Donnerstag, März 28, 2024

Akute Rhinitis und akute Sinusitis: wenn Schnupfen den Alltag bestimmt

Oft verursachen respiratorische Viren Infektionen des oberen Respirationstraktes wie akute Rhinitis und akute Sinusitis mit Schnupfen als quälendes Symptom.

Unter dem Strich gehören in jedem Lebensalter Infektionen des oberen Respirationstraktes wie die akute Rhinitis und die akute Sinusitis – oft mit ständigem Schnupfen als quälendes Symptom – zu den häufigsten Gründen für den Besuch beim Arzt. Meistens handelt es sich um Bagatell-Erkrankungen. Daneben gibt es aber auch komplizierte, schwere Verläufe, die eine gezielte Diagnostik und eine rasche, wirksame Therapie erfordern.



Im Grunde genommen zählt die Rhinitis auch zu den häufigsten Atemwegserkrankungen bei Kindern. Bei der nicht allergische Rhinitis treten Nasen- und Schnupfen-Symptome eher mild ohne Anzeichen einer systemischen allergischen Entzündung oder Infektion auf. Diese häufige Infektion des oberen Respirationstraktes ist eine heterogene Erkrankung mit verschiedenen Symptomen und Intensitäten. Die nicht allergische Rhinitis bei Kindern macht jedenfalls 16 bis 89% der Fälle von chronischer Rhinitis aus.

 

Akute Rhinitis

Der klassische Infekt des oberen Respirationstraktes, insbesondere in der kalten Jahreszeit, ist der Schnupfen. Von der Ansteckung bis zu den ersten Symtomen dauert (Inkubationszeit) es etwa 1 bis 4 Tage. Die krankheitsverursachenden Rhinoviren wurden etwa 1955 erstmals kultiviert und zählen zur Gruppe der Picornaviren. Sie befallen ausschließlich die respiratorischen Plattenepithelzellen und binden – trotz der nahezu 100 Antigentypen – nur an einem spezifischen Zellrezeptor.

Herkömmliche Behandlungen umfassen Antihistaminika, intranasale Kortikosteroide. Neuere Therapien umfassen die Kombination von intranasalen Kortikosteroiden mit Azelastin oder abschwellenden Mitteln.

Trotz intensiver Forschungen bezüglich der Rezeptorbindung beziehungsweise der Blockierung derselben, sind die Erfolge dieser Therapieversuche bisher aber sehr gering. Bei starker Symptomatik können Loratadin aus der ­Gruppe der Antihistaminika und Pseudoephedrin-Präparate bei oraler Anwendung die klinischen Beschwerden deutlich verbessern. Eine antibiotische Rhinitis-Therapie ist nicht indiziert, wenn als Symptom nur ein einfacher Schnupfen zu erkennen ist.

 

Akute Sinusitis

Die unspezifischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen, der Sinusitis, sind häufig und können aufgrund einer bakteriell superinfizierten Rhinitis, aber auch de novo als Primär­erkrankung zustande kommen.

Entsprechend der Lokalisation werden die Entzündungen den entsprechenden Nebenhöhlen zugeordnet, beim Befall von mehreren Nebenhöhlen sprechen wir von einer Pansinusitis.



Verschieden Faktoren können eine Erkrankung begünstigen. Dazu zählen anatomische Engen und individuelle anatomische Varianten. Weiter Septumdeviationen sowie polypöse Veränderungen in der Nasenhaupthöhle und deren Cochae nasales.

Akute Sinusitis beruht meist ursprünglich auf eine primär virale Erkrankung vor allem mit Schnupfen als Symptom. Auf diese Erkrankung propft dann eine bakterielle Infektion auf. Die akute und sehr schmerzhafte Entzündung wird zu 60 bis 80% durch die Bakterien Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae verursacht.

Wenn man eine akute Sinusitis bicht behandelt, dann können sehr schwere bis hin zu lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Eine häufige klinische Diagnose ist der periorbitale Abszess. Dieser muss unbedingt mit einer chirurgischen Sanierung in einer HNO-Fachabteilung behandelt werden.

 

Welche Behandlungen bei Sinusitis Sinn machen

Zeigt sich eine akute Sinusitis unkompliziert, so sollte man zuerst eine lokale Behandlung einschließlich der Schmerztherapie durchführen. Häufig sind dann aber doch auch Punktionen mit Saug- und Spüldrainagen oder auch eine antibiotische Therapie notwendig. Antibiotika setzt man dabei in der Regel oral als systemische Therapie ein. Spülungen und Einlagen sollte ein Experte in einer Facharztordination oder im Krankenhaus durchführen.

Zu empfehlen sind die Antibiotika Amoxicillin mit Clavulansäure sowie Clarithromycin. Ob orale Tageseinmaldosen sinnvoll sind, ist nach wie vor Diskussionspunkt etlicher Studien. Von einer guten Compliance der Patienten spricht man bei zweimal täglicher oraler Anwendung.

Das Clindamycin kommt nur in Ausnahmefällen zu Anwendung, ebenso Gyrasehemmer oder Reserveantibiotika. Letztere kommen in der Regel nur im Krankenhaus bei schwierigen komplexen Krankheitsbildern zum Einsatz. Wichtig ist jedenfalls die Lokaltherapie mit abschwellenden Nasentropfen und Spülungen.

Niemals sollten Wärmelampen unkontrolliert ohne ärztliche Anleitung oder Aufsicht Anwendung finden. Weiter muss vor eventuellen Wärmelichtbestrahlungen unbedingt ein ausreichendes Abschwellen des Nasenlumens erfolgen!




Literatur:

Yum HY, Ha EK, Shin YH, Han MY. Prevalence, comorbidities, diagnosis, and treatment of non-allergic rhinitis: real-world comparison with allergic rhinitis [published online ahead of print, 2020 Aug 10]. Clin Exp Pediatr. 2020;10.3345/cep.2020.00822. doi:10.3345/cep.2020.00822

Sur DKC, Plesa ML. Chronic Nonallergic Rhinitis. Am Fam Physician. 2018 Aug 1;98(3):171-176.


Quelle:

Infektionen des oberen ­Respirations­traktes. Univ.-Prof. Dr. Wolf-Dieter Baumgartner. MEDMIX 05/2007: S54-57.

Medline plus, U.S. National Library of Medicine

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