Samstag, April 20, 2024

Verstopfung und Blähungen beeinträchtigen den Alltag

Verstopfung mit Schmerzen beim Stuhlgang sowie Blähungen beeinträchtigen sehr die Lebensqualität. Hierzu sollten Betroffene einiges wissen.

Wenn die Verdauung aus dem Takt kommt und ins Stocken gerät, leiden Betroffene unter Verstopfung – Obstipation – und den damit verbundenen harten, schmerzhaften Stuhlgang. Häufig begleitet von Schmerzen sowie dem Gefühl, aufgebläht zu sein (Blähungen). Dies beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten massiv. In einigen klinischen Studien wurde auch eine unbehandelte Verstopfung mit einer Änderung der Darmmikrobiotika sowie einer Erhöhung des kardiovaskulären Risikos assoziiert.

Als Verstopfung bezeichnet man eine akute oder chronische Stuhlverstopfung des Darms, die viele unterschiedliche Ursachen haben kann. Die Darmkrankheit gehört zu den Zivilisationskrankheiten und sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.

Symptome bei Verstopfung sind eine zu lange Verweildauer des Stuhls im Darm sowie zu harter Stuhl mit Schmerzen. Weiter gehört dazu ein geringes Stuhlvolumen sowie Probleme beim Stuhlgang.

 

Hilfe bei Verstopfung

Bei Verstopfung ist rechtzeitige, effektive Hilfe gefragt. Für die medikamentöse Behandlung akuter und chronischer Verstopfung wird die Anwendung der etablierten Wirkstoffe Bisacodyl, Natriumpicosulfat und Macrogol empfohlen. Für Bisacodyl und Natriumpicosulfat aus der Wirkstoffklasse der Laxantien konnte gezeigt werden, dass diese sogenannten Abführmittel nachweislich die Lebensqualität verbessern und ein normales Alltagsleben gewährleisten können.

Vor allem für Menschen, die auf Reisen oft Verstopfung haben, hilft der Wirkstoff Bisacodyl sehr gut. In Form von Zäpfchen vertreibt dieser rasch von Verstopfung. Weil die Wirkung innerhalb von circa 15 bis 30 Minuten einsetzt, ist das vor allem bei akuten Beschwerden eine sehr gute Behandlungsoption.

Neben diesen medikamentösen Interventionen ist aber auch ein gut aufgeklärter Patient wichtig für die Behandlung. Dazu gibt es einige wichtige Informationen zu Eigenheiten, die häufig bei Patienten zu Verunsicherung führen.

Neue Wirkstoffe bei der Behandlung sind Prucaloprid, Linaclotid, µ-Opioid-Rezeptor-Antagonisten (PAMORA) und die noch nicht klinisch bestätigte Sakralnervenstimulation. Prucaloprid ist ein 5-HT4-Rezeptor-Agonist, den Patienten mit therapierefraktärer Verstopfung als Prokinetikum einsetzen.

Linaclotid ist an sich für Reizdarmpatienten, die vor allem unter Verstopfung leiden, zugelassen. Bei Patienten mit chronischer Obstipation ohne weitere Reizdarmbeschwerden kann der Arzt den Guanylatcyclase-C-Rezeptoragonisten als Off-label-Use verschreiben, wenn ansonsten alle medikamentöse Therapieoptionen scheiterten.

Die Behandlung mit dem µ-Opioid-Rezeptor-Antagonisten (PAMORA) konnte vor allem das Behandlungsspektrum der opioidinduzierten Obstipation (OIC) erweitern und wesentlich verbessern. Dazu zählt auch das Naloxon, das in der oral retardierten Form nahezu nicht systemisch wirkt. Zudem stehen heute mit dem subkutan zu applizierenden Methylnaltrexon und dem neuen, oral verfügbaren Naloxegol auch rein peripher wirksame µ-Opioid-Rezeptorantagonisten gegen Verstopfung zur Verfügung.

 

Wenn Frauen vor der Periode an Verstopfung leiden

Immer wieder klagen Frauen darüber, dass es vor oder während ihrer Periode verstärkt zu Verstopfung kommt. Bei der wissenschaftlichen Überprüfung, ob das Wechselspiel der Sexualhormone während der Periode tatsächlich Einfluss auf die Darmfunktion haben könnte, war jedoch kein direkter, klinisch bedeutsamer Zusammenhang zu erkennen. Wobei allerdings auch Experten bis dato einen möglichen Zusammenhang zwischen Verstopfung und der Periode nicht ausschließen.

 

Wie Abführmittel richtig zu dosieren sind

Patienten, die ein Abführmittel anwenden, haben oft Angst, dass die Dosis zu hoch sein könnte. Hier weisen Experten darauf hin, dass unter den Abführmitteln komfortable Lösungen für die Selbstdosierung gibt. Der abführende Wirkstoff Natriumpicosulfat wird beispielsweise auch in Tropfenform angeboten, um die passende Dosis ganz nach persönlichem Bedarf abstimmen zu können, um einen weich geformten Stuhl zu erreichen. Ist die Dosis anfangs zu hoch gewählt, kann es zu Durchfall kommen und die Dosis des Abführmittels muss dann reduziert werden.

 

Nicht täglich Stuhlgang

Keine Angst muss man haben, wenn man nicht jeden Tag Stuhlgang hat. Zwischen dreimal täglich und dreimal wöchentlich ist alles normal. Eine Verstopfung liegt erst dann vor, wenn man weniger als zweimal pro Woche Stuhlgang hat, oder dieser meist hart und nur unter starkem Pressen oft auch mit Schmerzen möglich ist.

 

Psyche und Darm

Viele Menschen leiden unter Verstopfung und Blähungen, wenn sie berufliche Probleme haben. Das hängt damit zusammen, dass Psyche und Darm eng miteinander verknüpft sind. Deswegen kommt es durchaus häufig vor, dass Stress für Verdauungsbeschwerden sorgt. In diesem Fall empfehlen Experten Entspannung gegen die Beschwerden. Dazu kann man während des Tages regelmäßig Pausen einlegen, in denen man beispielsweise fünf Minuten spazieren geht. Wichtig ist es auch, dass man sich für die Toilette Zeit nimmt und sich nicht unter Druck setzt sowie das Pressen vermeidet.


Literatur:

Menge D, Layer P, Andresen V. Moderne Therapie der Obstipation [Modern Treatment of Obstipation]. Dtsch Med Wochenschr. 2017;142(3):205-208. doi:10.1055/s-0042-116460

Red. Kurz notiert: Mit PAMORA gegen die Opioid-induzierte Obstipation. MMW Fortschr Med. 2020;162(13):70. doi:10.1007/s15006-020-0682-6

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