Freitag, April 26, 2024

AIDS-Epidemie in der Ukraine mit Methadon und Buprenorphin bekämpfen

Der Einsatz von Methadon und Buprenorphin bei injizierenden Drogenkonsumenten kann die Bekämpfung der AIDS-Epidemie in der Ukraine unterstützen.

Forscher der Yale University haben in einer aktuellen Studie gezeigt, dass eine verstärkte Substitution von Methadon und Buprenorphin die HIV-Übertragungsraten erheblich senken können. Damit könnte man effektiv der AIDS-Epidemie in der Ukraine entgegenwirken. Denn dort ist die Krankheit unter Süchtigen, die sich ihre Drogen injizieren, extrem weit verbreitet. Methadon und Buprenorphin sind übrigens auch Medikamente zur Behandlung von Opioidsüchtigen. Man spricht auch von Opioidagonist-Therapien. Die Studie wurde in The Lancet veröffentlicht.



 

AIDS-Epidemie in der Ukraine

Die jährlichen HIV-Neuinfektionen in der Ukraine stiegen laut der Studie von 9.500 im Jahr 2010 auf 12.000 im Jahr 2018. Die Ukraine erlebt die zweitgrößte AIDS-Epidemie Osteuropas und Zentralasiens. Man schätzt, dass die Neuinfektionen ohne zusätzliche Maßnahmen innerhalb von 10 Jahren um etwa 60.000 zunehmen werden.

Die Forscher errechneten, dass die Behandlung von etwa jeder fünften Person mit injizierender Opioidsucht, über eine Zeitraum von 10 Jahren hinweg mehr als 10.000 neue HIV-Infektionen und fast 18.000 neue AID-Todesfälle verhindern könnte. 20% ist das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Minimum, damit Interventionen Sinn machen. Gegenwärtig erhalten aber nur 2,7% der betroffenen Süchtigen Methadon und Buprenorphin trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit.

„Behandlungen mit Methadon und Buprenorphin gehören zu den wirksamsten Therapien gegen Opioidsucht und zur Vorbeugung von HIV-Infektionen“, sagte Co-Autorin Lynn Madden, Postdoktorandin in Yale. Zudem ist sie Leiterin einer Stiftung, die sich mit Suchtkranken und psychischen Erkrankungen befasst. „Zusätzlich zur Behandlung der Opioidabhängigkeit kann man damit den Drogenkonsum und die Häufigkeit von Injektionen erheblich reduzieren. Das senkt die HIV-Übertragungsraten und schließlich auch Todesfälle durch AIDS, aber auch durch Überdosierungen“, sagte Madden.

 

Gesundheitssystem modernisieren

Der leitende Autor Alexei Zelenev, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Medizin in Yale, forderte, dass man das Gesundheitssystem in der Ukraine modernisieren müsse. Außerdem sollte man flächendeckend HIV-Tests anbieten, denn nur 56% der Bevölkerung mit HIV kennen ihren Infektionsstatus.

Leider werden Drogenkonsumenten oft kriminalisiert. Außerdem ist der Zugang zu Injektionsnetzwerken und zu evidenzbasierter Behandlung suboptimal. Diese Tatsachen fördern wiederum weiterhin die AIDS-Epidemie in der Ukraine.



 

Positive Effekte von Methadon und Buprenorphin errechnet

Die Forscher erhielten HIV-Epidemieprofile und regionale Daten für 23 Regionen in der Ukraine. Und zwar einschließlich der Behandlung mit Methadon und Buprenorphin. Ein mathematisches Modell bewertete die Effizienz der derzeitigen Behandlungsprogramme mit Methadon und Buprenorphin und den Effekt der Ausweitung dieser Programme auf die Behandlung von 20% der drogenkonsumierenden Bevölkerung.

Unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede zeigte die Studie, dass eine Ausweitung der Behandlung mit Methadon und Buprenorphin in Regionen mit einer großen Bevölkerungszahl von Drogenkonsumenten – wie Dnipropetrowsk, Odessa und Kiew – zu der größten Verringerung von Infektionen und Todesfällen führen würde. In kleineren Regionen wäre das jedoch nicht der Fall.

 

US-Notfallplan für die Ukraine

Ein US-Notfallplan zur AIDS-Hilfe (PEPFAR) beobachtet weiterhin sehr genau HIV-Ausbrüche weltweit und weist je nach dem Ressourcen zu werden. PEPFAR ist die Antwort der US-Regierung auf die globale HIV- beziehungsweise AIDS-Epidemie. Wobei die Ausweitung von Programmen mit Methadon und Buprenorphin an mehreren Fronten ansetzen muss, sagte Zelenev. Neben der Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten an den bestehenden Therapiestandorten sollte eine Ausweitung der Suchtbehandlung auf Kliniken für die Grundversorgung erfolgen. Zudem sollten die Medikamente in Apotheken umfassend verfügbar sein. Dieser bessere Zugang unterstützt wirksame Behandlungen.

Inmitten des anhaltenden militärischen Konflikts mit Russland befindet sich die Ukraine in einer schwierigen finanziellen Situation, die die Krise der öffentlichen Gesundheit und auch der AIDS-Epidemie verschärft. Frederick Altice, Professor für Medizin, Epidemiologie und öffentliche Gesundheit in Yale, und Co-Autor, sagte, die Studie zeige die Bedeutung einer Ausweitung evidenzbasierter Behandlungen, um neue HIV-Infektionen und den Tod zu verhindern.

„Die Ukraine ist die einzige Region weltweit, in der die Zahl der HIV-Neuinfektionen und der durch HIV verursachten Todesfälle weiter zunimmt“, sagte Altice.

„Die Ergebnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf andere Länder in der Region, in denen die HIV-Epidemie ähnlich ist. Im nahen Russland nehmen die HIV-Neuinfektionen und -Todesfälle aufgrund der vollständigen Verbote von Methadon und Buprenorphin schneller zu als in jedem anderen Land der Region. Dabei ist diese medikamentöse Behandlung eines der wichtigsten Werkzeuge zur HIV-Prävention, die zur Verfügung stehen. “




Literatur:

Jiale Tan, Prof Frederick L Altice, Lynn M Madden, Alexei Zelenev. Effect of expanding opioid agonist therapies on the HIV epidemic and mortality in Ukraine: a modelling study. Lancet HIV. December 23, 2019DOI:https://doi.org/10.1016/S2352-3018(19)30373-X


Quelle: Yale University

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