Samstag, April 27, 2024

ZNS-Lymphom mit Temsirolimus behandeln

Temsirolimus ist beim rezidivierten ZNS-Lymphom erstaunlich aktiv, ging in einer Studie aber bei den untersuchten Patienten mit nicht unerheblicher Toxizität einher.

Die Therapie des primären ZNS-Lymphoms, einer seltenen und sehr aggressiven Lymphom- bzw. Hirntumorart, ist ausgesprochen schwierig. Insbesondere Patienten, die nicht auf die Ersttherapie ansprechen oder einen Rückfall erleiden, haben eine schlechte Prognose. In der internationalen Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology* hatten unlängst Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutschen Studiengruppe für Primäre ZNS-Lymphome die Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit dem zielgerichteten Wirkstoff Temsirolimus publiziert. Zwar stellen die Resultate keinen Therapiedurchbruch dar, eröffnen aber neue Perspektiven für am ZNS-Lymphom erkrankte Patienten.

 

Primäres ZNS-Lymphom

Das Primär ZNS-Lymphom zeigt sich durch Gewebeneubildungen (lymphatische Neoplasien), die zum Zeitpunkt der Erstdiagnose auf das zentrale Nervensystem (ZNS), insbesondere das Gehirn und das Nervenwasser, begrenzt sind. Das meist sehr aggressive ZNS-Lymphom kann durch Therapien mit Zytostatika, die die Blut-Hirn-Schranke passieren, oder durch Ganzhirnbestrahlung manchmal über mehrere Jahre hinweg zurückgedrängt werden. In einigen Fällen gelingt sogar eine Heilung. Allerdings spricht etwa ein Viertel der Patienten auf die primäre Therapie nicht an und mehr als die Hälfte erleidet ein Rezidiv.

 

Phase-II-Studie mit Temsirolimus bei ZNS-Lymphom

Für diese erfolglos vorbehandelten Patienten haben Ärzte und Wissenschaftler der Deutschen Studiengruppe für Primäre ZNS-Lymphome (G-PCNSL-SG) eine Phase-II-Studie mit dem Wirkstoff Temsirolimus als Monotherapie durchgeführt. Das zielgerichtete Medikament, das bereits bei anderen rezidivierten Lymphomen eine Wirksamkeit bei tolerablen Nebenwirkungen zeigte, hemmt in den Tumorzellen einen bestimmten Signalweg (mTOR) und blockiert damit einen Mechanismus, der für das Überleben dieser Zellen wichtig ist.

„Aufgrund seines Wirkprofils und der Hinweise darauf, dass Temsirolimus in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, wollten wir seine Wirksamkeit auch bei Patienten mit ZNS-Lymphom untersuchen“, erläutert Dr. Agnieszka Korfel, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité und Leiterin der klinischen Prüfung der Ergebnisse. „Es zeigte sich, dass die Substanz beim rezidivierten ZNS-Lymphom erstaunlich aktiv ist, bei unserem Patientenkollektiv allerdings mit einer nicht unerheblichen Toxizität einherging“, so die Wissenschaftlerin über die Ergebnisse.

In die Studie wurden nur Patienten eingeschlossen, bei denen die Krankheit nach teilweise mehreren Vortherapien weiter fortgeschritten bzw. zurückgekehrt war. Von den insgesamt 37 Patienten sprachen 20 Patienten auf die Therapie an, bei einigen Patienten hielt die Remission über einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten an. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings das Spektrum an Nebenwirkungen von Temsirolimus: Die häufigsten waren unter anderem die Erhöhung des Blutzuckers, Infektionen und Hautausschlag.

 

Temsirolimus in Kombination mit Zytostatika

„Es erscheint uns sinnvoll, Temsirolimus in Kombination mit Zytostatika oder mit Rituximab und bereits in früheren Therapielinien einzusetzen“, umreißt die Ärztin Perspektiven für künftige Therapiestudien. „Vor dem Hintergrund der Toxizität des Wirkstoffs sollte dies vor allem jüngeren und fitten Patienten angeboten werden und mit einer prophylaktischen Antibiose einhergehen“, fügt sie hinzu.

Literatur:

Phase II trial of temsirolimus for relapsed/refractory primary central nervous system lymphome (PCNSL) ist im Journal of Clinical Oncology erschienen und kann unter folgendem Link abgerufen werden: http://jco.ascopubs.org/cgi/doi/10.1200/JCO.2015.64.9897

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