Donnerstag, April 25, 2024

Antibiotikaverordnungen gehen in Deutschland deutlich zurück

Eine rezente Studie zur Verordnungshäufigkeit von Antibiotika zeigt, dass die Antibiotikaverordnungen niedergelassener Ärzte in Deutschland deutlich zurückgeht.

Die Antibiotikaverordnungen durch niedergelassene Ärzte sind in den letzten Jahren in ganz Deutschland und für alle Altersgruppen signifikant zurückgegangen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer rezenten Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

 

Antibiotikaverordnungen in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2018

Im Grunde genommen umfasst die Studie zu den Antibiotikaverordnungen in Deutschland eine detaillierte Untersuchung der Verordnungshäufigkeit von Antibiotika. Und zwar für gesetzlich Versicherte in den Jahren 2010 bis 2018. Wobei die Untersuchung die Trends nach Altersgruppen, Wirkstoffgruppen sowie anderen Krankenversicherungsgruppen (KV-Bereichen) berücksichtigte.

Jedenfalls kam es bei den GKV-Versicherten im Jahr 2010 noch zu 562 Antibiotikaverordnungen pro 1.000 Versicherten. Hingegen waren es 2018 nur noch 446. Damit ist das ein Rückgang um insgesamt 21 Prozent. Besonders stark rückläufig (−41 Prozent) waren dabei Antibiotikaverordnungen insbesondere für Kinder und Jugendliche (Alterssegment 0–14 Jahre). Schließlich war bei Neugeborenen und Säuglingen (0–1 Jahr) der deutlichste Rückgang zu beobachten. Hierzu hat sich die Verordnungsrate von 2010 bis 2018 fast halbiert. Von 630 Verordnungen im Jahr 2010 ging die Rate auf 320 Verordnungen pro 1.000 Versicherte im Jahr 2018 zurück (−49 Prozent).

 

Deutlicher Wandel in der Versorgung von Kindern

„Der starke Rückgang des Antibiotikagebrauchs im gesamten Alterssegment der 0- bis 14-Jährigen markiert einen tiefgreifenden Wandel in der pädiatrischen Versorgung“, stellte der Leiter des Forscherteams, Dr. Jörg Bätzing, fest. Ein Grund für den signifikanten Rückgang der Verordnungsraten könnten die zahlreichen bundesweiten Initiativen zur Stärkung eines angemessenen Antibiotikaeinsatzes (bekannt unter der englischsprachigen Bezeichnung „Antibiotic Stewartship“) in Deutschland sein, so Bätzing.

Ein deutlich rückläufiger Verbrauchstrend konnte zudem in nahezu allen KV-Bereichen und für die überwiegende Zahl der eingesetzten Wirkstoffgruppen beobachtet werden. In der Region mit dem höchsten Antibiotikagebrauch (Saarland: 572 Verordnungen pro 1.000 Versicherte) lag die Verordnungsrate im Jahr 2018 etwa 1,8 höher als in der Region mit dem niedrigsten Gebrauch (Sachsen: 317). Starke Unterschiede in den Verordnungsraten unterstreichen die Bedeutung regional zugeschnittener Programme der KV-Bereiche zur Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes.

Literatur:

Holstiege J, Schulz M, Akmatov MK, Steffen A, Bätzing J. Update. Die ambulante Anwendung systemischer Antibiotika in Deutschland im Zeitraum 2010 bis 2018. Eine populationsbasierte Studie. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 19/07. Berlin 2019. https://doi.org/10.20364/va-19.07


Quelle: Versorgungsatlas – https://www.versorgungsatlas.de/

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