Mittwoch, April 17, 2024

Verbesserung der Compliance: damit Patienten dem Rat des Arztes folgen

Zur Verbesserung der Compliance ist es wichtig, dass der Arzt bestimmte Faktoren für Non-Adhärenz und Medikamenten-Adhärenz erkennen kann.

Compliance beschreibt das Ausmaß, in welchem der Patient dem Rat des Arztes folgt und die Behandlung durchführt. Da sich hinter dem Wort Passivität und Gehorsam verstecken, ist man dazu übergegangen, das Wort Compliance durch das Wort Adherence beziehungsweise Adhärenz zu ersetzen. Die Verbesserung der Compliance ist ein entscheidender Faktor, um die Ziele einer Behandlung – sei es mit Medikamenten oder anderen Interventionen – zu erreichen.

 

Adherence beziehungsweise Adhärenz statt Compliance

Adherence wurde durch die WHO im Jahr 2003 folgendermaßen definiert. „Ausmaß, in welchem das Verhalten des Patienten bei der Medikamenteneinnahme, bei der Einhaltung der Ernährungsempfehlungen und bei der Umsetzung von Lebensstiländerungen mit akzeptierten Empfehlungen eines »Healthcare-Providers« übereinstimmt“ (Cush­ing A et al; 2007).

Die Datenlage in rezenten Studien überzeugt, dass schlechte Adhärenz in Bezug auf Medikamenteneinnahme zu substantieller Verschlechterung der Grundkrankheit führt, Patienten aus dieser Gruppe eine erhöhte Mortalität zeigen und darüberhinaus die Gesundheitskosten deutlich höher sind als bei Patienten mit guter Adhärenz.

 

Wie man eine Verbesserung der Compliance erreichen kann

In einer Untersuchung konnte Simpson SH und Kollegen zeigen, dass die Placebo-Compliance zu einer Verbesserung der Gesundheit führt. Und zwar im Vergleich zu Placebo-non-Adhärenz (Simpson SH et al; 2006). Diese Tatsache führte zu der Begriffsbildung »healthy adherer«, wobei angenommen wird, dass die regelmäßige Einnahme von verordneten Medikamenten (Placebo oder Wirkstoff) Menschen charakterisiert, die auf der Metaebene betrachtet folgende Kriterien erfüllen:
– Interesse an der eigenen Gesundheit und
– generell Umsetzung ärztlicher Empfehlungen.

Nun stellt sich die Frage, wie der behandelnde Arzt Nicht-Adhärenz des Patienten erkennen kann. Spezifische Messmethoden zur Adhärenz können in direkte und indirekte Methoden differenziert werden. Unterschiedliche Vor- und Nachteile charakterisieren diese beiden Methoden, wobei beide letzt­endlich nicht völlig objektivierbar und Manipulationen möglich sind.

Ein so genannter Goldstandard für das Erfassen von Adhärenz existiert derzeit nicht. Obwohl Ärzte bei Patienten, die keine Verbesserung der Klinik oder biologischer Messparameter zeigen, häufig von nicht-compliant oder nicht-adhärenten Patienten sprechen, nutzen sie die Frage nach dem »Warum« und das Aufzeigen der ursächlichen Möglichkeiten nicht immer. Primär zu unterscheiden ist zwischen bewusster und unbewusster Non-Adhärenz, entsprechend den motivationalen Faktoren. Bewusste Non-Adhärenz entspricht einem vorsätzlichen Verhalten, dessen Ursachen häufig Misstrauen gegen­über dem Arzt oder gegenüber dem Medikament sind, Angst vor Nebenwirkungen, symptomloses Leiden ohne Leidensdruck, oder letztendlich Bequemlichkeit und Sorglosigkeit.

 

Faktoren für Non-Adhärenz beziehungsweise Non-Compliance

Folgende Faktoren können kausal für Non-Adhärenz sein: Vergesslichkeit (bei ca. 30%), Depression, unangenehme Nebenwirkungen, Kosten, Mangel an Information, allgemeine Unsicherheit und andere. Um die Medikamenten-Adhärenz verbessern zu können, müssen vorerst die Barrieren identifiziert und in der Folge nach Möglichkeit beseitigt werden.

Aufklärung und Information über Krankheit und Medikamentenwirkungen, Vorbereitung auf mögliche Nebenwirkungen, Motivation, Aktivierung von personellen Ressour­cen und Einsatz von Hilfssystemen zur Gewährleistung der Einnahme, sind einige wirkungs­volle Ansätze.


Quellen: MEDMIX 09-2009, S12-13. Verbesserung der Compliance. Prim. Dr. Heidemarie Abrahamian

http://www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_Section1.pdf

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