Donnerstag, April 18, 2024

Angina Tonsillaris: Neue Erkenntnisse zur Mandelentzündung, Tonsillitis

Angina Tonsillaris – Tonsillitis, die Mandelentzündung – gehört zu den zwanzig häufigsten stationär behandelten Krankheitsbildern bei Kindern und Jugendlichen.

Bei der Diagnosestellung und Behandlung von Angina Tonsillaris – Tonsillitis, die Mandelentzündung – beteiligen sich die unterschiedlichsten Fachdisziplinen sowohl in der Niederlassung als auch im Krankenhaus. Da es sich mit zunehmendem Lebensalter meist um Virusinfektionen handelt, sind in diesen Fällen mit Angina Tonsillaris Antibiotika wirkungslos, da diese nur bei Entzündungen durch Bakterien helfen können.

Um eine Bakterienentzündung rasch festzustellen, empfehlen HNO-Experten ein altersabhängiges Punktesystem für bestimmte Symptome. Erst ab einem bestimmten Punktewert wird eine Antibiotikumtherapie empfohlen. Zusätzliche Untersuchungen sind somit nur noch für seltene Einzelfälle vorgesehen, die früher übliche Bestimmung des Anti-Streptolysin-Titers zählt nicht mehr dazu.

 

Mandelentfernung bei Angina Tonsillaris

Bei der Therapie einer immer wiederkehrenden Mandelentzündung hat sich auch die Mandelentfernung bewährt. Hier empfehlen die Experten aber nur in besonders schweren Fällen die zügige Operation und raten bei moderaten und milden Formen dazu, zunächst ein halbes Jahr abzuwarten.

Nur, wenn sich in dieser Wartezeit weitere Entzündungen trotz wiederholter Therapie mit einem Antibiotikum ereignen, erscheint die Mandelentfernung der bessere Weg zu sein. Welchen Tonsillitis-Patienten dies im Einzelfall betrifft, lässt sich nicht vorhersagen. Der Gedanke der Wartezeit ist auch in anderen nationalen Leitlinien bereits fester Bestandteil im Therapiekonzept und wurde erstmals in dieser Leitlinie verankert.

 

Teilentfernung bei besonders großen Mandeln

Gänzlich neu ist die Empfehlung, bei besonders großen Mandeln nur eine Teilentfernung vorzunehmen, wie es sich in schwedischen Studien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewährt hat. Diese Operationsmethode ist für die Tonsillitis-Patienten sehr viel weniger belastend. Anfängliche Bedenken, dass in den Mandelresten Entzündungskomplikationen programmiert sind, hatten sich nicht bewahrheitet und erforderten selten eine erneute Operation.

In Deutschland werden Teilentfernungen in zunehmendem Maße ausgeführt, allerdings meist wegen nicht entzündlich veränderter Riesenmandeln. Inwieweit sich die ungefährlichere Teilentfernung der Mandeln langfristig gegen die Totalentfernung durchsetzen wird, muss die klinische Forschung in zukünftigen Studien klären, so die Expertenmeinung.


Quelle:

Statement von Professor Dr. med. habil. Jochen Windfuhr, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde, Plastische Kopf- und Hals-Chirurgie, Allergologie, Krankenhaus Maria Hilf, Mönchengladbach anlässlich der 87. Jahresversammlung der DGHNO KHC.

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