Patienten, die eine Organ- oder allogene Stammzelltransplantation erhielten, sind wegen der therapiebedingten Immunsuppression anfälliger für Virusinfektionen.
Patienten, die eine Organ- oder allogene Stammzelltransplantation erhalten hatten, sind infolge wegen der notwendigen Immunsuppression besonders anfällig für Virusinfektionen. Diese können dann bei den Patienten zudem oft schwerer verlaufen.
Die Gesellschaft für Virologie (GfV) und die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten (DVV) haben in Kooperation mit 18 weiteren wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften den aktuellen Erkenntnisstand zu Diagnose, Prävention und Behandlung von Virusinfektionen bei Organ- und Stammzelltransplantierten nun in einer Leitlinie zusammengefasst.
Neue Leitlinie zu Virusinfektionen bei Patienten, die eine Organ- oder allogene Stammzelltransplantation hatten
Wegen der schweren therapiebedingten Immunsuppression sind transplantierte Patienten durch virale Infektionen besonders gefährdet. Deshalb sind vor der Transplantation ein Screening und nach dem Eingriff ein risikoadaptiertes Monitoring der Patienten notwendig und sinnvoll. Durch die Diagnostik können die Ärzte gezielt antivirale Medikamente einzusetzen, um die Erkrankung zu verhindern bzw. zu behandeln.
Für die Leitlinie wurden auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse Empfehlungen zu Methodik, Frequenz und Umfang der virologischen Diagnostik sowie zur medikamentösen und immunzellbasierten Therapie von Virusinfektionen erarbeitet. Die Leitlinie enthält Einzelkapitel zu häufigen und für Transplantationspatienten besonders riskanten Erregern: Herpes-simplex-Virus 1 und 2, Varicella-Zoster-Virus, Cytomegalovirus, Epstein-Barr-Virus, Humanes Herpesvirus 6, Parvovirus B19, BK-Polyomavirus sowie zu Adenoviren und respiratorischen Viren. In Zusammenarbeit von virologischen und klinischen Experten wurden die Empfehlungen in virusübergreifenden Tabellen zusammengefasst.
Methoden der Resistenztestung, neuen antivirale Medikamenten sowie T-Zell-Diagnostik und T-Zell-Therapie
Des Weiteren befasst sich die Leitlinie mit den modernen Methoden der Resistenztestung, mit neuen antiviralen Medikamenten sowie der evidenzbasierten T-Zell-Diagnostik und -Therapie. Auch identifizierten die Autoren weiteren Forschungsbedarf, insbesondere um die Langzeitprognose von Patienten nach Organ- und Stammzelltransplantation zu verbessern.
Die Leitlinie richtet sich an sämtliche stationär und ambulant tätigen Ärzte. Und zwar an alle, die an der Versorgung von Organ- oder allogene Stammzelltransplantation-Patienten beteiligt sind. Hierzu zählen die Fachrichtungen Chirurgie mit den Spezialisierungen Herz-, Thorax- und Viszeralchirurgie. Zudem Innere Medizin und Pädiatrie mit den Spezialisierungen Infektiologie, Gastroenterologie, Nephrologie, Hepatologie, Kardiologie, Pneumologie, Hämatologie und Onkologie. Schließlich auch Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Weitere Informationen: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) – https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/093-002.html