Freitag, April 19, 2024

Antikörper gegen Enterovirus-Erkrankung AFM, akute schlaffe Myelitis, isoliert

Antikörper gegen AFM, akute schlaffe Myelitis, könnten bald als Medikament für die Therapie von Menschen mit Enterovirus-D68-Infektion verfügbar sein.

US-Forscher konnten humane monoklonale Antikörper isolieren, die sich möglicherweise zur Vorbeugung und Therapie der mit Enterovirus-Infektionen in Verbindung gebrachten, seltenen, aber sehr ernsthaften Polio-ähnlichen Erkrankung AFM, akute schlaffe Myelitis, bei Kindern eignen. Charakterisiert bei AFM-Patienten ist die plötzliche Schwäche in den Extremitäten, Armen und Beinen, bei gleichzeitigem Verlust des Muskeltonus und der Reflexe. Die akute schlaffe Myelitis kann auch eine Gesichtslähmung sowie Schluckstörungen verursachen.

 

AFM, akute schlaffe Myelitis, und Enterovirus-Infektionen im Zusammenhang

Die Polio-ähnliche Erkrankung AFM, akute schlaffe Myelitis, hat in den USA seit dem Jahr 2014 bei mehr als 600 Fällen zu motorischen Lähmungen geführt. In neun von zehn Fällen vermuten Wissenschaftler, dass das Enterovirus eine Rolle bei der Entstehung dieser Myelitis spielt.

Im Jahr 2019 publizierten US-Wissenschaftler, dass man bei jungen Patienten in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit – dem Liquor cerebrospinalis, auch als Cerebrospinalflüssigkeit oder umgangssprachlich Gehirnwasser bezeichnet – Antikörper gegen Enteroviren nachweisen konnte. Das unterstützt die Plausibilität des Zusammenhangs von AFM, akuter schlaffer Myelitis, mit einer Enterovirus-Infektion (Enterovirus D68, EV-D68).

 

Humane monoklonale Antikörper gegen AFM

Die AFM, akute schlaffe Myelitis, verursacht nach Atemwegsinfektionen mit Fieber eine plötzliche Schwäche in Armen und Beinen. Im Jahr 2014 rückte AFM in den Fokus der US-Gesundheitsbehörden. Seitdem konnte man über 600 Fälle identifizieren. Es gibt bislang keine spezifische Therapie für AFM.

Wissenschaftler des Vanderbilt University Medical Center und der University of Wisconsin konnten nun Antikörper produzierende Blutzellen aus dem Blut von Kindern, die zuvor mit EV-D68 infiziert worden waren, isolieren. Durch die Fusion der Blutzellen mit schnell wachsenden Myelomzellen konnten die Forscher eine Reihe monoklonaler Antikörper erzeugen, die das Virus in Laborstudien wirksam neutralisierten.

Ergänzend dazu bestimmten Forscher der Purdue University die Struktur der Antikörper. Diese gibt Aufschluss darüber, wie die Antikörper die Enteroviren EV-D68 spezifisch erkennen und an diese binden. Einer der Antikörper schützte beispielsweise Mäuse vor Atemwegserkrankungen und neurologischen Erkrankungen. Und zwar, wenn der Antikörper entweder vor oder nach der Infektion mit dem Enterovirus zum Einsatz kam.

 

Grundlage für die Entwicklung wirksamer Therapien

„Wir waren begeistert, potente humane Antikörper zu isolieren, die dieses verheerende Polio-ähnliche Virus hemmen. Und diese Studien werden die Grundlage für die Weiterführung in klinische Studien bilden“, so Dr. James Crowe, Direktor des Vanderbilt Vaccine Center; Ann Scott Carell Lehrstuhl und Professor für Pädiatrie und Pathologie, Mikrobiologie und Immunologie an der Vanderbilt University School of Medicine.

„Das Studium von Infektionskrankheiten von einem sehr grundlegenden Niveau aus und die Anwendung der Ergebnisse in einem Tiermodell von Krankheiten ist sehr wirkungsvoll. Hoffentlich werden unsere Studien zu einem zukünftigen Therapeutikum für diese Krankheit bei Kindern führen“, so Richard Kuhn, Purdues Trent und Judith Anderson Distinguished Professor in der Wissenschaft; Krenicki Family Director, Purdue Institut für Entzündung, Immunologie und Infektionskrankheiten.

 

Enterovirus D68 (EV-D68)

Das Enterovirus D68 (EV-D68) verursacht Atemwegserkrankungen. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass es eben auch AFM, die akute schlaffe Myelitis, auslöst. Wobei es bislang keine zugelassenen Therapien zur Vorbeugung oder Behandlung von EV-D68-Infektionen oder AFM-Erkrankungen gibt.

Die Forscher isolierten eine Reihe von EV-D68-reaktiven humanen monoklonalen Antikörpern, die verschiedene Antigenvarianten von Probanden mit vorheriger Infektion erkennen.


Literatur:

Mishra N, Ng TFF, Marine RL, et al. Antibodies to Enteroviruses in Cerebrospinal Fluid of Patients with Acute Flaccid Myelitis. mBio. 2019;10(4):e01903-19. Published 2019 Aug 13. doi:10.1128/mBio.01903-19

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...