Samstag, April 20, 2024

Molekül für Anorexia nervosa, Magersucht, verantwortlich

Anorexia nervosa, Magersucht, es entwickelt sich durch eine Kombination aus Veranlagung und zahlreichen anderen Faktoren aus dem frühen Leben.

Anorexia nervosa ist eine durch selbstauferlegtes Hungern gekennzeichnete Essstörung, bei die betroffene Person eine gestörte Wahrnehmung ihres Körpers und Furcht vor einer Gewichtszunahme hat. Die Erkrankung Magersucht oder Anorexia nervosa tritt bei Frauen etwa 10-mal häufiger auf als bei Männern, zeigt von allen psychischen Erkrankungen die höchste Sterblichkeitsrate und bringt trotz Behandlung nur selten eine vollständige Heilung.Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie haben jetzt ein Molekül identifiziert, das anfällig für Magersucht macht.

 

Magersucht-Molekül: Anorexia nervosa durch Veranlagung, Stress etc.

Grundsätzlich wurde die Anfälligkeit für Essstörungen wurde gerne mit Stress in der frühen Kindheit in Verbindung gebracht. Stress allein führt jedoch nicht zwangsläufig zu einer Essstörung, es ist vielmehr eine Kombination aus Veranlagung und einer Vielzahl von Faktoren aus dem frühen Leben, die zur Anorexia nervosa führt. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) haben ein Molekül in der Plazenta identifiziert, das dafür verantwortlich sein könnte, dass Nachkommen, deren Mutter während der Schwangerschaft Stress ausgesetzt waren, an Magersucht erkranken.

In einer Studie, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, liefern Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie entscheidende biologische Einblicke in diese Krankheit. Mariana Schroeder, Autorin der Studie und Projektgruppenleiterin im Team von Alon Chen, dem Geschäftsführenden Direktor des MPI, ging davon aus, dass die Anfälligkeit für Anorexie bereits im Mutterleib entsteht. Sie testete heranwachsende Mäuse mit einem Modell, das aktivitätsbasierte Magersucht nachbildet, indem es den Tieren die Wahl zwischen Bewegung und Fressen lässt. Im Ergebnis zeigten weibliche Mäuse eine hohe Anfälligkeit für aktivitätsbasierte Magersucht, sie zogen die Bewegung dem Fressen vor. Schroeder ergänzt: „Interessanterweise haben sich die weiblichen Mäuse in zwei Gruppen geteilt, wenn sie dem Aktivitätsmodell ausgesetzt wurden. Ungefähr 40 Prozent wurden magersüchtig, die anderen 60 Prozent nicht. Die Männchen waren weitgehend resistent.” Schröder fährt fort: „Erstaunlicherweise unterband pränataler Stress diese Anfälligkeit.”

Im nächsten Schritt wollten die Wissenschaftler den molekularen Mechanismus identifizieren, der dieser Programmierung in der Schwangerschaft zugrunde liegt. Dazu untersuchten sie die micro-RNA-Niveaus in der Plazenta. Eine micro-RNA – Micro-RNA´s sind Moleküle, die wichtig für die Genregulation sind – stach besonders hervor, die so genannte miR-340. Diese war bei Weibchen hochgradig variabel, während sie in der Plazenta männlicher Nachkommen kaum nachweisbar war. Die Forscher manipulierten die Expression dieser micro-RNA künstlich, um ihren Anteil in der Plazenta zu erhöhen. Daraufhin stieg die Anfälligkeit für Anorexia nervosa sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Mäusen an. MiR-340 beeinflusste den Nährstofftransfer von der Mutter auf den Fötus indirekt und veränderte dabei das Gehirn des Fötus. Chen, folgert daraus: „Diese Studie liefert bedeutsame Einblicke in die frühe Entstehung dieser kaum verstandenen Essstörung.”

Quelle: Max-Planck-Institut für Psychiatrie – http://www.psych.mpg.de

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