Freitag, April 19, 2024

Schlüssellochchirurgie in der Gynäkologie

Innovative Entwicklungen in der modernen Gynäkologie ermöglichen selbst komplexe onkologische Eingriffe mittels Schlüssellochchirurgie durchzuführen.

Die sogenannte Schlüssellochchirurgie ist ein modernes chirurgische Verfahren, bei dem der Eingriff mehr oder weniger innerhalb der geschlossenen Bauchhöhle oder Brusthöhle stattfindet. Bei diesem Verfahren, das erstmals in der Bauchchirurgie 1987 angewendet wurde, werden große Schnitte weitgehend vermieden und alternativ mehrere kleinere Zugangswege – um 1 cm in der Länge – gewählt. Die Schlüssellochchirurgie wird medizinisch auch als Minimal invasive Chirurgie bzw. als Laparoskopie und bezeichnet.

 

Schlüssellochchirurgie in der Operativen Gynäkologie

Durch die innovativen Entwicklungen der modernen Operativen Gynäkologie können heutzutage sehr viele Eingriffe, selbst komplexe onkologische Eingriffe, mittels Schlüssellochchirurgie gemacht werden. So gewinnt die minimal-invasive Technik in der Operativen Gynäkologie immer mehr an Bedeutung.

Gerade aus Sicht der Patientinnen sind die Vorteile eines minimal-invasiven Zugangs gegenüber einem offenen Verfahren von großer Bedeutung. Diese rasante Entwicklung minimal-invasiver Operationstechniken war allerdings nur aufgrund umfassender technischer Neuerungen möglich.

So stehen heute stark verbesserte visuelle Systeme wie z.B. die HD- und 3D-Technologie zu Verfügung, welche den Operateur kleinste anatomische Details während eines Eingriffes erkennen lassen. In gleichem Maße wie sich die Darstellung des laparoskopischen Situs verbesserte, wurden neue, leistungsfähigere und sicherere minimalinvasive elektrochirurgische Instrumente entwickelt.

Weiterhin, konnten durch die Einführung von mikrochirurgischen bzw. elektromedizinisch optimierten Technologien, mit feinsten modulierten HF-Hochfrequenz Mikroströmen und feinsten (Naht-) Materialien, neben der optimalen Hämostase und Adhäsionsprophylaxe auch eine Vermeidung der thermischen Gewebeschädigung über die Instrumentengrenze hinaus („lateral damage“) erreicht werden.

Die Basis der modernen Operativen Gynäkologie ist ein übergeordnetes Konzept, welches integraler Bestandteil der Weiterentwicklung der Operationstechniken über die letzten Dekaden war: Optimierung des tissue handling, d.h. die Minimierung des Operationstraumas, welches zugleich – durch Einführung von mikrochirurgischen bzw. endoskopisch oder elektromedizinisch optimierten Technologien, mit modulierten Mikroströmen und feinsten Nahtmaterialien – eine optimale Hämostase und Adhäsionsprophylaxe beinhaltet.

 

Lebensqualität der Patientinnen im Fokus

Heute stehen ein tiefgründiger Respekt für die Integrität der Patientinnen, für deren Wünsche und deren Selbstbild im Zentrum der Überlegungen. Der Organerhalt und die Organrekonstruktion, sowie der minimal-invasive Zugangsweg, sind die fachübergreifenden Schlüsselwörter dieses neuen Ansatzes in der modernen operativen Gynäkologie. Das Streben nach Organerhalt z. B der Zervixerhalt bei der Teilentfernung der Gebärmutter fokussiert auf die Lebensqualität der Patientinnen. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass Frauen nach Teilentfernung der Gebärmutter rascher den Geschlechtsverkehr wiederaufnehmen und über eine gesteigerte Libido und einer Verbesserung des Sexuallebens berichten – verglichen mit Frauen nach kompletter Entfernung der Gebärmutter. Die Minimierung des Operationstraumas durch adäquates tissue handling bedeutet somit für die Patientinnen: geringerer Blutverlust, geringere Schmerzsymptomatik, deutlich kürzerer Krankenhausaufenthalt, schnellere Rekonvaleszenz, Fertilitätserhalt, Erhalt und Verbesserung der Sexualität, Reduktion postoperativer Inkontinenzbeschwerden sowie Vermeidung von Langzeitkomplikationen bei gleichen kurativen Ergebnissen.


Quelle:

Statement »Die Schlüssellochchirurgie in der Gynäkologischen Onkologie: kleine Schnitte, große Wirkung« von Prof. Dr. Florin-Andrei Taran beim 61.DGGG-Kongress, Stuttgart 2016.

www.dggg.de

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