Freitag, März 29, 2024

Start in die Pollensaison 2017

Pollensaison 2017: Luftverschmutzung erhöht Allergie- und Asthmarisiko – Umweltschadstoffe Feinstaub, Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid neu auf der Pollen-App.

Die Pollensaison startete heuer später, dafür aber plötzlich, was für teils heftige Beschwerden sorgte. Bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien gaben Allergie-ExpertInnen gemeinsam mit der Informationsplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung) Ausblick auf den heurigen Pollenflug und stellten einen neuen Service vor: Über die beliebte Pollen-App können nun auch Umweltschadstoffe, die Einfluss auf die Entwicklung von allergischen Erkrankungen haben, jeweils für drei Tage abgerufen werden. Kombiniert man diese Schadstoffbelastung mit der aktuellen Pollenmenge in der Luft, ergibt sich ein Allergierisiko. Dieser Service ist weltweit einzigartig und zeigt einmal mehr die Innovationskraft der österreichischen Forschungs- und Serviceeinrichtung an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien.

 

Pollensaison heuer etwa drei Wochen später 

Aufgrund des kalten Jänners startete die Pollensaison heuer etwa drei Wochen später als im üblichen Schnitt. „Die ungewöhnlich milden Temperaturen im Februar haben dann aber für einen plötzlichen und heftigen Blühbeginn von Erle und Hasel gesorgt. Manche AllergikerInnen erlebten den Beginn der Pollensaison deshalb als besonders belastend“, informiert Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Die Blüte der Esche startet in den nächsten Tagen und könnte heuer stärker ausfallen, die der Birke wird je nach der Wetterentwicklung gegen Ende März erwartet und voraussichtlich milder als im Vorjahr verlaufen, so die Prognose. Der Gräserpollenflug hängt von den Wetterbedingungen im April ab und Ragweed wird im Herbst die Saison beschließen. Pollenallergiker können dann kurz aufatmen, bevor gegen Weihnachten die winterresistente Purpurerle beginnt, ihre Pollen an den Wind abzugeben. „Menschen, die gegen mehrere Pflanzen allergisch reagieren, haben kaum noch eine Ruhepause“, so die Biologin der MedUni Wien.

Klimawandel und Umweltschadstoffe beeinflussen Pollen und Allergiker

Ein Faktor für Veränderungen der Pollensaison ist der globale Klimawandel. Aber auch Umweltgase und Luftverschmutzung wirken auf Pollen und Menschen ein. „Heute gilt als gesichert, dass neben genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse eine maßgebliche Rolle spielen“, so die Grundlagenforscherin Claudia Traidl-Hoffmann, Lehrstuhlinhaberin & Institutsdirektorin des Lehrstuhls und Instituts für Umweltmedizin (UNIKA-T), Technische Universität München (TUM) und Helmholtz Zentrum München (HMGU) sowie Chefärztin der Ambulanz für Umweltmedizin am Klinikum Augsburg. „Zum einen entwickeln Pflanzen Abwehrmechanismen und bilden mehr Allergene, die das Überleben der Pflanze sichern sollen. Zum anderen wirken Reizgase wie Ozon, Stickstoff- oder Schwefeldioxid direkt auf den Körper. Sie schädigen Schleimhautgewebe in den Atemwegen, was sie anfälliger für eintretende Allergene macht, die dann sehr viel unvermittelter wirken können. Das Immunsystem reagiert heftiger.“

 

Verschmutzte Atemluft erhöht Asthmarisiko

Luftschadstoffe fördern allergische Erkrankungen und erhöhen auch das Asthmarisiko. Besonders Kinder sind gefährdet. „Feinstaubpartikel sind zum Teil so klein, dass sie sehr tief in die Lunge eindringen, dort die Atemwege reizen und Entzündungen auslösen. Je höher die Konzentration, desto größer ist das Gesundheitsrisiko“, erklärt Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums in Wien und nennt ein durch mehrere Studien belegtes Beispiel: „Wohnt man an einer stark befahrenen Straße, muss man mit dem vermehrten Auftreten von Atemwegserkrankungen rechnen.“

Die wirksamste, aber leider nicht immer realisierbare Methode, um das Auftreten von Asthmasymptomen zu verhindern, besteht darin, sich auslösenden Faktoren möglichst wenig auszusetzen. Wertvolle Unterstützung bietet hier der Österreichische Pollenwarndienst. Die spezifische Immuntherapie (SIT, Allergie-Impfung) hat als einzige Behandlungsmethode das Potenzial, Asthma auch tatsächlich auszubremsen. Wantke: „Erst kürzlich wurde die spezifische Immuntherapie erstmals in die europäischen Asthmabehandlungsrichtlinien (GINA Guidelines) aufgenommen.“

Luftverschmutzung jetzt Teil der Pollen-App

Auf Basis eigener Forschung und auf den Erkenntnissen international renommierter Forschungseinrichtungen, wie das Institut für Umweltmedizin in München, hat der Österreichische Pollenwarndienst einen neuen Service entwickelt. „Mit Start der heurigen Pollensaison können nun auch Feinstaubbelastung, Ozonwert, Stickstoff- und Schwefeldioxidgehalt in der Luft für jeweils drei Tage auf der Pollen-App abgerufen werden. Kombiniert man die Schadstoffe mit der aktuellen Pollenmenge in der Luft, ergibt sich ein Allergierisiko“, beschreibt dessen Leiter Uwe E. Berger das neue Angebot. AllergikerInnen können sich somit zusätzlich zur personalisierten Pollenwarnung nun auch eine Orientierung verschaffen, wie hoch der Einfluss der wichtigsten Partikel in der Luft auf ihre Gesundheit ist. Dieser Service ist weltweit einzigartig und wird in einem ersten Schritt für die Länder Österreich, Deutschland, Schweiz sowie Schweden zur Verfügung gestellt und sukzessive in Zusammenarbeit mit den jeweiligen nationalen Pollenwarndiensten auf weitere Länder ausgerollt.

Die App steht für iPhones, Androidhandys und sonstige mobile Devices zum kostenlosen Download auf www.pollenwarndienst.at sowie den App-Stores zur Verfügung.


 Linktipps:

www.pollenwarndienst.at – Individuelle Pollenbelastung, Download Pollen-App, Online-Selbsttest etc.

www.allergenvermeidung.org – Informationsplattform für AllergikerInnen.

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