Donnerstag, April 18, 2024

Alzheimer-Bluttest zur Demenz-Diagnose

Für die Demenz-Diagnose könnte bald ein Alzheimer-Bluttest helfen, der Peptide im Blut bestimmt, die für die Alzheimer-Demenz charakteristisch sind.

Ein Alzheimer-Bluttest könnte eine bald eine frühere und einfachere Diagnose dieser häufigsten Demenz-Krankheit ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist es gelungen, Peptide im Blut zu bestimmen, die für die Alzheimer-Krankheit charakteristisch sind. Aus den Konzentrationsverhältnissen könnte auch mit hoher Genauigkeit abgelesen werden, ob die Blutproben von gesunden Menschen stammten, von solchen mit leichten kognitiven Störungen (MCI) oder von Alzheimer-Patienten. Derzeit gibt es allerdings noch keine medikamentösen Therapieoptionen, die Ausbruch oder Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit stoppen könnte, wodurch sich für die Patienten der unmittelbare Nutzen von dem Alzheimer-Bluttest in Grenzen hält.

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Alzheimer-Bluttest bestimmt β-Amyloid

β-Amyloid (Aβ) ist ein Eiweißbruchstück, das sich schon Jahrzehnte vor Ausbruch der klinischen Symptome im Gehirn von Alzheimer-Patienten ansammeln kann. Es lässt sich bisher zuverlässig nur mit zwei Methoden nachweisen: mit einer Aufnahme des Gehirns mit einer speziellen Variante der Positronen-Emissions-Tomographie („Amyloid-PET“) oder mit der Entnahme von Nervenwasser im Rahmen einer Lumbalpunktion mit anschließendem Nachweis verschiedener Proteine (Aβ und tau-Protein). „Die erste Methode erfordert einen hohen apparativen und logistischen Aufwand mit entsprechenden Kosten, die zweite Methode kann insbesondere für ältere Patienten eine Belastung sein“, so Neurogeriater Professor Richard Dodel, Demenz-Experte der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Lehrstuhlinhaber am Universitätsklinikum Essen und Chefarzt des Geriatrie-Zentrums Haus Berge am Elisabeth-Krankenhaus. Viel einfacher und effektiver könnte hier der Alzheimer-Bluttest sein.

β-Amyloid findet sich allerdings im Blut nur in sehr geringen Konzentrationen. Versuche, es dort mit Hilfe von Immunassays (ELISA) nachzuweisen und daraus auf die Konzentrationen im Gehirn zu schließen, hatten in der Vergangenheit zu inkonsistenten Ergebnissen geführt. In einer neuen Untersuchung nutzten nun japanische und australische Forscher eine Kombination aus Immunpräzipitation und Massenspektroskopie, die wesentlich empfindlicher ist als ELISA. Auch bestimmten sie nicht die Gesamtmenge an β-Amyloid, sondern das Konzentrationsverhältnis dreier Aβ-Varianten zueinander: Aβ42, Aβ40 und APP669-711.

Getestet wurde die Zuverlässigkeit der Methode anhand zweier Gruppen von zusammen 373 Patienten, die in Japan bzw. Australien bereits mit PET und anderen Methoden untersucht worden waren. Dabei konnte der neue Test mit hoher Zuverlässigkeit vorhersagen, ob die Studienteilnehmer Aß-Ablagerungen im Gehirn hatten oder nicht. Mit der Kombination zweier Quotienten für die verschiedenen Aß-Varianten erreichte die Vorhersagegenauigkeit 90 Prozent.

 

Alzheimer-Bluttest bringt beträchtliche Vorteile in der Erforschung von Therapien

„Für die Erforschung von Therapien, die in Frühphasen der Alzheimer-Krankheit ansetzen, mit dem Ziel, den Verlauf zu verlangsamen oder ihr Fortschreiten gar zu stoppen, wäre ein verlässlicher Alzheimer-Bluttest ein Fortschritt. Studienteilnehmer mit hoher Aβ-Last wären leichter zu identifizieren, und man könnte womöglich auch einfacher als bislang feststellen, welchen Einfluss Arzneikandidaten auf die Ablagerungen haben. Mittelfristig könnte ein Alzheimer-Bluttest auch die Diagnose im Verdachtsfall verbessern oder helfen, Menschen mit hoher Belastung zu erkennen“, so Dodel.

Quelle:

Nakamura A et al.: High performance plasma amyloid-β biomarkers for Alzheimer’s disease. Nature. 2018 Feb 8;554(7691):249–254. doi: 10.1038/nature25456.

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