Um erhöhten Pulsdruck effektiv senken zu können, setzt man in der Behandlung meist mehrere Medikamente ein, um die notwendigen Grenzwerte zu erreichen.
Der Pulsdruck – im angloamerikanischen Bereich »pulse pressure« genannt – entspricht eigentlich der Blutdruckamplitude. Er gibt den Abstand von systolischem und diastolischem Blutdruck an. Man zieht einfach den diastolischen vom systolischen ab, um den Pulsdruck zu berechnen. Da erhöhter Pulsdruck einen isolierten Risikofaktor für Herz und Gefäße (kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse) darstellt, muss sind für einer effektive Behandlung meist mehrere Medikament notwendig, um den Pulsdruck auf die erwünschten Grenzwerte um 65 mm Hg senken zu können.
Isolierte systolische Hypertonie
Die Ursachen für einen erhöhten Pulsdruck liegen in der Regel in einer Abnahme der Windkesselfunktion und Elastizität der großen Gefäße als Folge einer fortgeschrittenen Atherosklerose.
Im Vergleich zum diastolischen Blutdruck korreliert vor allem bei älteren Patienten der systolische Blutdruck wesentich enger mit der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität. Schließlich wurde der Begriff der isolierten systolischen Hypertonie, die letztlich Ausdruck eines erhöhten Pulsdruckes ist, als eigenständige Form der Hypertonie akzeptiert.
Ein erhöhter Pulsdruck stellt einen isolierten Risikofaktor für kardio- und cerebrovaskuläre Ereignisse, wie z.B. einen Myokardinfarkt oder einen Insult, sowie für die Entstehung einer Linkshypertrophie oder einer Niereninsuffizienz dar. Besonders deutlich kommt der Zusammenhang zwischen erhöhtem Pulsdruck und der Entwicklung einer Herzinsuffizienz zur Darstellung. Hier ist praktisch eine lineare Korrelation gegeben.
Welche Patienten besonders unter erhöhtem Pulsdruck leiden
Sowohl bei normotensiven als auch bei hypertensiven Patienten zeigt der diastolische Blutdruck einen Anstieg bis etwa zur 6. Lebensdekade und danach eine Abnahme, während der systolische Blutdruck einen kontinuierlichen Anstieg aufweist. Dadurch steigt der Pulsdruck mit dem Alter stetig an.
Die isolierte systolische Hypertonie mit erhöhtem Pulsdruck ist somit eine typische Erkrankung des älteren Patienten.
Welche Pulsdruck-Grenzwerte von Bedeutung sind
Leider werden erhöhte systolische Blutdruck- und Pulsdruckwerte gerade bei älteren Patienten nach wie vor bagatellisiert und unzureichend oder gar nicht behandelt. Idealerweise sollte der systolische Blutdruck unabhängig vom Lebensalter unter 140 mm Hg liegen.
Der diastolische Blutdruck sollte zwar weniger als 90 mm Hg betragen, jedoch nicht unter 70 mm Hg absinken. Der normale Pulsdruck beträgt 50 mm Hg, diesen Idealwert wird man aber in der Praxis nicht immer erreichen.
Pulsdruck senken
Als erstes Ziel der Behandlung sollte man jedenfalls versuchen, den Pulsdruck auf einen Grenzwert von zumindest 65 mm Hg zu senken. Wobei hier das Vorliegen relevanter Begleiterkrankungen entscheidend ist. Sollte keine vorhanden sind, dann empfehlen Experten zur medikamentöse Behandlung der isolierten systolischen Hypertonie langwirksame Kalziumantagonisten vom Dipyridamoltyp sowie Thiazid-Diuretika.
Oft handelt es sich allerdings um Patienten mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Deswegen haben hier Betablocker ein besonderer Stellenwert in der Therapie.
Betablocker leiden nach wie vor unter dem Ruf, einen negativen Einfluss auf den Stoffwechsel – speziell den Lipid- und Glucosestoffwechsel – auszuüben. Aus diesem Grund wird unglücklicherweise vielen Diabetikern die so wichtige Therapie mit einem Betablocker vorenthalten.
Nachdem das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System eine wichtige Rolle spielt, könnten auch die ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptor-Blocker in die engere Wahl gezogen werden.
Kombinationstherapien
Wie bei der antihypertensiven Therapie ist auch die effektive Behandlung von erhöhten Pulsdruck meist durch eine Monotherapie nicht ausreichend. Um das Therapieziel erreichen zu können, nämlich den Pulsdruck wie oben erwähnt auf den Grenzwert 65 mmHg oder tiefer zu senken, ist sehr oft die Kombination mehrerer antihypertensiver Medikamente angezeigt.
Literatur:
Yildiran T, Koc M, Bozkurt A, Sahin DY, Unal I, Acarturk E. Low pulse pressure as a predictor of death in patients with mild to advanced heart failure. Tex Heart Inst J. 2010;37(3):284–290.
Gillebert TC. Pulse pressure and blood pressure components:. Is the sum more than the parts? Eur J Prev Cardiol. 2018 Mar;25(5):457-459. doi: 10.1177/2047487318755805. Epub 2018 Jan 26.
Quelle:
MEDMIX 6/2004 Interview mit Dr. Wolfgng Weihs, Abteilung für Innere Medizin, Department für Kardiologie und Intensivmedizin