Donnerstag, April 18, 2024

Anti-Epilepsie-Elektrode direkt unter die Haut implantiert

Spezialisten am Universitätsklinikum Freiburg implantierten nun weltweit erstmals eine Anti-Epilepsie-Elektrode einer Patientin direkt unter die Haut.

Wenn bei Epilepsie-Patienten die Medikamente nicht wirken, so soll den Betroffenen zukünftig eine Behandlung ohne Eingriff ins Gehirn helfen. Dementsprechend behandelten nun Neurochirurgen am Universitätsklinikum Freiburg eine Patientin, in dem sie eine Anti-Epilepsie-Elektrode direkt unter der Haut implantierten. Die Ergebnisse der Methode sollen in vier Monaten zur Verfügung stehen.

 

Neuartiges Stimulationssystem in Form einer Anti-Epilepsie-Elektrode

Es gibt Hoffnung für Epilepsie-Patienten, bei denen Medikamente nicht ausreichend wirken und ein operativer Eingriff nicht in Frage kommt. Am Universitätsklinikum Freiburg wurde Ende Februar weltweit erstmals ein neuartiges Stimulationssystem in Form einer Anti-Epilepsie-Elektrode bei einer Patientin eingesetzt. Im Rahmen einer klinischen Studie platzierten die Ärzte eine dünne Elektrodenmatte direkt unter die Kopfhaut auf den Schädelknochen.

Ein Eingriff ins Gehirn ist damit nicht nötig. Die Elektroden sollen das anfallsauslösende Areal im Gehirn präzise stimulieren und so die Häufigkeit und Stärke der Anfälle reduzieren. Das Implantat wird nach einer vierwöchigen Ruhephase eingeschaltet. Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit des Verfahrens sind nach etwa vier Monaten zu erwarten.

 

Hoffnung für Epilepsiepatienten ohne Therapie-Option

„Wir haben die Hoffnung, dass wir damit bislang unbehandelbaren Patienten eine Therapie anbieten können“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, Leiter der Abteilung Prächirurgische Epilepsiediagnostik – Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Freiburg. Die Studie wird an fünf Universitätskliniken in Deutschland und Belgien durchgeführt und insgesamt zwölf Patienten einschließen.

 

Das Prinzip hinter der Anti-Epilepsie-Elektrode

Dabei sollen mittels Stromfluss die Nervenzellen im Anfallsareal leicht negativ geladen und das Ruhemembranpotential abgesenkt werden. Dadurch reagieren die Nervenzellen langsamer und die Wahrscheinlichkeit für Anfälle soll verringert sein. Schließlich liegen die Elektroden auf dem Schädelknochen und kommen nicht direkt mit dem Gehirn in Kontakt. Deswegen ist dies auch anderes als beim Prinzip der Tiefen Hirnstimulation. Deswegen kann die Anti-Epilepsie-Elektrode auch die Gefahr von Komplikationen deutlich verringern.

 

Erste Patientin hat Anfallsort im Sprachareal

Jedenfalls leidet die erste Patientin, die das neue Stimulationssystem erhalten hat, seit ihrem neunten Lebensjahr unter epileptischen Anfällen sowie Epilepsie bedingten Fehlwahrnehmungen des Hörens. Selbst die Kombination mehrerer antiepileptischer Medikamente zeigte keine Wirkung. Da bei ihr der Anfallsherd in dem Teil des Gehirns liegt, der für das Sprachverständnis wesentlich ist, kam ein chirurgischer Eingriff nicht in Frage.

Schließlich ist die Anti-Epilepsie-Elektrode ist durch ein feines Kabel mit einer kleinen Batterie im Brustbereich verbunden. „Die Operation dauerte gerade einmal eine Stunde und die Patientin konnte das Krankenhaus nach wenigen Tagen verlassen“, sagt Prof. Schulze-Bonhage. Durchgeführt wurde der Eingriff von Prof. Dr. Volker Arnd Coenen, Ärztlicher Leiter der Abteilung für Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Freiburg.

Quelle: Abteilung Prächirurgische Epilepsiediagnostik – Epilepsiezentrum, Klinik für Neurochirurgie,
Universitätsklinikum Freiburg – www.uniklinik-freiburg.de

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