Freitag, März 29, 2024

Amygdala im Gehirn schützt vor gestörter Körperwahrnehmung

Die Amygdala im Gehirn soll vor gestörter Körperwahrnehmung schützen – neben ihrer Rolle als Alarmmelder für äußere Gefahrenreize.

Ein Forschungsteam der Universität Bonn hat unlängst in einer Studie mit eineiigen Zwillingen, die beide an einer Beeinträchtigung der Amygdala – auch bekannt als Mandelkern – leiden, neue Erkenntnisse zur Funktion der Amygdala gewonnen. Die Amygdala im Gehirn spielt nicht nur eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von äußeren Gefahrensignalen, sondern schützt auch vor Störungen der Körperwahrnehmung.

 

Die Gummihand-Illusion als Indikator für Körperwahrnehmungsstörungen

Mithilfe der Gummihand-Illusion, einem psychologischen Experiment, das die Illusion erzeugt, eine künstliche Hand sei Teil des eigenen Körpers, konnten die Forscher zeigen, dass Personen mit Schädigungen der Amygdala anfälliger für solche Täuschungen sind. Bei gesunden Personen mit intakter Amygdala trat die Illusion deutlich seltener und schwächer auf.

Die Studie zeigte, dass eine intakte Amygdala vor der Gummihand-Illusion schützt. Je kleiner das Volumen der Amygdala, desto schneller und intensiver trat die Illusion auf. Zudem verstärkte die Verabreichung von Oxytocin, einem Hormon, das die Aktivität der Amygdala hemmt, die Illusion.

 

Bedeutung der Amygdala im Gehirn für die Körperwahrnehmung

Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die Amygdala eine wesentliche Rolle bei der korrekten Wahrnehmung des eigenen Körpers spielt. Die Forscher vermuten, dass die Amygdala eine evolutionär entwickelte Schutzfunktion besitzt, die es den Menschen ermöglicht, in gefährlichen Situationen realitätsgetreu zu reagieren, anstatt von Körperillusionen beeinträchtigt zu werden.

 

Mögliche Relevanz für psychische Erkrankungen

Die Studie eröffnet neue Perspektiven für das Verständnis psychischer Erkrankungen, die mit gestörter Körperwahrnehmung im Gehirn einhergehen. Die Amygdala könnte demnach nicht nur bei der Verarbeitung von Angst und Gefahren eine Rolle spielen, sondern auch bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Körperschemas. Jedenfalls steht die Forschung hier erst am Anfang. Doch die Ergebnisse bieten vielversprechende Ansätze für weitere Untersuchungen.


Literatur

Franny B. Spengler, Dirk Scheele, Sabrina Kaiser, Markus Heinrichs, René Hurlemann. A protective mechanism against illusory perceptions is amygdala-dependent. The Journal of Neuroscience, DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.2577-18.2019

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...