Donnerstag, März 28, 2024

Fortlaufende Antikoagulation mit Dabigatran bei Katheterablation

Am ACC-Kongress wurden neue positive Daten zur fortlau­fen­den Antikoagulation mit Dabigatran während einer Katheterablation bei VHF-Patienten präsentiert.

 Neue Daten der RE-CIRCUIT® Studie zeigen ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil für Dabigatran verglichen mit Warfarin bei Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern (VHF), die sich einer Katheterablation unterzogen. Der Eingriff wurde ohne Unterbrechung der Antikoagulation durchgeführt. Unter der fortlaufenden Einnahme von Dabigatran traten dabei weniger schwere Blutungen sowie weniger schwere Nebenwirkungen auf als unter einer fortgeführten Medikation mit Warfarin. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des 66. Kongresses des American College of Cardiology in Washington, USA, in einer Late-Breaker-Session vorgestellt und zeitgleich im renommierten New England Journal of Medicine publiziert.1,2

Unter der kontinuierlichen Dabigatran-Einnahme konnte in RE‑CIRCUIT® ein signifikant reduziertes Risiko für schwere Blutungskomplikationen verglichen mit der fortlaufenden Einnahme von Warfarin dokumentiert werden: Dabei traten unter Dabigatran schwere Blutungen bei fünf von 317 Patienten auf, unter Warfarin bei 22 von 318 Patienten. Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 77,2 Prozent. Die absolute Risikoreduktion betrug 5,3 Prozent im primären Endpunkt. Die Inzidenz leichter Blutungen war unter Dabigatran und unter Warfarin gleich häufig (59/317 versus 54/318). Unter Dabigatran kam es nicht zu thromboembolischen Ereignissen; unter Warfarin war ein Patient davon betroffen. Die RE-CIRCUIT® Studie umfasste insgesamt 635 Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem VHF, die sich einer Katheterablation unterzogen. Die neuen Daten sind von hoher Relevanz, da das untersuchte Patientenkollektiv die klinische Praxis realitätsnah abbildet.1,2

„Für die Ärzteschaft sind dies aufschlussreiche neue Erkenntnisse“, kommentierte Professor Hugh Calkins, Vorsitzender des Steuerungsausschusses der RE-CIRCUIT® Studie und Professor für Kardiologie, der auch das elektrophysiologische Labor und den Arrhythmie-Service der Johns Hopkins-Klinik in Baltimore, USA, leitet. „Während einer Ablation ist das Risiko für schwere Komplikationen, wie Schlaganfälle und Blutungsereignisse, erhöht. Das Antikoagulationsmanagement ist daher entscheidend bei VHF-Patienten, die sich einer Katheterablation unterziehen. In RE-CIRCUIT® konnten wir nun sehen, dass eine kontinuierliche Antikoagulation mit Dabigatran zu signifikant weniger schweren Blutungen führte als der Einsatz von Warfarin.“

Jedes Jahr werden weltweit mehr als 200.000 Ablationen bei Patienten mit VHF, der häufigsten Herzrhythmusstörung, durchgeführt.3-6 Der Eingriff stellt eine bewährte Methode zur Therapie des unregelmäßigen Herzschlags dar, unter dem die Patienten leiden.7 Im Verlauf des Eingriffs wird ein Katheter über eine Vene oder Arterie in der Leistengegend oder am Arm bis zum Herzen eingeführt. Durch Radiofrequenzenergie wird starke Hitze erzeugt – alternativ kann Kälte induziert werden – die den betroffenen Bereich zerstört oder isoliert, der den anormalen Herzrhythmus hervorruft.7 Eine Katheterablation ist mit einem Risiko von thromboembolischen Ereignissen und Blutungskomplikationen verbunden.8,9 Die Antikoagulation muss daher vor, während und nach dem Eingriff sorgfältig gesteuert werden, um die Risiken zu minimieren.10,11 RE-CIRCUIT® liefert nun spezifische Daten zu Dabigatran, einem Nicht-Vitamin-K-Antagonisten oralen Antikoagulans (NOAK), in dieser klinischen Situation.1,2

„Dabigatran hat damit erneut ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil verglichen mit Warfarin gezeigt“, erläuterte Professor Jörg Kreuzer, medizinischer Leiter des Therapiegebiets Kardiovaskuläre Erkrankungen bei Boehringer Ingelheim. „Nur bei einem der Dabigatran-Patienten war eine medizinische Intervention aufgrund von einer schweren Blutung notwendig – verglichen mit elf Patienten unter Warfarin.”

