Romiplostim wird für die Behandlung von Patienten mit einer Immunthrombozytopenie eingesetzt, wobei möglicherweise anfangs eine höhere Dosierung von Vorteil ist.
Romiplostim wird zur Behandlung von erwachsenen, splenektomierten Patienten mit chronischer Immunthrombozytopenie (chronischer immun- idiopathischer thrombozytopenischer Purpura – ITP) eingesetzt. Mit anderen Worten kann man den Thrombopoietin-Rezeptor-Agonist als Zweitlinientherapie bei Immunthrombozytopenie verschreiben. Und zwar wenn andere Therapien – wie Kortikosteroide oder Immunglobuline – nicht wirken. Weiter kommt das Romiplostim als Second-line-Therapie bei Erwachsenen in Betracht, bei denen eine operative Entfernung der Milz kontraindiziert ist. Bereits im Jahr 2005 erhielt die Substanz von der US-amerikanischen Food and Drug Administration FDA den Orphan Drug Status zugesprochen. Nun zeigt eine rezente Studie Vorteile einer höheren Dosierung bei der Behandlung mit Romiplostim von Krankenhauspatienten.
Wirkweise und Pharmakokinetik von Romiplostim
Das nicht glykosyliertes Fc-Peptid-Fusionsprotein Romiplostim besteht aus einer Peptid- und einer Antikörperdomäne. Ähnlich wie bei den Erythrozyten fördert auch bei den Thrombozyten ein Wachstumsfaktor die Reifung aus Vorstufen (das sogenannte endogene Thrombopoietin – eTPO). Die Blutplättchen haben eine Lebensdauer von 10 Tagen und werden danach von Makrophagen in der Milz abgebaut. Die Bindung von Romiplostim an den TPO-Rezeptor an den membranständigen Rezeptor löst eine intrazelluläre Signalkette mit anschließender dosisabhängiger Thrombozytenvermehrung aus.
Die Therapie sollte unter der Anleitung eines Arztes erfolgen, der in der Behandlung hämatologischer Erkrankungen Erfahrung hat. Nach der Rekonstitution des Pulvers wird die Romiplostim Injektionslösung subkutan verabreicht. Dabei sollte man diese einmal pro Woche anwenden. Wobei man nach der subkutanen Romiplostim-Anwendung die Serumwerte in rund 14 Stunden das Maximum erreichen kann. Die Streubreite dürfte mit der jeweiligen Anzahl der Zellen in der thrombopoetischen Zelllinie im Zusammenhang stehen. Außerddem dürfte sie sich invers zu ihnen verhalten. Je mehr derartige Zellen mit TBO-Rezeptor zur Verfügung stehen, umso geringer ist die Serumkonzentration von Romiplostim. Wobei das mit einer zielvermittelten Bindung an Thrombozyten und ihre Vorstufen im Einklang steht.
Unter den Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen (19%), Myalgien (8,3%), Müdigkeit und Arthralgien mit jeweils 6% am häufigsten. Zu den potenziellen Risiken zählen negative Einflüsse auf das Knochenmark. Weiter die Blutbildung sowie Thrombose- und Thromboembolie-Risiken.
Höhere Dosierung off Label
Im Grunde genommen sollte das Romiplostim einmal pro Woche als subkutane Injektion angewendet werden. Dabei ist die Anfangsdosis mit 1 µg/kg (Mikrogramm pro Kilogramm) bezogen auf das aktuelle Körpergewicht.
Die Dosisberechnung erfolgt basierend auf Körpergewicht, benötigter Dosis sowie Konzentration des Arzneimittels.
Eine rezente Studie legt nahe, dass höhere Anfangsdosen von Romiplostim für hospitalisierte Patienten mit therapierefraktärer Immunthrombozytopenie sicher sein könnten. Dabei konnten höhere als zugelassene Dosierungen als Anfangstherapie die Zeit bis zum Ansprechen auf Thrombozyten und die Krankenhausaufenthaltsdauer verkürzen. Allerdings fordern dazu die Wissenschaftler groß angelegte Studien, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Literatur:
DasGupta RK, Levine L, Wiczer T, Cataland S. Initial romiplostim dosing and time to platelet response in patients with treatment refractory immune thrombocytopenia. J Oncol Pharm Pract. 2019 Apr;25(3):567-576. doi: 10.1177/1078155217748470. Epub 2018 Jan 3.
Sarah Chalmers, Michael D Tarantino. Romiplostim as a treatment for immune thrombocytopenia: a review. J Blood Med. 2015; 6: 37–44. Published online 2015 Jan 19. doi: 10.2147/JBM.S47240
Quelle:
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/nplate-epar-product-information_de.pdf