Freitag, März 29, 2024

4. Tinnitus-Tag der Deutschen Hörakustiker

Der Tinnitus-Tag ist vor vier Jahren parallel mit der bundesweit geltenden Leitlinie zur Tinnitus-Versorgung der Hörakustiker implementiert worden.

Mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Tinnitus, die Krankheit ist längst in der Gesellschaft angekommen. Anlass für den 4. Tinnitus-Tag der Deutschen Hörakustiker, der am 6. September 2017 in Frankfurt am Main stattfand. An der interdisziplinären Fachtagung der Bundesinnung der Hörakustiker (biha) nahmen über 100 Experten aus der ganzen Bundesrepublik teil. Schwerpunkt der Fachvorträge und der Podiumsdiskussion in diesem Jahr: Wahrnehmung, Verhalten und Emotionen der Tinnitus-Betroffenen.

Nach der Begrüßung durch Jakob Stephan Baschab, dem Hauptgeschäftsführer der biha, übernahm Gabriele Gromke die Moderation. Sie ist Vize-Präsidentin der biha, Hörakustiker-Meisterin und Spezialistin in der Tinnitus-Versorgung durch Hörakustiker.

Siegrid Meier, Dozentin der Akademie für Hörakustik (afh), und Brigitte Seefeld, Hörakustiker-Meisterin, sprachen über „Tinnitus und Verhaltenstherapie beim Hörakustiker – Grundlagen und praktische Aspekte“. Sie schätzen die Aufklärung als eine der wichtigsten Aufgaben des Hörakustikers ein. Die Informationen, wie das Ohr funktioniert und wie Tinnitus entsteht, machen ihn für den Betroffenen erfassbar und lindern das Gefühl des Ausgeliefertseins. Hörakustiker beraten über geeignete Maßnahmen und geben – neben technischer Hilfe durch Tinnitus-Geräte und Hörsysteme – konkrete Lebenshilfe im täglichen Umgang mit dem störenden Geräusch.

Den klinischen Aspekt lieferte Dr. Roland Zeh, Chefarzt der Fachklinik für Hörstörung, Tinnitus, Schwindel und Cochlea-Implantate der Median-Kaiserberg-Klinik: „Tinnitus und Wahrnehmung – eine klinische Betrachtung“. Er stellt Tinnitus als einen Tiger dar, der, anders als ein Schoßhund, nicht unbeachtet im Körbchen in der Ecke schläft. Einen Tinnitus-Tiger lässt man aus Angst nicht aus den Augen. Angst ist eines der größten Probleme dieser Erkrankung. Also geht es darum, den Betroffenen die Angst vor dem Tinnitus zu nehmen. Erst dann ist es möglich, Tinnitus zu kompensieren. Der positive Umgang mit dieser Krankheit macht den Alltag des Patienten erheblich einfacher.

Diesen Ansatz zeigte auch Dr. Lars Haab vom Neurocenter der Universität des Saarlandes, Bereich Neurowissenschaft & Neurotechnologie auf. Er informierte über die neuronalen Vorgänge: »Entstehung von Tinnitus aus neuronaler Sicht – Implikationen für die Verhaltenstherapie in der Tinnitusbehandlung«. Aus der Sicht eines Betroffenen und als Vorsitzender der Deutschen Tinnitus-Liga (DTL) trug Volker Albert sehr viel über die emotionalen Belastungen bei: »Tinnitus und Emotionen – Wie wirken sich Tinnitus und Co. auf die emotionale Befindlichkeit der Betroffenen und ihre Umgebung aus?« Dabei ging es auch um die Rolle der Partner der Tinnitus-Betroffenen.

Der Tinnitus-Tag ist vor vier Jahren parallel mit der von der biha verfassten bundesweit geltenden Leitlinie zur Tinnitus-Versorgung der Hörakustiker implementiert worden. Auf der jährlichen Fachtagung können sich Hörakustiker, HNO-Ärzte, Therapeuten sowie alle, die in die Versorgung von Tinnitus-Patienten involviert sind, austauschen und weiterbilden.

Zum Hörakustiker-Handwerk: In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit 6.200 Hörakustiker-Betrieben und ca. 14.500 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk ca. 3,5 Millionen Menschen in Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.

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