RE-CIRCUIT® ist Teil der innovativen Forschung, die Boehringer Ingelheim im Bereich der antikoagulatorischen Therapie Ärzten und Patienten zur Verfügung stellt. Mit Dabigatran hat das Unternehmen das erste NOAK zur Schlaganfallprävention bei Patienten mit nicht valvulärem VHF eingeführt. 12,13 Mit der Zulassung von Praxbind® (Idarucizumab) folgte 2015 das erste und einzige NOAK-spezifische Antidot. Es ist indiziert für den Einsatz in Notfallsituationen, die eine sofortige Aufhebung der Dabigatran-induzierten Gerinnungshemmung erfordern.14,15 Praxbind® ist flächendeckend verfügbar und in über 7.500 Klinken weltweit vorrätig.16 

Über die RE-CIRCUIT® Studie

RE-CIRCUIT® (Randomised Evaluation of dabigatran etexilate Compared to warfarIn in pulmonaRy vein ablation: assessment of different peri-proCedUral antIcoagulation sTrategies) ist eine explorative prospektive, randomisierte, offene, multizentrische, kontrollierte Studie mit verblindeter Endpunktauswertung. Aufgenommen wurden Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem nicht valvulärem VHF, die sich einer Katheterablation unterzogen und geeignet für eine Antikoagulation mit Dabigatran 150 mg zweimal täglich waren. Die Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 auf Dabigatran oder Warfarin (Ziel INR 2,0-3,0) randomisiert. Die Studienmedikation wurde für die Dauer der Erhebung beibehalten.1,2

RE-CIRCUIT® umfasste 704 Patienten aus insgesamt 104 Studienzentren, darunter 635 Patienten, die sich einer Ablation bei fortlaufender Antikoagulation unterzogen. Bei allen Patienten wurde vorab eine transösophageale  Echokardiografie durchgeführt, um bestehende Blutgerinnsel im linken Atrium auszuschließen. Das Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil der Therapien wurde während des drei- bis viermonatigen Behandlungszeitraums sowie im Rahmen eines Follow-ups eine Woche nach Therapieende dokumentiert. 1,2

Primärer Endpunkt der RE-CIRCUIT® Studie war die Inzidenz schwerer Blutungen – nach Definition der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) – während und bis zu zwei Monate nach der Ablation. Zu den sekundären Endpunkten zählten unter anderem thromboembolische Ereignisse (Schlagfanfall, systemische Embolie, transitorische ischämische Attacke), leichte Blutungen und die Kombination der Wirksamkeits- und Sicherheitsendpunkte während und bis zu zwei Monate nach der Ablation. 1,2 


Dabigatran-Etexilat (Pradaxa®)

Der direkte Thrombininhibitor Pradaxa® ist seit mehr als sechs Jahren auf dem Markt und ist in mehr als 100 Ländern weltweit zugelassen.16 Die Erfahrung mit Pradaxa® wächst sowohl im Rahmen klinischer Studien als auch im Behandlungsalltag stetig an und umfasst inzwischen über sechs Millionen Patientenjahre in allen zugelassenen Indikationen.3

Pradaxa® ist aktuell für folgende Indikationen zugelassen:12

  • Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern mit einem oder mehreren Risikofaktoren, wie z. B. vorausgegangener Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke; Alter ≥ 75 Jahre; Herzinsuffizienz (NYHA Klasse ≥ II); Diabetes mellitus; arterielle Hypertonie (Zulassung 2010)
  • Behandlung tiefer Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie Prävention von rezidivierenden TVT und LE bei Erwachsenen (Zulassung 2014)
  • Primärprävention von venösen thromboembolischen Ereignissen bei erwachsenen Patienten nach elektivem Hüft- oder Kniegelenksersatz (Zulassung 2008)

In Europa ist Pradaxa® zur Prävention von Schlaganfällen, systemischen Embolien, tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien bei erwachsenen Patienten in den Dosierungen 150 mg und 110 mg zweimal täglich zugelassen.12

