Freitag, April 19, 2024

Risikofaktoren für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Patienten-Aufklärung und Prävention können viel dazu beitragen, um Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Patienten weitestgehend auszuschalten.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems – wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Herzinfarkt sind nachwievor die häufigsten Krankheiten in den Industrienationen. Nahezu jeder zweite Todesfall ist auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurückzuführen. Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist es daher fundamental wichtig, bestehende Risikofaktoren zu kennen. Denn dann können sie diese gegebenenfalls bekämpfen oder ausschalten. Unter dem Strich können Menschen durchaus viel unternehmen kann, um ihre persönlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.

 

Schlafapnoe, Herzschwäche und Schlaganfall

Ein unbehandeltes schweres obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) geht mit einer Beeinträchtigung der Pumpfunktion des linken und des rechten Ventrikels einher. Zusätzlich sind die vorübergehenden Atemstillstände während des Schlafes ein unabhängiger Risikofaktor für Herzkreislauf-Krankheiten. So ist ein OSAS mit einem erhöhten Risiko einer globalen Pumpschwäche (Spätfolge: manifeste Herzinsuffizienz) assoziiert. Während der negative Einfluss eines unbehandelten schweren OSAS auf die systolische und diastolische linksventrikuläre Herzpumpenleistung bereits gut bekannt ist, sind die Auswirkungen eines OSAS auf die rechtsventrikuläre Performance noch unklar.

Schlafbezogene Atemstörungen zeigen sich durch Schnarchen und Atempausen im Schlaf. Sie sind ernst zu nehmende Risikofaktoren für die Entstehung von hohen Blutdruck und Vorhofflimmern sowie Herzrhythmusstörungen und Schlaganfälle. In etwa 60% der Fälle von Schlaganfall und transitorischer ischämischer Attacke(TIA) wird gleichzeitig ein Schlafapnoe-Syndrom nachgewiesen.

 

Parodontitis – Lokale Antibiotika-Behandlung meist ausreichend

Die Gesamtmenge der im Mund befindlichen Bakterien ist bei Herz-Kreislauf-Patienten signifikant höher als bei gleichaltrigen Kontrollgruppen. Die Rolle von chronischen Infektionen jeder Art als Trigger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bekannt, die Gesamtbelastung mit Parodontitis­keimen und vor allem die Menge an Actinobacillus-actinomycetemcomitans in der Zahnfleischtasche sind signifikant mit koronaren Herzkrankheiten assoziiert.

Ein Zusammenhang des Erkrankungsrisikos mit der Taschentiefe konnte hingegen noch nicht nachgewiesen werden. Der Einsatz von Antibiotika bei Parodontitis scheint sowohl systemisch als auch mittels lokaler Gaben (Instillationen) zielführend zu sein.

 

Erektionsprobleme als frühes Warnsignal gehören zu den gefährlichen Risikofaktoren für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Herz- Kreislauf-Krankheiten

Unter dem Strich kann auch eine erektile Dysfunktion (ED) ein frühes Warnsignal für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein wichtiger Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit sein. Die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion beträgt in der Allgemeinbevölkerung etwa 20 bis 30%. Wobei sie bei kardiovaskulären Risikopatienten auf 50 bis 70% ansteigt. In mehreren Studie stellte sich die erektile Dysfunktion als hochprädiktiv für die Gesamtmortalität und den kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt, Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz sowie Schlaganfall heraus. Die erektile Dysfunktion scheint somit keine eigenständige Erkrankung sondern vielmehr ein frühes Symptom einer endothelialen Dysfunktion und generalisierten Atherosklerose zu sein.

 

Depression zählt zu den Risikofaktoren für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Patienten mit Depression neigen stärker zu Thrombosen als psychische gesunde Menschen. Weiter weisen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen auf. Somit sollte eine Depression sehr rasch behandelt werden. Denn eine frühzeitige Therapie kann helfen, Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu verhindern. Dementsprechende Ergebnisse brachten mehrere Studien.

In diesem Zusammenhang ist schließlich auch der Einsatz von Antidepressiva zu bewerten. Beispielsweise können diese Medikamente gegen psychische Probleme Studien zufolge die Plättchenfunktion verbessern. Und damit auch das Herzinfarkt-Risiko von Menschen mit Depression verbessern.

Literatur:

Virani SS, Alonso A, Benjamin EJ, Bittencourt MS, Callaway CW, Carson AP, Chamberlain AM, Chang AR, Cheng S, Delling FN, Djousse L, Elkind MSV, Ferguson JF, Fornage M, Khan SS, Kissela BM, Knutson KL, Kwan TW, Lackland DT, Lewis TT, Lichtman JH, Longenecker CT, Loop MS, Lutsey PL, Martin SS, Matsushita K, Moran AE, Mussolino ME, Perak AM, Rosamond WD, Roth GA, Sampson UKA, Satou GM, Schroeder EB, Shah SH, Shay CM, Spartano NL, Stokes A, Tirschwell DL, VanWagner LB, Tsao CW. American Heart Association Council on Epidemiology and Prevention Statistics Committee and Stroke Statistics Subcommittee. Heart Disease and Stroke Statistics-2020 Update: A Report From the American Heart Association. Circulation. 2020 Mar 3;141(9):e139-e596. doi: 10.1161/CIR.0000000000000757. Epub 2020 Jan 29. PMID: 31992061.

Westerman S, Wenger NK. Women and heart disease, the underrecognized burden: sex differences, biases, and unmet clinical and research challenges. Clin Sci (Lond). 2016 Apr;130(8):551-63. doi: 10.1042/CS20150586. PMID: 26957643.


Quelle:

Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Patienten: Mit Prävention zur optimierten Patientenversorgung. Mag. Stefanie Riemer. MEDMIX 09-2009, S5-7.

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V

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