Samstag, April 20, 2024

ABCB1-Hemmer für neue, verbesserte Therapien gegen Krebs

Die neue Generation von Medikamenten gegen Krebs – ABCB1-Hemmer – sind ein wichtiger Schritt in Richtung verbesserter Krebstherapien.

ABCB1-Hemmer sollen zukünftig den Transport bestimmter Krebsmedikamente beeinflussen, ohne dabei die Verteilung anderer Substanzen im Körper zu beeinträchtigen. Dementsprechend soll man zukünftig maßgeschneiderte Medikamentenkombinationen einsetzen können, die die Wirksamkeit von Krebstherapien insbesondere bei therapieresistenten Krebs steigern könnten.

 

Scheitern von Krebstherapien durch Medikamentenresistenzen

Unter dem Strich sind Medikamentenresistenzen ein häufiger Grund für das Scheitern von Krebstherapien. Damit sind sie auch verantwortlich für den Tod vieler Patienten. Trotz großer Behandlungsfortschritte in den vergangenen Jahrzehnten kommt es noch immer vor allem dann zur Heilung, wenn der Krebs früh entdeckt und lokal behandelt wird – durch Operation und Strahlentherapie. Wenn sich die Krebszellen im Körper aber bereits verbreitet und Metastasen gebildet haben (sekundäre Tumoren), ist die Prognose düster: Die Überlebensrate nach fünf Jahren liegt dann bei unter 20 Prozent.

Deshalb wird intensiv nach wirksamen Wirkstoffen geforscht, um die Chancen von Patienten mit Metastasen bedeutend verbessern zu können. Ein Knackpunkt dabei ist, dass viele Krebsarten Resistenzen in sich tragen. Sie präsentieren sich dann bereits ab Diagnose resistent gegenüber verschiedener Krebstherapien, oder sprechen zunächst zwar an, werden dann aber resistent.

 

Wirkstoffpumpen entfernen Wirkstoffe aus den Krebszellen

Der wichtigste Resistenzmechanismus in Krebszellen ist wohl die Funktion so genannter ATP-binding cassette (ABC) Transporter. Dabei handelt es sich um Wirkstoffpumpen, die Krebsmedikamente aus Krebszellen hinaus transportieren.

ABCB1 (auch multi-drug resistance-Gen 1 (MDR1) oder P-Glycoprotein genannt) ist das bedeutsamste –ältere Versuche, ABCB1 zu neutralisieren, sind jedoch gescheitert. Die medikamentöse Hemmung des ABCB1 erwies sich als ungeeignet, denn dadurch wurde die Verteilung vieler verschiedener Wirkstoffe und Nahrungsbestandteile im Körper beeinflusst und es kam zu toxischen Nebenwirkungen. Grund dafür ist, dass ABCB1 an vielen Orten im Körper vorkommt, besonders aber an Gewebegrenzen wie am Übergang von Magen und Darm und von Blutbahnen und Gehirn.

 

ABCB1-Hemmer mit anderen Krebsmedikamenten kombinieren, um toxische Nebenwirkung zu vermeiden

Die hier präsentierte Forschungsarbeit zeigt, dass gewisse ABCB1-Hemmer – entwickelt im Arbeitskreis von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität – den ABCB1-vermittelten Transport bestimmter Krebsmedikamente beeinträchtigen könnten, ohne Einfluss auf die Verteilung anderer Medikamente oder Nahrungsmittelbestandteile im Körper zu nehmen. So könnten maßgeschneiderte, kombinierte Krebstherapien die oben beschriebenen Nebenwirkungen vermeiden.

 

Zukünftig sollen ABCB1-Hemmer die medikamentösen Krebstherapien verbessern. © uni-frankfurt.de / 60434613
Zukünftig sollen ABCB1-Hemmer die medikamentösen Krebstherapien verbessern. © uni-frankfurt.de / 60434613

Literatur:

Michaelis M, Rothweiler F, Wurglics M, Aniceto N, Dittrich M, Zettl H, Wiese M, Wass M, Ghafourian T, Schubert-Zsilavecz M, Cinatl J. Substrate-specific effects of pirinixic acid derivatives on ABCB1-mediated drug transport. Oncotarget. 2016 Mar 8;7(10):11664-76. doi: 10.18632/oncotarget.7345. PMID: 26887049; PMCID: PMC4905501.


Quelle: http://www.goethe-university-frankfurt.de/60434202/11

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