Dienstag, April 16, 2024

Qualität der Kopfschmerzversorgung in Deutschland

Expertenstatement zur Qualität der Kopfschmerzversorgung in Deutschland – angelehnt an die Ergebnisse einer aktuellen Patientenbefragung.

Viele Reformen und Neuerungen werden initiiert, ohne dass die direkt Betroffenen, die Patienten, vorher befragt wurden. Die DMKG hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, belastbare Daten über das Wissen, aber auch zur Zufriedenheit mit der individuellen Kopfschmerztherapie und zu den Quellen, aus denen dieses Wissen bezogen wird, zu erheben. Im Rahmen einer repräsentativen Stichprobe von Jugendlichen ab 14 Jahren und Erwachsenen wurden deshalb in einem Interview unter anderem Fragen zur Kopfschmerzhäufigkeit und zum Beginn des Kopfschmerzes, zu Anzahl der Kopfschmerztage und Art der Informationsquelle, der Häufigkeit eines Arztbesuches und zum Grad der Zufriedenheit mit der erhaltenen Information erhoben.

  1. Die 6-Monats-Prävalenz für Kopfschmerzen ist 40,2 Prozent, davon haben 3,8 Prozent der Männer und 10,9 % der Frauen eine Migräne.
  2. Die Mehrzahl der Betroffenen haben im Mittel 1-3 Kopfschmerztage pro Monat, Männer weniger als Frauen.
  3. Die Informationsquelle, die weiterhin am häufigsten genutzt wird, ist trotz Internet mit Abstand der Arzt (35 Prozent), gefolgt von Apotheker und Freundeskreis (je ca. 20 Prozent). Nur 14 Prozent gaben das Internet als Informationsquelle an. Besonders Patienten mit einer Migräne bevorzugten den Arzt als Informationsquelle. Nach der Zufriedenheit mit den erhaltenen Informationen befragt, waren die Patienten im Mittel über alle Informationsangebote durchschnittlich zufrieden (2,5 auf einer 5-stelligen Skala), die Information des Arztes wurde von 54 Prozent mit sehr gut bzw. gut bewertet und damit leicht besser als die Information der Apotheker.
  4. Knapp die Hälfte der von Kopfschmerz Betroffenen hatten einen Arzt aufgesucht, wobei Patienten mit einer Migräne bzw. Frauen dieses etwas häufiger tun. Daneben gaben aber 10 Prozent auch an, wegen der Kopfschmerzen einen Heilpraktiker aufgesucht zu haben. Patienten, die einen Facharzt aufsuchten, nahmen häufiger eine Migräneprophylaxe ein als die Patienten, die alleinig vom Hausarzt betreut wurden, und insgesamt nahmen nur ca. 20 Prozent der Patienten mit 4-14 Migränetagen eine Prophylaxe (ca. 1/5 aller Kopfschmerzpatienten, die einen Arzt aufgesucht hatten). Die meisten Patienten waren über Verhaltenstherapie bzw. Biofeedback als Möglichkeiten der Prophylaxe nicht informiert.

Diese Daten belegen, dass Kopfschmerzen in der Bevölkerung häufig sind und auch zu einem entsprechenden Informations- und Behandlungsbedarf führen. Trotz eines breiten Informationsangebots im Internet wird der Arzt als Informationsquelle höher eingeschätzt. Dennoch bleiben aber ca. 50 Prozent der Patienten ohne ärztliche Konsultation. Eine Konsequenz aus der Erhebung sollte sein, dass das ärztliche und hier besonders auch das Wissen der Ärzte in der Primärversorgung über die Möglichkeiten der Therapie von primären Kopfschmerzen weiter ausgebaut wird, dies insbesondere vor dem Hintergrund von neuen, spezifischeren Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft. Das Wissen über nicht-medikamentöse Verfahren in der Kopfschmerzversorgung – speziell der Migränetherapie – ist nur begrenzt bei den Patienten vorhanden.

EXPERTENSTATEMENT Die Qualität der Kopfschmerzversorgung in Deutschland – Ergebnisse einer aktuellen Patientenbefragung. PD Dr. med. Stefanie Förderreuther, Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) und Oberärztin an der Neurologischen Klinik, Ludwig- Maximilians-Universität München, Klinikum Innenstadt, München. Professor Dr. med. Andreas Straube, Vizepräsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) und Oberarzt an der Neurologischen Klinik, Ludwig- Maximilians-Universität München, Klinikum Großhadern, München.

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