Donnerstag, März 28, 2024

Transkranielle Magnetstimulation und Amyotrophe Lateralsklerose

Amyotrophe Lateralsklerose früh zu diagnostizieren, ist schwierig – die Transkranielle Magnetstimulation kann offenbar eine frühe Diagnose unterstützen.

Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine motorischen Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems, die vor allem in der frühen Krankheitsphase schwer zu diagnostizieren ist. Australische Wissenschaftler fanden in einer Studie Hinweise dafür, dass die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) des motorischen Kortex die Diagnostik verbessern könnte.

 

Amyotrophe Lateralsklerose

Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) führt pro Jahr zu etwa drei Erkrankungsfällen pro 100.000 Personen und beginnt meistens zwischen dem 60. und 75. Lebensjahr. Jüngere Erwachsene sind selten betroffen, wobei Männer etwas öfter als Frauen erkranken. Die Überlebenszeit beträgt im Mittel drei bis fünf Jahre.

Diese zu den sogenannten Orphan diseases –  seltenen Krankheiten – zählende unheilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems ist mit Muskelschwäche, Muskelschwund und Spastik vergesellschaftet. Amyotrophe Lateralsklerose führt zur Lähmung der Muskulatur, es kommt unter anderem zu schweren Gang-, Sprech- und Schluckstörungen.

Bei der Amyotrophen Lateralsklerose kann sowohl das erste, in der motorischen Hirnrinde die Willkürmotorik steuernde Motoneuron (engl. upper motoneuron, UMN) betroffen sein, als auch das zweite, direkt den Skelettmuskel aktivierende Motoneuron (engl. lower motoneuron, LMN) Nervenimpulse werden dadurch nicht mehr vom Gehirn an die Muskulatur weitergeleitet.

Diagnose. Die Diagnose der Amyotrophen Lateralsklerose ist aber vor allem im Anfangsstadium recht kompliziert, einige Symptome sind auch bei anderen neurologischen Erkrankungen anzutreffen – Messwerte gibt es keine. Dysfunktionen des zweiten Motoneurons sind im Gegensatz zu solchen beim ersten Motoneuron recht leicht zu diagnostizieren.

Es müssen viele einzelne Kriterien berücksichtigt werden, um die Diagnose zu ermöglichen, mehrere andere Krankheiten müssen ausgeschlossen werden. 1994 wurde ein erstmals für Amyotrophe Lateralsklerose ein Set von Kriterien an einer internationalen Expertenkonferenz in El Escorial – in der Nähe der spanischen Hauptstadt Madrid gelegen – zusammengestellt, 2008 fand die dritte Überarbeitung dieser Kriterien im japanischen Awaji-shima statt.

 

Transkranielle Magnetstimulation verbessert diagnostische Genauigkeit

Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) stimuliert den motorischen Kortex mithilfe starker Magnetfelder, entstehende elektrische Potentiale (motorisch evozierte Potentiale, MEP), die mit Elektroden abgeleitet werden, geben Hinweise auf die Funktionsfähigkeitdn des ersten und zweiten Motoneurons. Die Methode wurde untersucht in einer australischen Studie mit 281 Patienten, die vermutlich an Amyotrophen Lateralsklerose litten oder ALS-ähnliche Symptome zeigten. Alle Probanden durchliefen sowohl den Referenztest nach Awaji-Kriterien als auch den verblindeten Index-Test (Transkranielle Magnetstimulation).

Die Studie ergab, dass die Kombination von Awaji und Transkranielle Magnetstimulation die diagnostische Genauigkeit scheinbar deutlich verbessert: Durch die Kombination beider Tests gelang es, bei 209 Patienten definitiv oder mutmaßlich Amyotrophe Lateralsklerose zu identifizieren. Nach den reinen Awaji-Kriterien wurde dagegen nur bei insgesamt 155 Patienten (109 Patienten definitiv, 46 Patienten mutmaßlich) Amyotrophe Lateralsklerose erkannt. Die Transkranielle Magnetstimulation unterschied ALS von non-ALS mit einer Sensitivität von 73,21% und einer Spezifität von 80,88%.

 

Transkranielle Magnetstimulation weiter prüfen

Transkranielle Magnetstimulation könnte somit für die Unterscheidung zwischen Amyotrophe Lateralsklerose von ALS-ähnlichen Erkrankungen eine wichtige Rolle zu spielen, allen voran scheint sich als diagnostischer Biomarker der Nachweis einer pathologisch verminderten intrakortikalen Hemmung bei kurzen Interstimulusintervallen zu eignen, wobei die Transkranielle Magnetstimulation mit ihrer Doppelpulstechnik  Rückschlüsse auf eine im Vergleich zu gesunden Menschen gestörte Erregbarkeit im motorischen Kortex von ALS-Patienten zulässt.

Transkranielle Magnetstimulation in Kombination mit den 2015 modifizierten Awaji-Kriterien ist offensichtlich eine vielversprechende Möglichkeit, Dysfunktionen im oberen Motoneuron schneller zu diagnostizieren und somit die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose früher stellen zu können.

Quellen

http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/3067-transkranielle-magnetstimulation-bei-als-fruehere-diagnose-der-amyotrophen-lateralsklerose

Menon P, et al.: Sensitivity and specificity of threshold tracking transcranial magnetic stimulation for diagnosis of amyotrophic lateral sclerosis: a prospective study. Lancet Neurol 2015 May; 14(5): 478–84;

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