Eine akute Blinddarmentzündung bei Kindern macht nicht immer eine sofortige Operation erforderlich, oft können zunächst Antibiotika gegeben werden.
Nicht immer macht eine akute Blinddarmentzündung bei Kindern macht eine sofortige OP erforderlich. In aktuellen Studien konnte gezeigt werden, dass erkrankte Kinder in vielen Fällen zunächst mit Antibiotika behandelt werden können. Eine Appendektomie, wie die Entfernung des wurmartigen Fortsatzes genannt wird, lässt sich jedoch auf Dauer nicht immer vermeiden. Wichtigste Untersuchung bei der Entscheidungsfindung ist der Ultraschall, ob zuerst Antibiotika in Frage kommen und wann besser sofort operiert werden sollte.
Appendektomie bei Blinddarmentzündung bei Kindern
Die Appendektomie gehört zu den häufigsten Operationen. Lange Zeit empfahlen Chirurgen bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung bei Kindern sofort einen Eingriff, damit schwere Entzündungen der gesamten Bauchhöhle vermieden werden können. Auch heutzutage stellt eine akute Blinddarmentzündung ein lebensgefährliches Risiko dar.
Allerdings werden gegenwärtig zuerst Antibiotika auch bei bereits fortgeschrittenen Blinddarmentzündungen bei Kindern als erstes eingesetzt. Dies geschieht mit dem Ziel, schweren Komplikationen zu vermeiden sowie eine Operation sicherer zu machen und eventuell sogar zu verhindern.
Sicherheit und Effektivität der Antibiotika-Behandlung bei Kindern mit Blinddarmentzündung wurde vor zwei Jahren erstmals in einer Studie des Astrid Lindgren Kinder-Hospitals in Stockholm untersucht worden.
Seither kamen weitere internationale Studien hinzu, so dass nun Ärzte weltweit über die Vor- und Nachteile der primären oder alleinigen Antibiotika-Behandlung bei akuter Blinddarmentzündung bei Kindern diskutieren. Zu den Vorteilen gehört, dass den Kindern eine Narkose und eine – wenn auch vergleichsweise einfache – Operation erspart bleibt.
In einer Langzeit-Analyse war übrigens die Lebensqualität nach Appendektomie und Antibiotikatherapie zur Behandlung der unkomplizierten akuten Blinddarmentzündung ähnlich. Patienten, die Antibiotika einnahmen, die später einer Appendektomie unterzogen wurden, waren dabei am wenigsten zufrieden.
Intervall-Appendektomie
Eine interessante Alternative ist die Intervall-Appendektomie, bei der die Kinder zunächst Antibiotika erhalten. Die Operation erfolgt, wenn sie sich von der Entzündung erholt haben.Die Operation gilt als besonders sicher, Komplikationen sind sehr selten.
In der Vergangenheit führte die Angst vor einem geplatzten Blinddarm dazu, dass Chirurgen auf eine schnelle Operation drängten. Viele Appendektomie-Eingriffe wurden durchgeführt, obwohl der Blinddarm gar nicht entzündet war. Wenn das die Chirurgen bei der Operation sahen, wurde der Wurmfortsatz in der Regel vorsorglich entfernt. Heute sind Fehldiagnosen selten geworden, wobei Antibiotika und Schmerzmittel, Zeit bringen, um die Diagnose genau stellen zu können. Dies geschieht mit dem sehr zuverlässigen Ultraschall.
Literatur:
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