Donnerstag, März 28, 2024

Vorhofflimmern-Therapie für ein geringeres Schlaganfallrisiko

Schlaganfallrisiko: die Ergebnisse des GARFIELD-AF zeigen einen Wandel in der Vorhofflimmern-Therapie und der Vorbeugung von Schlaganfall.

Bis zu 2 % der Weltbevölkerung leiden unter Vorhofflimmern, darunter ca. 8,8 Millionen Europäer und 5 bis 6,1 Millionen Menschen in den USA. Schätzungen zufolge soll sich die Prävalenz bis 2050 mindestens verdoppeln, weil die Weltbevölkerung immer älter wird. In diesem Zusammenhang hat sich die Vorhofflimmern-Therapie und die Schlaganfall-Prävention weltweit stark durch die deutlichen Zunahme an der Verwendung von nicht-Vitamin K-antagonistischen oralen Antikoagulantien (NOAK) mit oder ohne eine Verschreibung von Plättchenaggregationshemmern, um das Schlaganfallrisiko zu senken, geändert.

 

Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko

Durch Vorhofflimmern besteht ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko und jedem fünften Schlaganfall liegt diese Herzrhythmusstörung zugrunde. Ischämische Schlaganfälle in Verbindung mit Vorhofflimmern sind oft tödlich. Und die Patienten, die überleben, erleiden häufiger stärkere Behinderungen und Rückfälle als Patienten mit anderen Schlaganfall-Ursachen. Infolgedessen ist das Sterberisiko bei VF-bedingten Schlaganfällen doppelt so hoch, und die Pflegekosten sind 50 % höher.

Vorhofflimmern tritt auf, wenn Teile der Vorhöfe unkoordinierte elektrische Signale abgeben. Dies führt dazu, dass die Kammern zu schnell und unregelmäßig pumpen und das Blut daher nicht komplett abgepumpt werden kann. Infolgedessen kann sich das Blut stauen, gerinnen und eine Thrombose verursachen, was die Hauptursache für kardiovaskuläre Todesfälle weltweit darstellt.

Verlässt ein Blutgerinnsel den linken Vorhof, so kann es sich möglicherweise in Arterien in anderen Körperteilen festsetzen, unter anderem im Gehirn. Ein Blutgerinnsel in einer Arterie im Gehirn führt zu einem Schlaganfall. 92 % der tödlichen Schlaganfälle werden durch eine Thrombose ausgelöst.

Schlaganfälle sind eine wesentliche Ursache für Todesfälle und langfristige Behinderungen weltweit– mit 6,7 Millionen Todesopfern und 5 Millionen Menschen mit bleibenden körperlichen Schäden pro Jahr. Menschen mit Vorhofflimmern weisen ein Risiko für Herzversagen, chronische Müdigkeit und sonstige Herzrhythmusprobleme auf.

 

Globale Verschiebung bei der Vorhofflimmern-Therapie

Aktuelle Ergebnisse des GARFIELD-AF zeigten einen weltweiten Wandel in der Vorhofflimmern-Therapie. Die Zahl der Patienten, die eine gerinnungshemmende Behandlung mit oralen Antikoagulantien zur Schlaganfallprävention erhielten, nahm zwischen März 2010 und August 2015 von 57 % bis 71% erheblich zu.

Dieser Wandel bei der gerinnungshemmenden Vorhofflimmern-Therapie liegt weitgehend an der deutlichen Zunahme an nicht-Vitamin K-antagonistischen oralen Antikoagulantien (NOAK) mit oder ohne eine Verschreibung von Plättchenaggregationshemmern von 4,1 % auf 37.0% mit einem gleichzeitigen Absinken der Verwendung von Vitamin K-Antagonisten (VKA) und Plättchenaggregationshemmern (kombiniert oder einzeln) von 83,4% auf 50,6%.

„Die Veränderung der Behandlungsmuster über die letzten 5 Jahre weist auf einen stärkeren klinischen Schwerpunkt der Schlaganfallprävention hin,“ so Professor Ajay Kakkar, Professor of Surgery am University College London und Direktor des Thrombosis Research Institute in Großbritannien. „Die Herausforderung besteht weiterhin darin, zu gewährleisten, dass der entsprechende Patient die effektivste und sicherste Intervention erhält, um das beste klinische Ergebnis sicherzustellen.“

 

Beleiterkrankungen, Komorbiditäten, und integrierte Versorgung

Neue Daten veranschaulichten, dass die Todesraten während des ersten Monats nach der Diagnose von Vorhofflimmern höher sind als zu jedem anderen Zeitpunkt während des 2-Jahres-Follow-up. Das Risiko eines vorzeitigen Todes ist bei Patienten mit der Vorgeschichte von Herzinfarkt beziehungsweise instabiler Angina, mäßiger bis schwerer chronischer Niereninsuffizienz oder Schlaganfall höher als ohne diese Beleiterkrankungen.

„Diese Daten des GARFIELD-AF-Registers belegen die Bedeutung von Komorbiditäten bei der Prognose des Risikos eines vorzeitigen Todes bei Patienten mit Vorhofflimmern“, so Professor Samuel Goldhaber von der Harvard Medical School und dem Brigham and Women’s Hospital, USA. „Die Resultate zeigen, wie wichtig ein integrierter Versorgungsansatz für die Behandlung dieser Patienten ist.“


Literatur:

Bassand JP, Apenteng PN, Atar D, et al. GARFIELD-AF: a worldwide prospective registry of patients with atrial fibrillation at risk of stroke [published online ahead of print, 2020 Jul 22]. Future Cardiol. 2020;10.2217/fca-2020-0014. doi:10.2217/fca-2020-0014

Goto S, Angchaisuksiri P, Bassand JP, et al. Management and 1-Year Outcomes of Patients With Newly Diagnosed Atrial Fibrillation and Chronic Kidney Disease. Results From the Prospective GARFIELD – AF Registry. J Am Heart Assoc. 2019;8(3):e010510. doi:10.1161/JAHA.118.010510

Sawhney JP, Kothiwale VA, Bisne V, et al. Risk profiles and one-year outcomes of patients with newly diagnosed atrial fibrillation in India: Insights from the GARFIELD-AF Registry. Indian Heart J. 2018;70(6):828-835. doi:10.1016/j.ihj.2018.09.001

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