Donnerstag, April 25, 2024

Antibiotika und nicht resistente Erreger

Auch scheinbar banale nicht resistente Erreger, gegen die sonst verschiedene Antibiotika wirksam sind, können manche Patienten in eine lebensbedrohliche Lage bringen.

Sich rasch anpassende Erreger, die Antibiotikaresistenzen entwickeln, sind in den letzten Jahren Mittelpunkt vieler fachlicher Diskussionen und laut der Weltgesundheitsorganisation eine der großen globalen Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. Dennoch kann bei einer rechtzeitigen Diagnose und bei Auswahl der richtigen Wirkstoffe auch erkrankten Personen mit multiresistenten Erregern sehr oft wirksam geholfen werden. Es gibt aber auch immer wieder Krankheitsfälle, bei denen scheinbar banale nicht resistente Erreger, gegen die eigentlich verschiedene antibiotische Substanzen wirksam sind, zu einer tödlichen Gefahr werden.

 

Antibiotikaresistenzen bei MRSA

Antibiotikaresistenzen wurden in den letzten Jahren vor allem in Krankenhäusern verstärkt registriert. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten – European Centre for Disease Prevention and Control, kurz ECDC – vermutet jedes Jahr etwa 25.000 Todesfälle, die durch Antibiotikarestenzen verursacht werden. Beispielhaft ist die Situation bei MRSA, wo es weltweit höchst unterschiedliche Quoten zu den Antibiotikaresistenzen gibt. Gegen diesen gefährlichen  multiresistenen Erreger gibt es zwar mehrere effektive Antibiotika. Für deren Einsatz gibt es aber kein allgemein gültiges Rezept, das bei allen Patienten gleich sam wirkt. Wichtig ist bei der Wahl der Substanz der Schweregrad und der Ort der Infektion sowie die Begleiterkrankungen des Patienten.

 

Enterokokken – gramnegative Erreger

Eine große Bedrohung stellen gramnegative Erreger dar, die sich bei der sogenannten Gram-Färbung unter dem Lichtmikroskop rot färben. Zu diesen Bakterien gehören zunehmend Vancomycin-resistente Enterokokken.

Enterokokken-Infektionen werden immer öfter registriert, viele gängige Antibiotika wirken nicht. Vor allem auf Intensivstationen und für abwehrgeschwächte Patienten stellen diese Erreger eine große Gefahr dar. Die antibiotischen Wirkstoffe Tigecyclin und Linezolid sind zwar grundsätzlich gegen Enterokokken wirksam, doch ist das nicht immer der Fall.

Bakteriämie durch nicht resistente Erreger

Infektionen durch nicht resistente Erreger, die grundsätzlich gut auf Antibiotika ansprechen, können eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen, wenn sie sich im Blut vermehren. Man spricht dann von einer sogenannten Bakteriämie, die häufig von Staphylococcus aureus verursacht wird.

Obwohl die meisten Antibiotika sind wirksam, bleibt die Infektion nicht auf das Blut beschränkt. Die Bakterien befallen Knochen, bilden Eiterherde im Körper und können auch rasch oft auch im Herz Schädigungen verursachen. Da das oft zu spät erkannt wird, stirbt noch immer fast jede Dritte daran.

Die Behandlungsstrategie bei einer Bakteriämie ist kompliziert. Bei allen Patienten mit Bakteriämie sollte eine systematische und umfassende Suche nach septischen Herden durchgeführt werden, beispielsweise mit Ultraschalluntersuchungen des Herzens. Wenn Infektionsherde entdeckt werden, müssen sie sofort behandelt werden, auch mittels invasiver Maßnahmen. Katheter und andere Bakterien anfällige Fremdkörper müssen prophylaktisch entfernt werden.

Literatur:

M. W. Pletz et al.: Multiresistente Erreger – Infektionsmanagement 2015; DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2015; 140 (13); S. 975-981

S. Weis et al.: Staphylococcus-aureus-Bakteriämie – eine eigene Entität; DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2015; 140 (13); S. 982-989

M. W. Pletz: Wandel ist nicht immer Fortschritt; DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2015; 140 (13); S. 974


Quelle: www.thieme.de

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