Samstag, April 20, 2024

Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson auch bei Patienten hilfreich

Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson soll nach vielversprechenden Ergebnissen im Tiermodell demnächst in klinischen Tests an Patienten getestet werden.

Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson könnte zukünftig auch für betroffene Patienten von großer Bedeutung sein. Denn laut Experten der University of Sheffield, sei die Substanz Ursodeoxycholsäure – UDCA – in der Lage, die Progression von Morbus Parkinson deutlich zu verlangsamen. Der Wirkstoff wird seit Jahrzehnten zur Linderung von Leberleiden eingesetzt und ist dementsprechend gut erprobt.



Das beschriebene Forschungsprojekt unterstützt die baldige Zulassung von Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson. Denn das Medikament Ursodeoxycholsäure kann die mitochondriale Dysfunktion verbessern. Schließlich zeigte unlängst eine Studie auch die Wirkung des Medikaments bei Parkinson-Patienten. Und zwar bei jenen, die die LRRK2-Mutation tragen. Die Forschungsarbeit zeigte eine verbesserte mitochondriale Funktion mit Anstieg des Sauerstoffverbrauchs und der zellulären Energiewerte.

 

Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson durch positiven Effekt auf dopaminerge Neuronen

Die Ursodeoxycholsäure-Studie – unter der Leitung von Wissenschaftern des Sheffield Institute of Translational Neuroscience (SITraN) und der University of New York – ist die erste ihrer Art, die den positiven Effekt der Ursodeoxycholsäure auf dopaminerge Neuronen nachgewiesen hat, also jene Nervenzellen, die von Parkinson betroffenen sind. Beispielsweise gelang dies im Tiermodell mit Fruchtfliegen, die über die gleichen genetischen Veränderungen verfügten wie manche Parkinson-Betroffenen.

Die Substanz Ursodeoxycholsäure bewirkt eine Stärkung der sogenannten Mitochondrien, die häufig als Kraftwerke innerhalb der Zelle beschrieben werden. Die gesteigerte mitochondriale Funktion führt wiederum zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung der Zelle. Den Wissenschaftern ist es gelungen, beim Gewebe erkrankter Personen, die über das Enzym LRRK2 verfügen sowie bei Menschen, die ohne Symptome LRRK2 zur Verfügung haben, eine eindeutige Wirkung der Substanz Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson nachzuweisen.

„In beiden Fällen führte Ursodeoxycholsäure zu einer Verbesserung der Mitochondrien-Funktion, wie durch die erhöhte Sauerstoffaufnahme und den erhöhten Energiewerten auf Zellebene ersichtlich wurde,“ so Dr. Heather Mortiboys, Parkinson-Expertin an der University of Sheffield.



 

Wirkung gegen weitere neurologische Erkrankungen

„Möglicherweise könnten die aktuellen Erkenntnisse auch in Bezug auf weitere neurologische Erkrankungen von großer Bedeutung sein,“ so Oliver Bandmann, Professor an der University of Sheffield und Co-Autor der Studie. „Die aktuelle Untersuchung konzentrierte sich auf Parkinson-Patienten mit einer LRRK2 Mutation – doch mitochondriale Schädigungen kommen auch bei anderen Formen der Parkinson-Erkrankung vor. Wir setzen auch hier auf die potenziellen Vorteile von Ursodeoxycholsäure und hoffen, dass die Substanz möglicherweise auch bei diesen Parkinson-Patienten helfen könnte.“

Damit nicht genug – denn auch von anderen neurodegenerativen Erkrankungen ist die Rede. Umso wichtiger sei es, so die Forscher, Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson in klinischen Tests an Betroffenen zu erproben.

Eine Mutation des LRRK2 Gens ist die häufigste vererbte Parkinson-Ursache. Der Mechanismus dahinter ist jedoch bis dato nicht bekannt. Jedoch weiß man, dass mitochondriale Defekte sowie das dadurch bedingt verringerte Energieniveau bei diversen Erkrankungen, die das Nervensystem angreifen – wie beispielsweise Parkinson – eine Rolle spielen. Nervenzellen haben einen sehr ausgeprägten Energiebedarf – aus diesem Grund führen Defekte der Energieversorgung zu einer entsprechenden Bedrohung.

Die zentralen Symptome von Parkinson machen sich durch Bewegungsarmut (Bradykinese), Tremor, Muskelsteifheit und Gang- oder Gleichgewichtsstörungen bemerkbar.




Literatur:

Simon M. Bell, Katy Barnes, Hannah Clemmens, Aziza R. Al-Rafiah, Ebtisam A. Al-ofi, Vicki Leech, Oliver Bandmann, Pamela J. Shaw, Daniel J. Blackburn, Laura Ferraiuolo, Heather Mortiboys. Ursodeoxycholic Acid Improves Mitochondrial Function and Redistributes Drp1 in Fibroblasts from Patients with Either Sporadic or Familial Alzheimer’s Disease. J Mol Biol. 2018 Oct 19; 430(21): 3942–3953. doi: 10.1016/j.jmb.2018.08.019

Mortiboys, H., Furmston, R., Bronstad, G., Aasly, J., Elliott, C., Bandmann, O. (2015) UDCA exerts beneficial effect on mitochondrial dysfunction in LRRK2G2019S carriers and in vivo. Neurology September 08, 2015; 85 (10). First published August 7, 2015, DOI: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000001905


Quelle: DI Alexandra Springler. Ursodeoxycholsäure gegen Parkinson. MEDMIX online 2015

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