Freitag, März 29, 2024

Risikoverhalten von Jugendlichen

Jugendliche haben im Vergleich zu Kindern und Erwachsenen weniger Interesse an Informationen, die ihnen helfen würden, ihr Risikoverhalten besser einzuschätzen.

Von Jugendlichen werden häufig Informationen, die sie dazu bringen könnten, riskante Entscheidungen zu überdenken, ignoriert. Dementsprechend zeigen Informationskampagnen im Zusammenhang mit Risikoverhalten von Jugendlichen – etwa zu Drogenmissbrauch – oft nur begrenzte Wirkung.

 

Risikoverhalten von Jugendlichen – impulsives und risikoreicher Verhalten

Rücksichtsloses Fahrverhalten, Komasaufen oder Drogenkonsum – Jugendliche neigen nachgewiesenermaßen stärker zu impulsivem und risikoreichem Verhalten als Erwachsene. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung lieferte unlängst weitere Hinweise, um riskante Entscheidungen von Jugendlichen besser zu verstehen.

Es zeigte sich, dass Jugendliche im Vergleich zu Kindern und Erwachsenen weniger Interesse an Informationen haben, die ihnen helfen würden, die Risiken ihres Verhaltens besser einzuschätzen. Sie haben eine geringere Motivation, sich zu informieren und geben sich mit weniger Wissen zufrieden. „Das liegt nicht daran, dass sie kognitiv nicht in der Lage sind, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Sie wollen schlicht neue Erfahrungen machen und probieren sich aus“, kommentierte das Erstautor Wouter van den Bos, Wissenschaftler am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung.

Bisherige Studien hatten eine begrenzte Aussagekraft in Bezug auf echtes Risikoverhalten. In den dazu durchgeführten Laborexperimenten lagen den Studienteilnehmern oftmals alle zur Entscheidungsfindung notwendigen Informationen vor. Wenn Jugendliche ihr Glück herausfordern, indem sie mit Drogen experimentieren oder ungeschützten Sex haben, haben sie aber möglicherweise nur eine vage Vorstellung von den Konsequenzen ihres Handelns und den Wahrscheinlichkeiten ihres Eintretens. Dabei hätten sie häufig die Möglichkeit, sich zu informieren, bevor sie eine Entscheidung treffen. Das heißt, erst abzuwägen, dann zu handeln. „Wir haben den Probanden deshalb erstmals Aufgaben gestellt, bei denen sie weitere Informationen einholen konnten, um Unsicherheiten zu verringern“, so van den Bos weiter.

Im Rahmen der Studie nahmen 105 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 8 und 22 Jahren an verschiedenen Glückspielen teil, bei denen ein bestimmter Geldbetrag gewonnen werden konnte. Sie hatten entweder vollständige Informationen über die Höhe des Gewinns und seine Eintrittswahrscheinlichkeit (Entscheidung unter Risiko), oder sie kannten die Höhe des Gewinns, hatten aber unvollständige Informationen über die Wahrscheinlichkeit seines Eintretens (Entscheidung bei Uneindeutigkeit bzw. Ambiguität), oder ihnen war die Höhe des Gewinns wie seine Eintrittswahrscheinlichkeit unbekannt und sie hatten die Möglichkeit, weitere Informationen einzuholen (Entscheidung bei Unsicherheit). Daneben wurden die Teilnehmer zu ihrem persönlichen Risikoverhalten befragt.

Es zeigte sich, dass Jugendliche es eher akzeptieren, keine eindeutige Vorstellung über die Wahrscheinlichkeit möglicher Ereignisse zu haben und auch bei extremer Unsicherheit weniger nach Informationen suchen. Diese Toleranz des Ungewissen erreicht seinen Höhepunkt im Alter von 13 bis 15 Jahren. Im Gegensatz zu den Entscheidungen, bei denen alle Informationen vorlagen, stimmte das Risikoverhalten der Jugendlichen bei Uneindeutigkeit (Ambiguität) und Unsicherheit mit ihrem selbst eingeschätzten Risikoverhalten überein.

Fazit. Selbst wenn Jugendliche Informationen leicht bekommen, zeigen sie nur eine geringe Motivation, sich mit diesen zu beschäftigen. „Diese Erkenntnis müsste in  die Konzeption von Interventionen miteinfließen, wenn man Jugendliche wirklich erreichen möchte“, sagt Ko-Autor Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. „Erfolgversprechender als Informationskampagnen könnte zum Beispiel sein, Jugendlichen die Konsequenzen ihres riskanten Verhaltens in einer virtuellen Umgebung konkret erfahrbar zu machen“, so Hertwig weiter.

Literatur:

Van den Bos, W., & Hertwig, R. (in press). Adolescents display distinctive tolerance to ambiguity and to uncertainty during risky decision making. Scientific Reports. http://dx.doi.org/10.1038/srep40962

Quelle: www.mpib-berlin.mpg.dewww.mpg.de

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