Team entwickeltist eine patentierte biologische Substanz, die aus löslichen Eiweißstoffen, Exosomen und Lipiden aus weißen Blutkörperchen besteht. Die weißen Blutkörperchen müssen zunächst bestrahlt werden und schütten während des Zelltods Proteine aus, ein sogenanntes Sekretom, das eine vielfache therapeutische Wirksamkeit aufweist.

APOSEC wirkt unter anderem antibakteriell, induziert die Neubildung von Gefäßen und aktiviert die Wundheilung. Die Zellen (weißen Blutkörperchen) können somit als „Bioreaktor“ verstanden werden, welche das Sekretom ausscheidet. Der zelluläre Bestandteil wird nach einer Kulturperiode im Reagenzglas verworfen, wobei der therapeutische Effekt durch die Vielfalt der abgesonderten Inhaltsstoffe zustandekommt.

 

Aktuelle APOSEC-Studie zu dermatologischen Wunden

Humanes, unter GMP (Good Manufacturing Practice)-Bedingungen hergestelltes APOSEC aus der Oberösterreichischen Blutspendezentrale in Linz (Watzinger,  Juengling, Suessner) wird nun in einer aktuellen klinischen Phase 1 untersucht. Der Wirkstoff wurde von der AGES (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) für die klinische Prüfung am Menschen freigegeben. Die dazugehörende Studie Marsyas-1 ist die weltweit erste Sekretom-basierte Regenerationsstudie der Haut und wurde nun auch in „Nature Scientific Reports“ publiziert. Das Ziel der Studie, die Sicherheit des Wirkstoffes bei dermatologischen Wunden nachzuweisen, konnte erreicht werden. Die dafür benötigten Blutzellen wurden autolog gewonnen, das heißt aus körpereigenem Material der Probanden.

Zukünftig soll APOSEC aus allogenem Zellmaterial, also jenem von fremden Spendern, hergestellt werden. Dadurch wäre eine kostengünstige Produktion in großer Menge möglich und das Medikament könnte in gefriergetrocknetem Zustand für die sofortige Anwendung zur Verfügung stehen. Wie eingangs erwähnt könnte APOSEC aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse auch bei Herzinfarkt, Herzmuskelentzündungen, Schlaganfall und Rückenmarksverletzungen zum Einsatz kommt.

Erfolgreiches Kooperationsprojekt mehrerer MedUni Wien-Abteilungen

Das gesamte Projekt wurde im Rahmen einer Private-Public-Partnership zwischen der MedUni Wien, der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (www.cdg.ac.at), der FFG (www.ffg.at) und der Aposcience AG ( www.aposcience.com) ermöglicht. Diese „benchside to bed“-Entwicklung war und ist ein großer Erfolg in der multidisziplinären Zusammenarbeit mehrerer Kliniken und Abteilungen innerhalb der MedUni Wien (Biomedizinische Forschung, Podesser; Dermatologie, Erwin Tschachler/ Michael Mildner; Klinische Pharmakologie,  Michael Wolzt; Kardiologie,  Mariann Gyöngyösi; dem Koordinationszentrum für Klinische Studien (KKS) und den vielen Diplom- und PHD Studenten der Arbeitsgruppe Ankersmit).


Literatur:

Safety and tolerability of topically administered autologous, apoptotic PBMC secretome (APOSEC) in dermal wounds: a randomized Phase 1 trial (MARSYAS I). Elisabeth Simader, Denise Traxler, Mohammad Mahdi Kasiri, Helmut Hofbauer, Michael Wolzt, Christoph Glogner, Angela Storka, Michael Mildner, Ghazaleh Gouya, Alexandra Geusau, Carola Fuchs, Claudia Eder, Alexandra Graf, Michaela Schaden, Bahar Golabi, Marie-Bernadette Aretin, Susanne Suessner, Christian Gabriel, Walter Klepetko, Erwin Tschachler & Hendrik Jan Ankersmit. Scientific Reports 7, Article number: 6216 (2017)

doi:10.1038/s41598-017-06223-x

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