Donnerstag, April 25, 2024

Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz: Risiko für schwere Covid-19-Verläufe

Vorsicht Kardiometabolische Vorerkrankung! Adipositas (Fettleibigkeit), Diabetes, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz erhöhen das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe.

US-Forscher haben die absoluten und proportionalen COVID-19-Krankenhausaufenthalte bei Erwachsenen in den USA analysiert. Dabei zeigte sich, dass in den USA eine Kardiometabolische Vorerkrankung – wie Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz – Warnsignal für schwere Covid-19-Verläufe ist. Ein erheblicher Teil der COVID-19-Krankenhausaufenthalte war darauf zurückzuführen, wenn diese vier wichtigsten kardiometabolische Erkrankungen schwerwiegend waren. Die Wissenschaftler sehen deswegen hier auch mögliche Strategien zur Prävention in der Corona-Pandemie, um die Belastung des öffentlichen Gesundheitswesen durch die Coronavirus-Erkrankung COVID-19 zu verringern.

 

Patienten mit kardiometabolischen Erkrankungen, insbesondere Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz, haben ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Coronavirus-Krankheit COVID-19

Unter den mehr als 900.000 Krankenhausaufenthalten von Patienten mit der Coronavirus-Erkrankung COVID-19 in den USA bis zum 18. November 2020 waren schätzungsweise zwei Drittel (63,5%) auf die Vorerkrankungen Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz zurückzuführen. Die Hauptrisiken waren

  • Adipositas (Fettleibigkeit mit einem BMI > 30 kg/m2 – 30,2%),
  • Bluthochdruck (Hypertonie 26,2%),
  • Diabetes mellitus (20,5%) und
  • Herzinsuffizienz (11,7%)

Wenn mehrere gleichzeitig auftreten, wirkt sich das auf das Risiko multiplikativ und nicht additiv aus. Jedenfalls sollte Ärzte sollten ihre möglicherweise gefährdeten Patienten aufklären. Diese sollten dann in Betracht ziehen, vorbeugende Maßnahmen im Lebensstil zu fördern. Wie beispielsweise eine gesündere Ernährung und ausreichend genug körperliche Aktivität. Damit lässt sich allgemein die kardiometabolische Gesundheit verbessern. Zudem kann man auch das Risiko für die Schwere einer COVID-19-Krankheit verringern.

 

Adipositas bei Patienten mit COVID-19

Im Grunde genommen haben sehr viele Patienten mit der Coronavirus-Erkrankung COVID-19 auch Adipositas. Dazu erfordern die Auswirkungen von Adipositas, der Fettleibigkeit, auf die klinischen Ergebnisse von COVID-19 daher eine systematische Untersuchung.

Eine rezente Metaanalyse im Dezember 2020 zeigte dazu, dass die Adipositas das Risiko für Krankenhausaufenthalte erhöhte. Zudem mussten betroffene Corona-Patienten mit Fettleibigkeit häufiger auf die Intensivstation. Außerdem benötigten sie häufiger eine Beatmung. Und schließlich hatten sie auch eine höhere Sterblichkeit. Wobei aber vor allem auch eine übermäßige viszerale Adipositas mit schweren COVID-19-Ergebnissen verbunden zu sein.

Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit wirksamer Maßnahmen von Einzelpersonen, der Öffentlichkeit und Regierungen, um das Bewusstsein für die von Adipositas, Fettleibigkeit, ausgehenden Risiken und deren Verschärfung in der aktuellen globalen Corona-Pandemie zu schärfen.

Die nichtinvasive Beatmung gilt im Grunde genommen als Therapie der ersten Wahl bei COVID-19-Patienten mit Adipositas und postoperativem akutem Atemversagen. Übrigens gilt die Bauchlagerung als eine wichtig therapeutische Wahl bei Patienten mit schwerem Atemnotsyndrom und Fettleibigkeit. Nach der Extubation sollte eine prophylaktische nichtinvasive Beatmung erwogen werden, um eine erneute Intubation zu verhindern. Wenn Adipositas die COVID-19-Sterblichkeit und das Risiko für die Aufnahme auf die Intensivstation in der Gesamtbevölkerung erhöht, ist allerdings der Einfluss von Adipositas auf die Sterblichkeit auf der Intensivstation weniger klar.

 

Adipositas wurde als starker Risikofaktor bei Covid-19-Patienten auf der Intensivstation und für Atemversagen bei Patienten mit schwerem Atemnotsyndrom identifiziert.

Unter dem Strich gilt die Adipositas vor allem als ein wichtiger und unabhängiger Risikofaktor für COVID-19-Komplikationen bei jungen Erwachsenen. Das gilt vor allem auch bei Vorhandensein viszeraler Fettdepots. Dazu fanden Forscher mittels Computertomographie heraus, dass schwer und kritisch kranken COVID-19-Patienten unter 40 Jahren öfter eine Fettleber und epikardiales Fettgewebe hatten. Und zwar im Vergleich mit Patienten mit leichterer Erkrankung.

Zudem ist die Adipositas auch mit chronischen Entzündungen verbunden. Zudem ist das viszerale Fettgewebe in der Lage, Entzündungsmediatoren zu sezernieren. Darüber hinaus wird bei Patienten mit Adipositas und Diabetes die Expression des Angiotensin-Converting-Enzyms 2 (ACE2), des funktionellen Rezeptors für Sars-CoV-2, in Adipozyten hochreguliert. Damit macht es das Fettgewebe zu einem potentiellen Ziel- und Virusreservoir. Dies könnte erklären, warum der Überschuss an viszeralem Fett, Adipositas und Diabetes gefährliche Risikofaktoren für eine Covid-19-Infektion sind.

 

Unterschiede bei verschiedenen Patienten

Unter dem Strich verursachten bei älteren Erwachsenen im Alter von 65 Jahren und höher vor allem Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und chronische Nierenerkrankungen einen viel höheren Anteil für einen COVID-19-Krankenhausaufenthalt. Hingegen war der Anteil bei jüngeren Patienten vor allem durch schwere Adipositas mit einem BMI > 40 kg/m2 deutlich höher. Unterschiede waren auch nach Rasse und ethnischer Zugehörigkeit erkennbar.

Wobei im Allgemeinen schwarze Erwachsene bezogen auf kardiometabolische Erkrankungen in allen Altersgruppen den höchsten Anteil an COVID-19-Krankenhausaufenthalten hatten. Und zwar mit Ausnahme von Diabetes mellitus, bei dem der Anteil an COVID-19-Krankenhausaufenthalten unter Hispanics am höchsten war.


Literatur:

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