Mittwoch, April 24, 2024

Wie antibiotikaresistente Bakterien als blinde Passagiere reisen

Eine rezente Studie konnte zeigen, wie gefährliche antibiotikaresistente Bakterien als blinde Passagiere von einem Kontinent zum anderen reisen.

Im Grunde genommen sind vor allem auch die Toiletten auf Flughäfen ein Sammel- und Umsteigeplatz für antibotikaresistente Bakterien. Das gehört jedenfalls zum Alltag am Flughafen. Denn bist zum Start des Flugzeugs, der seine Passagiere in ferne Lande bringt, dauert es meist recht lange. Das ist dann Zeit genug, um schnell die Toilette aufzusuchen. Was die Reisenden dort erwartet, ist nicht immer ein schöner Anblick.

Wesentlich schlimmer allerdings kann das sein, was sie nicht sehen. Wie Wissenschaftler der Westfälischen-Universität Münster (WWU) unlängst in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin nachweisen konnten, sind die Toiletten auf Flughäfen auch für Keime ein „Umsteigepunkt“. Auf Abstrichen von inneren Türklinken zahlreicher Toilettenkabinen fanden die Forscher weltweit Keime. Darunter auch antibiotikaresistente Bakterien, die gegen die herkömmliche Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen nicht oder nur eingeschränkt wirken. Als „blinde Passagiere“ reisen sie quer durch die Welt, zum Beispiel von Indien nach Frankreich.

 

Antibiotikaresistente Bakterien auf Türklinken gefunden

Insgesamt untersuchten die Forscher 400 Türklinken von 136 Flughäfen in 59 Ländern. Die Abstriche stammten aus der Zeit von Dezember 2012 bis November 2015. Wobei sich die inneren Türgriffe der Toilettenkabinen sich besonders als Untersuchungsobjekt eigneten. Denn Vielzahl an Menschen berührt so eine Türklinke. Zudem ist sie der letzte Kontakt, den die Besucher nach dem Toilettengang haben. Und zwar bevor sie sich die Hände waschen. Die Türklinke ist dann besonders mit Keimen beispielsweise der Haut und des Darms belastet.

 

Staphylococcus aureus besonders häufig

Von den Abstrichen der Türklinken konnten die Forscher die daran haftenden Keime auf Spezialnährmedien anzüchten und identifizieren. Die Forscher analysierten die Spezies und das Erbgut jedes gefundenen Erregers. Unter dem Strich häufig fand man vor allem das Staphylococcus aureus. Dieses Bakterium trat mit 5,5 Prozent etwa bei jeder zwanzigsten Probe auf. Dann folgten Stenotrophomonas maltophilia (2 %) sowie Acinetobacter baumannii (1,3 %).

Einige dieser Erreger waren schließlich auch antibiotikaresistente Bakterien. Die Annahme der Forscher, dass Fluggäste auch sogenannte multiresistente „Superkeime“ von Reisen in ferne Länder in ihr Heimatland mitbringen können, haben ebenfalls Funde bestätigt.

Einer der gefundenen MRSA-Erreger, festgestellt in einer Probe aus Paris, war höchst ungewöhnlich für diese Region. Hauptsächlich kommt er in Indien vor. Er musste also vom Menschen dorthin gebracht worden sein.

 

Methicillin-resistente S. aureus-Erreger, abgekürzt MRSA

Das Brisante daran: Methicillin-resistente S. aureus-Erreger, abgekürzt MRSA, sind alles andere als harmlose Bakterien. Sie stellen eine erhebliche Gefahr für Menschen dar. Denn sie können, wenn sie ins Körperinnere gelangen, zu Infektionen an verschiedensten Stellen des Körpers führen.

Dabei sind diese Erreger antibiotikaresistente Bakterien gegen die am besten wirksamen Antibiotika. Und zwar wie Penicillin sowie verwandte Substanzen. Auch wenn die gefundene Belastung der untersuchten Türklinken insgesamt gering ist. belegte die Studie, dass international reisende Fluggäste gefährliche Erreger – bis hin zu „Superkeimen“ – erwerben und verbreiten können.

Jedenfalls raten die Autoren gründliche Händewaschen. Egal an welchem Ort beziehungsweise Örtchen man ist. Dementsprechend ist das gründliche Händewaschen ein Muss nach der Toilettenbenutzung.

Zudem sollte man auf öffentlichen Toiletten der Hautkontakt mit Oberflächen so gering wie möglich halten. Ungeachtet dessen ist auch die alternative Nutzung eines alkoholischen Händedesinfektionsmittels anstatt von Seife sinnvoll. Allerdings nicht im normalen häuslichen Umfeld.


Literatur:

Schaumburg F. et al: Airport door handles and the global spread of antimicrobial-resistant bacteria: a cross sectional study. Clinical Microbiology and Infection (in press, available online 23 September 2016); DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cmi.2016.09.010

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