Pradaxa® war der erste auf dem Markt befindliche Vertreter einer neuen Generation direkter oraler Antikoagulantien zur Prävention und Behandlung akuter und chronischer thromboembolischer Erkrankungen.12,17 Als direkter oraler Thrombininhibitor erzielt Pradaxa® einen starken antithrombotischen Effekt, indem es spezifisch die Aktivität von Thrombin, dem Schlüsselenzym für die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) hemmt.17,18 Der Wirkstoff weist nur ein geringes Potenzial für Interaktionen mit anderen Arzneimitteln auf und zeigt keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln.17,18 Pradaxa® erfordert im Regelfall weder ein routinemäßiges Gerinnungsmonitoring noch Dosisanpassungen.17,19


 Referenzen:

  1. Calkins, H. et al. Safety and Efficacy of Uninterrupted Anticoagulation With Dabigatran Etexilate Versus Warfarin in Patients Undergoing Catheter Ablation of Atrial Fibrillation: The RE-CIRCUIT Study. #411-08: Late-Breaking Clinical Trials presentation during the American College of Cardiology 66th Annual Scientific Session, Washington, USA.
  2. Calkins H. et al. Uninterrupted Dabigatran versus Warfarin for Ablation in Atrial Fibrillation. NEJM. 2017. DOI: 10.1056/NEJMoa1701005.
  3. Auricchio A. et al. The Current Status of Cardiac Electrophysiology in ESC Member Countries. The EHRA White Book 2013. Available at: http://www.escardio.org/static_file/Escardio/Press-media/press-releases/2013/ehra-white-book-2013.pdf. Last accessed April 2015.
  4. JRCAC Data Center 2013.
  5. O’Connor E, Minihan D. Cardium Study: Atrial Fibrillation, Decision Resources, February 2013.
  6. Lloyd-Jones DM. et al. Lifetime risk for development of atrial fibrillation: the Framingham Heart Study. Circulation. 2004;110(9):1042-46.
  7. Mayo Clinic. Catheter ablation to isolate the pulmonary veins to treat atrial fibrillation. Abrufbar unter: http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/atrial-fibrillation/multimedia/img-20096441May Letzter Zugriff: März 2017.
  8. Kirchhof P. et al. 2016 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with EACTS. Europace. 2016;18(11):1609–78.
  9. Calkins H. et al. 2012 HRS/EHRA/ECAS Expert Consensus Statement on Catheter and Surgical Ablation of Atrial Fibrillation: Recommendations for Patient Selection, Procedural Techniques, Patient Management and Follow-up, Definitions, Endpoints, and Research Trial Design: A report of the Heart Rhythm Society (HRS) Task Force on Catheter and Surgical Ablation of Atrial Fibrillation. Europace. 2012;14(4):528–606.
  10. Weitz JI. et al. Periprocedural Management of New Oral Anticoagulants in Patients Undergoing Atrial Fibrillation Ablation. Circulation. 2014;129:1688–94.
  11. Sticherling C. et al. Antithrombotic management in patients undergoing electrophysiological procedures: a European Heart Rhythm Association (EHRA) position document endorsed by the ESC Working Group Thrombosis, Heart Rhythm Society (HRS), and Asia Pacific Heart Rhythm Society (APHRS). Europace. 2015;17(8):1197–214.
  12. Pradaxa® European Summary of Product Characteristics, 2017.
  13. Fachinformation Pradaxa®, Stand Januar 2016.
  14. Praxbind® European Summary of Product Characteristics, 2016.
  15. Fachinformation Praxbind®, Stand Juli 2016.
  16. Boehringer Ingelheim Data on File.
  17. Stangier J. Clinical pharmacokinetics and pharmacodynamics of the oral direct thrombin inhibitor dabigatran etexilate. Clin Pharmacokinet. 2008;47(5):285–95.
  18. Di Nisio M. et al. Direct thrombin inhibitors. N Engl J Med. 2005;353:1028–40.
  19. Stangier J. et al. Pharmacokinetic Profile of the Oral Direct Thrombin Inhibitor Dabigatran Etexilate in Healthy Volunteers and Patients Undergoing Total Hip Replacement. J Clin Pharmacol. 2005;45:555–63.

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