Donnerstag, April 18, 2024

Bei ACE-Hemmer und ­AT1-Antagonisten: Nebenwirkungen beachten

ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten (Sartane) können ernsthafte Nebenwirkungen verursachen, beispielsweise eine Verschlechterung der Nierenfunktion und eine Hyperkaliämie.

Bei der Blutdruckregulierung hat das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) eine große Bedeutung. Dementsprechend stellt es in der Blutdruckbehandlung einen Angriffspunkt für die ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten dar. So wird der Blutdruck durch Verminderung der Bildung oder Antagonisierung von Angiotensin II  gesenkt. Jedenfalls kommen ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten kommen aufgrund ihrer nephroprotektiven Wirkung und der möglichen Nebenwirkungen bevorzugt bei Nierenvorschädigung zum Einsatz.



Allen voran bei Diabetes mellitus. Die Anwendung ist jedoch beispielsweise bei chronischer Niereninsuffizienz relativ kontraindiziert. (Übrigens bezeichnet man AT1-Antagonisten auch als Sartane oder Angiotensin-Rezeptorenblocker.)

 

ACE-Hemmer und ­AT1-Antagonisten nebst Nebenwirkungen gut untersucht

Blutdrucksenkende Medikamente gehören nicht nur zu den am häufigsten verordneten Pharmaka, sondern auch zu den am besten untersuchten. Der Vorteil einer medikamentösen Normalisierung eines auch nur gering erhöhten Blutdrucks ist mit Ausnahme über 85-jähriger Patienten unumstritten.

Allfällige Nebenwirkungen der Antihypertensiva wie den ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten müssen daher vor dem Hintergrund des erwiesenen Nutzens gesehen werden.

Ein sehr bekannter Unterschied der beiden Wirkstoffklassen ist, dass neben Hypotonien ACE-Hemmer im Vergleich zu AT1-Antagonisten häufig einen Bradykinin-bedingten Reizhusten verursachen, der dann eine Umstellung auf einen anderen Wirkstoff notwendig macht.

Grundsätzlich fühlen sich viele Patienten am Beginn einer effektiven Blut­druck­therapie bei Werten, die im angestrebten Normbereich liegen, müde, unkonzentriert und schwindelig. In der Regel gewöhnen sich die Patienten aber sehr rasch an die niedrigeren Blutdruckwerte.

 

ACE-Hemmer und ­AT1-Antagonisten – unerwünschte Wirkungen beachten

Schwerwiegende Nebenwirkungen der ACE-Hemmer und der AT1-Antagonisten sind eine Verschlechterung der Nierenfunktion sowie das Auslösen einer Hyperkaliämie.



Dabei ist vor allem Vorsicht bei der Kombination mit kaliumsparenden Medikamenten geboten. Jedenfalls sind Kontrollen der Elektrolyte und der Nierenfunktion am Beginn einer Therapie unentbehrlich.

Während sich ansonsten das Spektrum an Nebenwirkungen der Angiotensinrezeptorenblocker auf Plazeboniveau hält, verursachen ACE-Hemmer häufig einen trockener Reizhusten. Dieser scheint weitgehend unabhängig von der Dosis zu sein. Das Phänomen tritt offenbar bei Frauen etwa dreimal so häufig auf wie bei Männern.

Zu den schlimmsten Nebenwirkungen der ACE-Hemmer gehört das angioneurotische Ödem. Das ist zwar sehr selten, allerdings potenziell auch lebensgefährlich. Dabei tritt diese Komplikation manchmal erst viele Monate, ja sogar Jahre nach einer klaglos vertragener Einnahme plötzlich auf. Dann schwellen verschiedene Schleimhäute an und es drohen ein Quincke-Ödem, akute Atemnot, Darmkrämpfe sowie Durchfall. Bei diesen Nebenwirkungen muss man jedenfalls den ACE-Hemmer absetzen.

 

Zusammenfassung

Im Grunde genommen sind geringfügige, oft nur subjektiv störende Nebenwirkungen von Blutdruck senkenden Wirkstoffen wie ACE-Hemmer und Sartane häufig. Allerdings halten deswegen die Patienten oft die Therapie nicht konsequent ein. Dann sollte der Arzt entweder die Dosis verringern oder einen Wechsel auf andere Medikamente vornehmen.

Jedenfalls kommen ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten häufig zur Behandlung einer primären Hypertonie zum Einsatz. Wobei Placebo kontrollierte Studien früher zeigen konnten, dass ACE-Hemmer die Mortalität und Morbidität senken, Sartane jedoch nicht. Daher ist ein Vergleich der Wirksamkeit dieser beiden Wirkstoffklassen bei primärer Hypertonie zur Verhinderung von Gesamtmortalität und kardiovaskulären Ereignissen wichtig.

In einem rezenten Kopf-an-Kopf-Vergleich (Cochrane) zeigten sich praktisch keine Unterschiede für die Gesamtsterblichkeit sowie für kardiovaskuläre Ereignisse. Allgemein waren Sartane nur geringfügig verträglicher als ACE-Hemmer.




Literatur:

Chen YJ, Li LJ, Tang WL, Song JY, Qiu R, Li Q, Xue H, Wright JM. First-line drugs inhibiting the renin angiotensin system versus other first-line antihypertensive drug classes for hypertension. Cochrane Database Syst Rev. 2018 Nov 14;11:CD008170. doi: 10.1002/14651858.CD008170.pub3.

Edmond CK Li, Balraj S Heran, James M Wright. Angiotensin converting enzyme (ACE) inhibitors versus angiotensin receptor blockers for primary hypertension. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Aug; 2014(8): CD009096. Published online 2014 Aug 22. doi: 10.1002/14651858.CD009096.pub2

James M Wright, Vijaya M Musini, Rupam Gill. First‐line drugs for hypertension. Cochrane Database Syst Rev. 2018 Apr; 2018(4): CD001841. Published online 2018 Apr 18. doi: 10.1002/14651858.CD001841.pub3

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