Donnerstag, März 28, 2024

Erste Hilfe mit Tourniquets zum Abbinden von Blutungen kann Leben retten

Das Abbinden einer Blutung kann im Ernstfall Leben retten. Deswegen sollte man Abbinden in Erste Hilfe-Kurse lehren. Wichtig sind hierzu auch Tourniquets.

Mindestens ein Drittel aller Unfallopfer stirbt durch Verbluten. Dabei ist es für unbeteiligte Zeugen einfach, eine lebensbedrohliche Blutung an Armen oder Beinen zu stoppen. Erste Hilfe mit Abbinden mit einem Hosengürtel eine Handbreit über der Wunde kann Leben retten. Experten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) fordern daher, Blutungsstillung in Erste- Hilfe-Kurse aufzunehmen. Geräte zum Abbinden, sogenannte Tourniquets, gehören auch in jeden Erste-Hilfe-Kasten, meinen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG).



 

Erste Hilfe nach Terroranschlag, Explosion oder Unfall

Bei allen Anschlägen in jüngster Vergangenheit gab es Opfer, die wegen einer ungestillten Blutung verstarben. „Die unkontrollierte, lebensbedrohliche Blutung ist nach wie vor die Haupttodesursache bei schwerverletzten Patienten sowohl im zivilen als auch im militärischen Umfeld“, sagt Dr. med. Daniel Hinck, Stellvertretender Klinikdirektor Klinik II am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg. „Dies gilt für kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch etwa für Unfälle im Straßenverkehr“, fügt der Gefäßchirurg und Oberfeldarzt hinzu.

Bisher liegen noch nicht genügend Untersuchungen vor, um die Zahl der Menschen zuverlässig beziffern zu können, die durch adäquate medizinische Versorgung – etwa durch das Abbinden der Verletzung – vor dem Verblutungstod gerettet werden könnten. „Wir gehen aber davon aus, dass eine unkontrollierte Blutung in 50 Prozent der Fälle die Ursache für den Tod eines Soldaten ist“, berichtet Hinck. Für schwerstverletzte Unfallopfer in der Zivilbevölkerung wird diese Quote bei 33 bis 56 Prozent angesetzt.

 

Systeme zum Abbinden für die Erste Hilfe für alle professionellen Rettungskräfte

Um die Versorgung von Gefäßverletzungen zu verbessern, hat die DGG 2013 die Kommission für Katastrophenmedizin und Gefäßtraumatologie gegründet.

Sie widmet sich zusammen mit anderen medizinischen Gesellschaften unter anderem der bundesweiten Verbreitung von Abbinde-Systemen, sogenannten Tourniquets. „Ziel ist, die Tourniquets für die Erste Hilfe und in der Laienrettung zu etablieren. Im deutschen Rettungswesen, bei polizeidienstlichen Kräften und im deutschen Militär sind diese schon fast flächendeckend verbreitet, auch bei der Deutschen Bahn und Bundespolizei“, erläutert Hinck.



 

Nur wenige Minuten Zeit: Oberhalb der Wunde abbinden, bis es schmerzt

Unabhängig davon kann jeder Bürger, der Zeuge eines Unfalls wird, einen Verblutungstod an Armen oder Beinen verhindern. Und zwar auch, wenn kein Tourniquet zur Stelle ist. „Man muss sich einfach nur ein Herz fassen und einen Gürtel oder ein Stück Laken eine Handbreit oberhalb der Blutung so fest zu ziehen, bis die Blutung stoppt“, erklärt Gefäßchirurg Hinck.

Hilfeleistende brauchen keine Angst haben, dass durch die Erste Hilfe beim Abbinden etwa Nerven des Unfallopfers verletzt werden. „Die Befürchtung ist unbegründet“, versichert Hinck. Was aber sehr wohl zählt, ist Zeit. „Es bleiben mitunter nur Minuten, um einen Verblutungstod zu verhindern“, betont Hinck.

Der DGG-Experte plädiert deshalb dafür, das Abbinden von Blutungen mit Tourniquets regulär in allen Erste-Hilfe-Kursen zu schulen. „Wer den Führerschein macht, sollte nicht nur die stabile Seitenlage kennen. Sondern auch wissen, wie man eine lebensbedrohliche Blutung an Armen und Beinen stillt“, so Hinck. „Darüber hinaus gehört ein Tourniquet in jeden Erste-Hilfe-Kasten im Kofferraum“, ergänzt Professor Dr. med. Dittmar Böckler, Präsident der DGG.




Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG)

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